Bei einem Wohnungseinbruch werden am häufigsten Türen oder Fenster aufgehebelt. Aber es gilt: Gelangen die Täter nach kurzer Zeit nicht in das Objekt, lassen sie in den meisten Fällen von ihrem Vorhaben ab. Foto: dpa

Entgegen dem Landestrend steigt in Südbaden die Zahl der Wohnungseinbrüche. Die Nähe zur Grenze zieht Kriminalität an. Die wenigsten Fälle werden aufgeklärt.

Freiburg - Wohnungseinbrüche ohne Ende. Zwischen dem 14. und dem 17. Februar verzeichnet die Polizeistatistik allein im Freiburger Stadtgebiet drei, in Merzhausen vier Einbrüche. Dazu kommen weitere in Südbaden – etwa in Müllheim, Heitersheim und Horben, in Breisach, Efringen-Kirchen und Grenzach-Wyhlen. Nicht besser sah es am Wochenende davor aus: Zehn Einbrüche wurden in Freiburg gemeldet, vor allem im Stadtteil Herdern, weitere in Staufen, Müllheim, Bad Krozingen und Bad Säckingen, ganz zu schweigen von den Einbrüchen unter der Woche. Wird das so weitergehen?

„Die dunkle Jahreszeit neigt sich dem Ende entgegen, jetzt wird noch einmal richtig zugeschlagen“, so Detlef Erny (48), Kriminalrat im Polizeipräsidium Freiburg. „Die Saison ist noch nicht zu Ende.“ Der Polizist leitet seit Oktober die Kriminalinspektion II; zuvor hatte er im Polizeipräsidium Offenburg den Wohnungseinbruchdiebstahl im Blick. „Beide Präsidien haben in dieser Hinsicht das gleiche Problem und zum Teil die gleichen Täter“, sagt er und weiß, dass die grenznahe Lage jede Menge Kriminalität anzieht. „Es gibt kriminalgeografische Räume, die schwer zu kontrollieren sind“, sagt der Experte. Ein Blick auf die Landkarte lässt keine Zweifel. Der Diebstahl aus Wohnungen konzentriert sich auf die Räume Freiburg, Emmendingen, Müllheim, Weil am Rhein, Lörrach und Säckingen – Städte im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Freiburg. Bundeslandweit nimmt dagegen seit drei Jahren die Zahl der Wohnungseinbrüche kontinuierlich ab.

Unterwegs sind sehr mobile kleine Zellen

Zur „Grundlast einheimischer Beschaffungskriminalität“ komme die Kriminalität reisender Gruppen von weit her, sagt Erny: „Wir haben es vorwiegend mit Tätern aus ärmeren Ländern zu tun.“ Sie kommen vom Balkan, vor allem aus Albanien, zuweilen aber auch aus Georgien. Unterwegs sind sehr mobile kleine Zellen von zwei, drei oder vier Personen, die arbeitsteilig vorgehen. Sie können sich meist auf Komplizen, Bekannte oder Verwandte stützen, die bereits hierzulande wohnen. „Die Tätergruppen erkunden die Objekte, schauen, ob jemand zu Hause ist, und sind beim Einbrechen sehr schnell“, erzählt Erny. Sie nutzen die Schwachstellen von Häusern, also gekippte oder offen stehende Fenster und Terrassentüren. Und achten darauf, ob Alarmanlagen oder Bewegungsmelder vorhanden sind.

Im Eindringen durch Fenster und Türen sind sie geübt. Gearbeitet wird mit einfachen Mitteln, mit Schraubenziehern, Stemmeisen, Akku- oder Handbohrern. Gesucht wird gezielt nach Bargeld und Schmuck. Mobiltelefone und Notebooks sind ebenfalls begehrt, größere Gegenstände eher nicht, denn sie könnten beim Abtransport auffallen. Oft werden das Diebesgut und die Tatwerkzeuge in der Nähe des Tatortes deponiert und später abgeholt. Selbst wenn die Polizei rasch eintrifft, kann sie Verdächtigen die Tat oft erst nach langwierigen und aufwendigen Ermittlungen nachweisen. Bis dahin bleiben die mutmaßlichen Täter in Freiheit.

Die Polizei arbeitet grenzüberschreitend zusammen

Muss die Polizei deshalb machtlos erleben, dass die Täter über die Landesgrenze in die Schweiz oder nach Frankreich verschwinden? „Die Strafverfolgung endet nicht am Rhein“, betont Kriminalrat Erny. Die Polizei arbeite grenzüberschreitend gut zusammen, aber eine gemeinsame operative Einsatzgruppe wäre noch besser. „Wichtig ist, dass wir den Fahndungsdruck erhöhen“, betont Erny. Sobald dies gelänge, gingen die Fälle zurück. Im Juli 2017 änderte der deutsche Bundestag das Strafgesetzbuch: Einbruchdiebstahl „in eine dauerhaft genutzte Privatwohnung“ wird ab dem Zeitpunkt als Verbrechen eingestuft, das mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet wird. Seither habe sich die Lage zeitweise entspannt. Angesichts höherer Strafen seien die Einbrüche um 20 Prozent zurückgegangen. Im Jahr werden im Freiburger Polizeipräsidium zwischen 1200 und 1300 Taten registriert. Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen schwankt zwischen zehn und 30 Prozent. Das heißt: Die meisten Taten werden somit nicht aufgeklärt und abgeurteilt.

Was könnte außer einer personellen Aufstockung bei der Polizei und grenzüberschreitender Zusammenarbeit noch helfen bei der Strafverfolgung? „Die Vorratsdatenspeicherung“, sagt Erny. „Wir sind auf die Auswertung von Verbindungsdaten angewiesen, wenn wir Vernetzung und Absprachen oder Mehrfachtäterschaft nachweisen wollen.“ Aber das sei schwierig, wenn Mobilfunkdaten schnell gelöscht würden. Andererseits sieht der Polizist durchaus auch den Konflikt zwischen Datenschutz und Sicherheitsbedürfnis. „Wir wollen ja den Rechtsstaat behalten; das ist ein Privileg, das nicht viele auf der Welt haben.“ Letztlich müsse die Polizei darauf setzen, dass auch die Bürger durch geeignete Schutzmaßnahmen ihren Anteil an der Verbrechensprävention übernehmen. Denn ein leichter Zugang zur Beute spiele den Einbrechern in die Hände.