In Weil im Schönbuch war vor wenigen Wochen ein Polizist mit einem Samuraischwert angegriffen worden. Foto: /SDMG / Dettenmeyer

Die Kriminalstatistik des Corona-Jahres 2020 zeigt, dass Attacken gegen Beamte massiv zugenommen haben. Einen deutlichen Zuwachs gab es auch bei kinderpornografischen Vergehen. Dafür wird im Lockdown weniger eingebrochen und weniger gestohlen.

Böblingen - Eine Tat wie aus einem Horrorfilm. Als die Polizisten vor wenigen Wochen in Weil im Schönbuch eine Familie kontrollierten, attackierte unvermittelt ein Mann einen Polizeibeamten. Er schlug ihn mit einem Samuraischwert heftig gegen den Kopf, sein Kollege hatte gerade noch Zeit zu reagieren und schoss dem Angreifer in die Beine.

Das war der Höhepunkt der Gewalttaten gegen die rund 1700 Polizeibeamten, die in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen im Einsatz sind, davon 1500 im Vollzugsdienst. Das Präsidium Ludwigsburg, das für beide Kreise zuständig ist, hat jetzt die Statistik für das vergangene Corona-Jahr veröffentlicht. Jeden Tag, so heißt es da, werde ein Polizist angegriffen, aber tatsächlich sind es weit mehr Fälle. Im Kreis Ludwigsburg griffen Täter 381 Mal einen Beamten an, im Kreis Böblingen 214 Mal, eine Zunahme im Vergleich zum Jahr 2019 von 20 und 16 Prozent.

Kriminalität Dass die Polizei weiterhin einen guten Job macht, sieht man daran, dass die Kriminalitätsrate weiter rückläufig ist. Sie hat den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2010 erreicht. Im Kreis Böblingen beträgt der Rückgang 3,6 Prozent, gleichzeitig gelang es der Polizei, die Aufklärungsquote in beiden Kreisen von 62,1 auf 63,7 Prozent zu steigern. Überdies ist die Kriminalitätsbelastung im Vergleich zum Landesdurchschnitt deutlich geringer.

Wohnungseinbrüche Die Zeiten, wo ein Wohnungseinbruch den anderen jagte, scheinen vorbei zu sein. Die Quote ist auf einem geradezu historischen Tief. Im Kreis Böblingen gab es nur noch 185 Einbrüche. Sicherlich hat den Einbrechern vor allem die Pandemie das Geschäft verdorben. „Wenn die Menschen ständig zu Hause sind, gibt es für die Einbrecher weniger Gelegenheiten für ihre Taten“, sagt der Polizeipressesprecher Peter Widenhorn. Auch die Aufklärungsquote stieg deutlich von 19,8 auf 28,6 Prozent.

Diebstahl Um 11,2 Prozent auf 8704 Fälle ist die Anzahl der Diebstähle zurückgegangen. Der einfache Diebstahl ging mit 15,6 Prozent dabei deutlicher zurück als der schwere Diebstähle mit minus 2,6 Prozent. Auch das ist der Pandemie geschuldet und zwar aus einem einfachen Grund: „Wenn Läden geschlossen sind, können keine Ladendiebstähle begangen werden“, sagt der Polizeipressesprecher. Mord und Totschlag Die Straftaten gegen das Leben waren im vergangenen Jahr auf einem Zehnjahrestief. Die Polizei zählte 14 Verbrechen, in fünf Fällen ermittelt die Kriminalpolizei wegen des Verdachts auf Mord. Erwähnenswert dabei ist, dass elf der 14 Straftaten nur versucht wurden.

Sexuelle Selbstbestimmung Hier verzeichnen die Polizei-Statistiker eine Steigerung von 579 auf 624 Fälle. Der Grund dafür ist die Verbreitung von Kinderpornografie im Internet. Während die mit Gewalt begangenen Taten wie Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und sexueller Missbrauch meist rückläufig sind, ist bei der Verbreitung der Kinderpornografie im Netz ein starker Anstieg von 150 auf 253 Fälle zu verzeichnen, der die Statistik der Sexualdelikte stark beeinflusst. Hier stehen die Ermittler vor großen Herausforderungen. Die Anzahl der Verfahren stieg von 128 im Jahr 2019 auf zuletzt 211 an, die Polizei musste in diesen beiden Jahren 438 Terabyte Daten auswerten. Vor diesem Hintergrund hat die Polizei organisatorisch und personell reagiert.