Die Landespolizei vermeldet eine erfolgreiche Bilanz für das Jahr 2018. Foto: dpa

Gute Nachricht für die Menschen in Baden-Württemberg: Die Kriminalität im Südwesten sinkt weiter. Die Polizei klärt die Fälle öfter auf. Und doch gibt es das eine oder andere Problem.

Stuttgart - Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) hat einen doppelten Erfolg der Polizei vermeldet. So hat die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr im Südwesten erneut leicht abgenommen. Genau 572 173 Delikte registrierten die Sicherheitsbehörden – das sind 1,5 Prozent weniger als im Jahr 2017. Gleichzeitig steigerte die Polizei die Aufklärungsquote von 62,4 auf 62,7 Prozent. Das sei „ein historisch gutes Ergebnis“, sagte Strobl bei der Vorstellung des neuen Sicherheitsberichts in Stuttgart. Die Kriminalitätsbelastung pro Einwohner sei damit so niedrig wie seit 1990 nicht mehr. Und die Aufklärungsquote sei so hoch wie noch nie seit der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung 1971. Das spreche für die „exzellente Arbeit“ und eine weitsichtige Schwerpunktsetzung der Polizei.

Es gibt aber auch Aspekte im Kriminalitätsgeschehen, die die Polizei weiter vor große Herausforderungen stellen. Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick.

Diebstahl

Auffällig ist der Rückgang bei Diebstahldelikten insgesamt um zehn Prozent. Der Schwerpunkt gegen Einbrecher mit Präventionsarbeit, speziellen Ermittlungseinheiten und guter Zusammenarbeit mit anderen Ländern wirkte sich weiter positiv aus. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank um fast 16 Prozent auf 7126 Fälle. Das ist der niedrigste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich. Auch bei Laden- (-6 Prozent) und Taschendiebstahl (-18 Prozent) gab es weniger Strafanzeigen.

Flüchtlinge

55 642 Delikte, also knapp zehn Prozent aller Straftaten, gingen auf das Konto von Flüchtlingen. Das sind zwar neun Prozent weniger als im Vorjahr. Gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung (rund zwei Prozent) bewegen sich die Zahlen aber weiter auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Körperverletzungen (7144) und Ladendiebstähle (5628) kamen 2018 am häufigsten vor. Anstiege gab es zudem bei Rauschgiftkriminalität (3786) und Sexualstraftaten (757). Der Trend, dass immer mehr der Taten im öffentlichen Raum – und nicht in Flüchtlingsunterkünften – stattfinden, hielt zuletzt an.

Öffentlicher Raum

Zwar gingen die Straftaten im öffentlichen Raum insgesamt zurück. Wie unsere Zeitung bereits berichtete, kletterte allerdings die Zahl der Aggressionsdelikte auf offener Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln um 1355 auf mehr als 27 440 Fälle. Mit diesem Ergebnis sei man „nicht zufrieden“, sagte Landespolizeipräsident Gerhard Klotter. Gerade weil diese Fälle sich auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen auswirken, wolle man diesen Deliktsbereich wieder „zurückdrängen“. Innenminister Strobl beklagte „Verrohungstendenzen in der Gesellschaft“. Dies sei eine Entwicklung, mit der er sich nicht abfinden werde. Man setze auch künftig einen Schwerpunkt auf die Sicherheit im öffentlichen Raum. Unter Aggressionsdelikte fallen alle Straftaten, bei denen physische Gewalt eingesetzt wird .

Sexuelle Übergriffe

Die Strafanzeigen wegen Sexualstraftaten stiegen um rund ein Viertel: von 6110 auf 7607 Fälle. Die Polizei führt dies vor allem auf die im November 2016 erfolgte Gesetzesänderungen wie die Einführung des Straftatbestands der sexuellen Belästigung, eine Änderung in der statistischen Erfassung sowie eine höhere Sensibilisierung für dieses Thema durch gesellschaftliche Debatten („Nein heißt Nein!) zurück. Das Dunkelfeld bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sei „gigantisch“, sagte Strobl. Ein Anstieg der Zahlen könne daher auch bedeuten, dass man etwas Licht ins Dunkel bringe.

Gewalt gegen Polizisten

Die Gewalt gegen Polizeibeamte nahm wieder zu – um rund zehn Prozent von 4330 auf 4767 Fälle. Als „traurigen Höchststand“ bezeichnete Strobl dies. Knapp 3800 Fälle davon waren Widerstandshandlungen oder tätliche Angriffe, die zu 2375 Leicht- und 34 Schwerverletzten unter den Beamten führten. Strobl hat auf diese Entwicklung bereits reagiert: die ersten sogenannten Bodycams, die Angriffe und Respektlosigkeiten (und auch Fehlverhalten von den Beamten) aufzeichnen können, sind inzwischen im Einsatz. Bis zum Sommer sollen die kleinen Schulterkameras landesweit zur Standardausstattung von Streifen gehören. Er erhoffe sich von den Geräten nicht nur eine beweissichernde Funktion, sondern auch eine gewaltdeeskalierende Wirkung, sagte Strobl.

Falsche Polizisten

Die Masche mit den falschen Beamten boomte. Dabei geben sich Trickbetrüger am Telefon als Polizisten aus und bieten vornehmlich älteren Menschen an, ihr erspartes Geld oder wertvollen Schmuck vor angeblichen Einbrechern in Sicherheit zu bringen. Die Zahl der Versuche verdreifachte sich im vergangenen Jahr und lag bei über 7000. Allerdings blieb es bei mehr als 97 Prozent der Fälle beim Versuch. Dass die Betrüger immer seltener erfolgreich sind, führt die Polizei auch auf die verstärkte Aufklärung zurück. Fallen Menschen doch mal auf den Trick herein, ist der Schaden meistens gewaltig. Im vergangenen Jahr brachten die Trickbetrüger ihre Opfer um insgesamt 6,8 Millionen Euro – im Schnitt sind das 37 000 Euro pro Fall.