In der Öffentlichkeit fliegen immer öfter die Fäuste (Symbolbild). Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Sonst präsentiert die Polizei Aalen ihre Statistik auf einem öffentlichen Event – wegen des Coronavirus kam sie in diesem Jahr nur digital. Mit welchen Straftaten sie 2019 besonders oft zu kämpfen hatte, lesen Sie hier.

Rems-Murr-Kreis - Die schlechte Nachricht zuerst: Im Rems-Murr-Kreis, dem Ostalbkreis und dem Kreis Schwäbisch-Hall hat es im Jahr 2019 mehr Straftaten gegeben als in den zwölf Monaten zuvor. Doch die gute Nachricht lautet: Im Fünf-Jahres-Vergleich zeigt sich, dass die Polizei im Jahr 2015 viel häufiger gefordert war. Das ergibt sich aus der Statistik, die das Präsidium in Aalen jedes Jahr herausgibt. Normalerweise geschieht dies auf einem öffentlichen Event, vor vielen Journalisten. Doch in Zeiten des Coronavirus ist die Statistik für 2019 lediglich in digitaler Form verschickt worden.

Falsche Polizisten: Zahl der Betrugsversuche explodiert

Der 4,6-Prozent-Anstieg auf 37 691 Taten in den drei Landkreisen liegt vor allem daran, dass sich häufiger Fälle von Körperverletzung, Betrug und Fälschung ereignet haben. In letzterem Bereich gab es ein Plus von fast 18 Prozent – besonders die Betrugsmasche mit den falschen Polizisten schlug sich hier nieder. Während im Jahr zuvor diese Taktik rund 50 Mal angewandt wurde, waren es nunmehr fast 1000 solcher Anrufe. Insgesamt richteten Betrüger und Fälscher einen Schaden von fast 16 Millionen Euro an.

Wie schon in den Jahren zuvor ist die Zahl von Angriffen, Beleidigungen und Widerständen gegen Polizisten weiter gestiegen – im Rems-Murr-Kreis sogar um etwa ein Drittel. „Die weiter steigenden Fallzahlen dokumentieren die zunehmende Respektlosigkeit und Aggressionsbereitschaft gegenüber eingesetzten Polizeibeamten“, heißt es im Bericht. Mit gut 340 Fällen in den drei Landkreisen wurde ein Fünf-Jahres-Hoch erreicht, 150 Beamte wurden verletzt. Die Polizei hofft, dass der Einsatz von Bodycams, angepasstes Training und stärkere Zusammenarbeit mit der Justiz dem entgegenwirken könnten.

Aggressivität im öffentlichen Raum hat zugenommen

Ein anderer Punkt, den der Polizeipräsident Reiner Möller mit Sorge betrachtet, sind Gewalttaten im öffentlichen Raum sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln. Während erstere im Land eigentlich leicht zurückgegangen sind, gab es im Bereich des Präsidiums einen Anstieg von 14 Prozent. Immerhin: Neun von zehn solcher Fälle konnte die Polizei aufklären.

Auch bei der Aggression in öffentlichen Verkehrsmitteln verzeichnet die Polizei ein Fünf-Jahres-Hoch: Fast 300 Mal gab es im Jahr 2019 Angriffe in Bussen oder Bahnen. Auch Rohheitsdelikte – darunter fasst die Polizei Körperverletzung, Raub, Freiheitsberaubung, Nötigung und Nachstellen – wurden häufiger. Gut 6500 Fälle bedeuten ebenfalls ein Fünf-Jahres-Hoch.

Viel weniger Einbrüche und Diebstähle

All dies darf freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich in den drei Landkreisen, für die das Präsidium Aalen zuständig ist, sehr sicher lebt. Dies zeigt der Blick auf die sogenannte Häufigkeitszahl (HZ), die die Anzahl der Straftaten ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt. Landesweit ist diese in den Bereichen der Präsidien Stuttgart und Mannheim am höchsten. Das Präsidium Aalen hat die drittniedrigste HZ im Land, weniger Straftaten gibt es nur in den Präsidien Heilbronn und Pforzheim.

In einigen Bereichen sind die Straftaten stark zurückgegangen. So gab es zum Beispiel weniger Diebstähle (9577 Fälle, ein Minus von vier Prozent). Damit setzte sich ein Trend fort, der im Jahr 2003 begonnen hatte. Bei der Zahl der Wohnungseinbrüche, die im Jahr 2014 einen absoluten Höhepunkt erreicht hatten, gab es ebenfalls einen Rückgang – mit 432 Fällen wurde ein Zehn-Jahres-Tief erreicht.

Zwei brutale Straftaten blieben 2019 besonders im Gedächtnis

Besonders zwei Verbrechen stechen aus den Ereignissen von 2019 heraus: So wurde am 4. Juli in Weinstadt eine 40 Jahre alte Frau von ihrem 31 Jahre alten Exfreund erwürgt. Dieser ist im Februar wegen Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Im Juni wurde eine 47 Jahre alte Frau in einem Wohnmobil aus Aspach nach Frankreich verschleppt. Auch hier war der Exfreund der Täter. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sie dazu bringen wollte, zu ihm zurückzukehren – oder sie umzubringen, falls dies nicht gelänge. Unterstützt von einem Komplizen, hielt er die Frau neun Tage lang in einem Waldstück im Elsass fest, bis französische Spezialeinheiten sie befreien konnten. Im Dezember wurden ihre beiden mutmaßlichen Entführer nach Deutschland ausgeliefert.