Während die Zahl der Gewaltdelikte im Kreis Esslingen im Jahr 2019 insgesamt zurückgegangen ist, haben körperliche Übergriffe auf Polizisten zugenommen. Foto: Phillip Weingand/Archiv

Trotz eines Anstiegs liegt die Kriminalitätsrate im Kreis Esslingen noch unter dem Landesdurchschnitt. Es gibt allerdings ein paar Problemfelder.

Kreis Esslingen - Die Statistik des Reutlinger Polizeipräsidiums spricht eine deutliche Sprache. Im Jahr 2019 hat es im Landkreis Esslingen zwar weniger gefährliche Körperverletzungen und weniger Diebstähle gegeben. Zudem sanken auch die Zahlen im Bereich der Wirtschaftskriminalität um mehr als 20 Prozent. Auf der anderen Seite ging die Quote bei den Wohnungseinbrüchen (20,5 Prozent), bei Sexualstraftaten (27,3 Prozent) und im Bereich der Computerkriminalität (29,8 Prozent) steil nach oben.

Der größte Zuwachs allerdings ist bei Betrugsdelikten zu verzeichnen. Vor allem das sogenannte Spoofing, wozu alle Arten des Telefonbetrugs gehören, hatte im vergangenen Jahr Hochkonjunktur. 2431 Fälle wurden polizeilich registriert und damit mehr als doppelt so viele wie noch 2018. Die gute Nachricht dabei: Nur bei einem Bruchteil der Taten waren die Betrüger auch erfolgreich. In 98,7 Prozent der Absichten, die Angerufenen um ihr Erspartes zu erleichtern – egal ob mit der Masche „Falscher Polizist“ oder „Enkeltrick“ – blieben im Versuchsstadium stecken.

Betrugsversuche haben Auswirkungen auf Gesamtstatistik

Dennoch wirkt sich gerade dieser Punkt nicht zuletzt im Kreis Esslingen und gleich in zweierlei Hinsicht negativ auf die Gesamtstatistik aus. Mit den 25 743 Straftaten, die aktenkundig geworden sind, wurden im vergangenen Jahr 1266 Fälle mehr registriert als 2018, was einer deutlichen Zunahme von 5,2 Prozent entspricht. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote von 60,9 auf 56,8 Prozent.

Für Björn Reusch von der Pressestelle des Reutlinger Präsidiums „hängen diese Zahlen direkt mit den jeweiligen Delikten zusammen“. Gerade wenn es bei betrügerischen Anrufen beim Versuch bleibe, sei es schwierig, den Tätern auf die Spur zu kommen. „Und auch der Anstieg der Gesamtzahlen im vergangenen Jahr korreliert, wie man sehen kann, ganz direkt mit diesem Bereich“, betont Reusch. Dennoch liege nicht nur das Polizeipräsidium Reutlingen insgesamt, sondern auch der Kreis Esslingen mit 4822 Straftaten pro 100 000 Einwohner noch um rund 200 unter dem Landesdurchschnitt.

Mehr Sexualstraftaten und mehr Einbrüche

Der Anstieg bei den Sexualstraftaten lässt sich – zumindest teilweise – ebenfalls einordnen. So wurden einem Mann aus Neckartenzlingen 44 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern per Internetchat zur Last gelegt. Warum es wiederum in der Stadt Esslingen 21 Sexualdelikte mehr gab als im Jahr zuvor, ist nicht zu erklären, da hier kein mutmaßlicher Serientäter am Werk war.

Ebenfalls schwer zu erklären ist, zumindest auf den ersten Blick, das Problemfeld Einbruch im Esslinger Raum. Mehr als 60 Prozent der Delikte, die in diesem Segment beim Polizeipräsidium Reutlingen aktenkundig geworden sind, ereigneten sich im hiesigen Landkreis. Zwar befindet sich die Quote im Fünf-Jahres-Vergleich immer noch auf dem zweitniedrigsten Stand. Von 2018 auf 2019 stieg die Zahl allerdings von 351 auf 423 Fälle.

Immer mehr gewalttätige Übergriffe auf Polizeibeamte

Ein dezidierter Grund für die Zunahme nach einem stetigen Rückgang in den Vorjahren ist nicht so leicht zu finden. Zwar verweist die Polizei auf die Infrastruktur des Landkreises Esslingen, der mit seiner Bebauung und den Verkehrswegen den Tätern günstigere Bedingungen bietet. Daran allerdings hat sich in der jüngeren Vergangenheit nichts Wegweisendes verändert, sodass Björn Reusch einen klaren Anlass sieht, „künftig eine verstärkte Präsenz zu zeigen und Aktionen auch unter Mithilfe des Polizeipräsidiums Einsatz durchzuführen“.

Dass Polizisten zunehmend selbst zu Opfern geworden sind, macht eine weitere Zahl aus der Kriminalstatistik deutlich. Denn während die Quote bei den Gewalttaten insgesamt sinkt, werden die Ordnungshüter seit Jahren vermehrt körperlich attackiert. Im Kreis Esslingen gab es im vergangenen Jahr 466 Übergriffe und damit fast zehn Prozent mehr als 2018.