Ein offenbar zu seltenes Bild: Menschenmassen in der Stuttgarter Innenstadt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Debatten um Fahrverbote und den Wegfall von Parkplätzen haben dem Handel geschadet, sagt Sabine Hagmann. Die Chefin des Handelsverbands übt im Interview mit unserer Zeitung scharfe Kritik an der Politik.

Stuttgart - Die Chefin des Handelsverbands, Sabine Hagmann, sieht die Schuld für rückläufige Umsätze bei Politik und Onlinehändlern

„Es gibt Städte in denen einiges los ist. In anderen ist es hingegen ziemlich leer“, antwortet Sabine Hagmann im Interview mit unserer Zeitung auf die Frage nach dem Verlauf des Weihnachtsgeschäfts im stationären Handel. Zur Lage in Stuttgart sagt die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg: Ein Grund für die schwachen Kundenfrequenz seien die negativen Diskussionen um den Wegfall von Parkplätzen und drohende Fahrverbote. Diese Debatten waren schädlich für den Handel“, sagt sie. Und: „Wir haben gesehen, dass der Handel im Südwesten schlechter unterwegs ist als im Bundesdurchschnitt.“

Hagmann äußert harsche Kritik an der Politik: „Die öffentliche Hand kann nicht immer den privaten Pkw-Verkehr kritisieren, damit den Onlinehandel fördern und in Sachen Infrastruktur dann zu wenig machen.“ Hintergrund der Kritik ist die starke Zunahme von „Fahrzeugen der Paketdienste, die mehr und mehr die Straßen verstopfen“, so Hagmann. Auch die Stuttgarter Stadtverwaltung wird vom Ärger der Verbandschefin nicht verschont. Ihr geht es darum, die Aufenthaltsqualität in den Städten grundlegend zu verbessern. „Da reicht es angesichts dieser enormen Herausforderungen nicht aus, den Brunnen auf dem Marktplatz ein wenig höher zu legen. Da muss deutlich mehr gemacht werden.“

Ein weiterer Grund für die vergleichsweise leeren Innenstädte und die rückläufigen Umsätze im traditionellen Handel ist laut Hagmann der Zuwachs im Internethandel. Der Deutsche Handelsverband schätzt den Anteil der Onlineanbieter im aktuellen Weihnachtsgeschäft auf 25 Prozent. „Der Sprung über die vergangenen Jahre ist enorm. Es ist noch nicht lange her, da waren wir online noch im einstelligen Bereich“, erklärt Hagmann.