Absperrband hängt vor einem zerstörten Geldautomaten in Kranenburg im nordrhein-westfälischen Kreis Kleve. Foto: Guido Schulmann/dpa

In Deutschland ist die Zahl der gesprengten Geldautomaten weiterhin hoch. In Nordrhein-Westfalen gibt es die meisten Vorfälle, dort haben Kriminelle 30 Millionen Euro seit 2015 erbeutet. In Baden-Württemberg haben die Sprengungen deutlich zugenommen.

Wiesbaden/Düsseldorf/Stuttgart - Gangster, die in Nordrhein-Westfalen reihenweise Geldautomaten in die Luft jagen, haben in fünf Jahren schon mehr als 30 Millionen Euro erbeutet. Das hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf Anfrage der SPD-Fraktion mitgeteilt. Seit 2015 hätten die Täter bei Hunderten Coups insgesamt 30,6 Millionen Euro gestohlen.

Die Betreiber der Geldautomaten müssten die Polizei stärker unterstützen. Er werde im kommenden Monat die Repräsentanten der Banken zu einem Fachgespräch einladen, kündigte der Innenminister an. Ein wirksamerer Schutz der Geldautomaten gegen Angriffe sei möglich und solle auch angestrebt werden.

Mehr Geldautomaten-Sprengungen im Südwesten

Die meisten Sprengungen gab es den Angaben zufolge in Nordrhein-Westfalen (105), Hessen (53) und Niedersachsen (45). Insgesamt wurden bundesweit 132 Verdächtige ermittelt. Seit 2015 hat sich die Zahl der Automatensprengungen von 157 jedoch mehr als verdoppelt.

In Baden-Württemberg gab es 2019 insgesamt 34 Fälle von gesprengten Geldautomaten – nach 21 im Vorjahreszeitraum, wie aus dem aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden hervorgeht. In Deutschland wurden demnach 349 Geldautomaten gesprengt. Dies entspricht einem Rückgang gegenüber dem Jahr 2018 um 5,4 Prozent. Die Höhe der Beute sank gleichzeitig von 18 Millionen Euro auf 15,2 Millionen Euro.

So gehen die Diebe vor

Diebe suchen sich mit Vorliebe verkehrsgünstig gelegene Filialen aus. So können sie schnell über nahe gelegene Bundesstraßen oder Autobahnen fliehen. Gerne mit hochmotorisierten, getunten Wagen, die zudem oft gestohlen sind, und rücksichtsloser Fahrweise, wie es beim Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart heißt.

Die Fahnder gehen davon aus, dass die Diebe „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ zur organisierten Kriminalität gehören. Ein Großteil agiere bandenmäßig, arbeitsteilig und sehr professionell. Aber auch ortsansässige Kriminelle seien aktiv. Was die Ermittlungen außerdem schwierig macht: Durch die Explosionen würden häufig Spuren vernichtet, zudem gebe es selten Zeugen.

Wie sich die Geldinstitute schützen

Banken und Sparkassen betreiben in Deutschland rund 57 000 Geldautomaten. Nach Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) in Berlin gibt es verschiedene Präventiv- und Sicherheitsmaßnahmen: Videoüberwachungssysteme, Einbruchmeldeanlagen, Erschütterungsmelder sowie Systeme zur Gas-Neutralisierung. „Welche Vorkehrungen in welcher Kombination aus dem zur Verfügung stehenden Maßnahmenkatalog getroffen werden, hängt stets von der jeweiligen Risiko- und Gefährdungssituation des Standortes ab.“