Obwohl er schon einige Jahre auf dem Kasten hat, fallen immer noch viele Menschen auf den sogenannten "Enkeltrick" herein. Manche Banken warnen bereits auf Plakaten vor „falschen Enkeln“ Foto: dpa

Der dreiste Trick mit einem angeblichen Verwandten am Telefon, der um finanzielle Hilfe bittet, hat jetzt ein Todesopfer gefordert. Ein 81-Jähriger aus Botnang wurde erst um 34 000 Euro betrogen – und am nächsten Tag tot abseits eines Spazierwegs gefunden. Eine Obduktion soll nun die Todesursache klären.

Stuttgart - Der Botnanger fiel auf den Trick herein, wie seit 15 Jahren schon unzählige ältere Menschen vor ihm. Am Dienstag klingelte das Telefon, und nach einem kurzen Ratespiel glaubt er den Mann seiner Enkelin am anderen Ende zu haben. Der Anrufer täuschte dem 81-Jährigen ein bevorstehendes Immobiliengeschäft vor, wofür dringend mehrere Zehntausende Euro notwendig seien. „Dabei war sicherlich verhängnisvoll, dass es in der Familie tatsächlich einen Bankbeschäftigten gibt“, sagt Polizeisprecher Thomas Ulmer.

Dass der 81-Jährige 15 000 Euro zu Hause hatte, reichte dem Enkeltrick-Betrüger am Telefon nicht. Er sollte weiteres Geld von der Bank abheben und einem angeblichen Bankmitarbeiter namens Herr Braun in Bad Cannstatt übergeben. Der 81-Jährige hob daraufhin noch 19 000 Euro bei seiner Hausbank ab – offenbar ohne dabei bei den Angestellten Verdacht zu erregen.

Anschließend fuhr er in die Badstraße nach Bad Cannstatt, wo der angebliche Herr Braun vor einer Bankfiliale wartete. Dort fand dann die Übergabe der 34 000 Euro statt. Dabei handelte es sich um einen etwa 20 bis 30 Jahre alten Mann mit dunklem Teint, lockigen braunen Haaren und schlanker Statur, bekleidet mit einem blauen Mantel. Hinweise nimmt die Kripo über Telefon 07 11 / 89 90 - 57 78 entgegen..

Erst am nächsten Tag, Mittwoch, merkte der 81-Jährige, dass er das Opfer eines Betrugs geworden war. Gegen 12 Uhr erschien er beim Polizeiposten Botnang und erstattete Anzeige. Dabei gab er auch die Täterbeschreibung des Geldkuriers ab.

Wenige Stunden später, um 16.50 Uhr, rief ein Spaziergänger bei der Polizei an, der im Gewann Metzgerhau, einem Waldgebiet zwischen dem Botnanger Sportplatz und der Rotenwaldstraße, einen Verletzten in einem Gebüsch unterhalb eines Abhangs entdeckt hatte. Der Notarzt konnte aber nur noch den Tod feststellen. Kripobeamte identifizierten den Toten als den 81-Jährigen, der am Vortag Opfer des Enkeltricks geworden war.

„Ob er sich womöglich zu sehr aufgeregt hat oder ob es eine andere natürliche Ursache gibt, soll von einem Gerichtsmediziner festgestellt werden“, sagt Polizeisprecher Ulmer. In der Vergangenheit hatten sich Opfer solcher Tricks auch schon aus Scham das Leben genommen. Doch dafür gebe es bisher keine Hinweise, so Ulmer.

Seit Wochen gibt es eine Welle von Versuchen des Enkeltricks. Ende Januar wurde eine 76-jährige Stuttgarterin sogar um 100 000 Euro betrogen.