Der Kriminalbiologe Mark Benecke in der Schwabenlandhalle. Foto: Michael Käfer

Der Kriminalbiologe Mark Benecke schockiert seine Zuhörer mit bizarren Todesfällen. Ob eine Frauenleiche in der Dusche oder ein Busenmord – der promovierte Rechtsmediziner erzählt von ungewöhnlichen Kriminalfällen.

Fellbach - Etwas auf die Ohren gab es erst mal zum Empfang im Uhlandsaal der Schwabenlandhalle. Das schräge, im Zeichentrickstil gehaltene Musikvideo der Rockband Korknator hat den passenden Refrain zum Thema des Abends. „Wir werden alle sterben“ heißt es immer wieder in dem Lied, und um ungewöhnliche Wege vom Leben zum Tod drehte sich anschließend drei Stunden lang der von teils schockierenden Bildern begleitete Vortrag von Mark Benecke.

Es war auch für die erfahrenen Veranstalter von Expedition Erde ein ungewöhnlicher Abend, nicht nur weil sich der promovierte Rechtsmediziner in kein Schema pressen lässt. Der wild tätowierte schmächtige Referent mit Vorliebe für auffällige Sonnenbrillen ist Vizepräsident der Transsilvanischen Dracula-Gesellschaft und schaffte es für die parodistische Kleinpartei „Die Partei“ antretend im vergangenen Jahr bei der Kölner Oberbürgermeisterwahl auf Rang drei. Andererseits lehrte er an verschiedenen Polizeischulen und ist anerkannter Experte für forensische Entomologie, kann also aufgrund des Insektenlebens auf Leichen Hinweise zu Todesumständen und -zeitpunkt geben.

Bizarre Todesfälle im Uhlandsaal

Etliche bizarre Todesfälle präsentierte der 45-Jährige seinen knapp 400 Zuhörern im ausverkauften Uhlandsaal, allerdings ohne Insektenbefall, denn die beiden mitgebrachten Fauchschaben Sepp und Max waren nur zum Fotografieren da: „Dann sind Sie der Coolste beim Sonntagsfrühstück.“

Da hängt schon mal eine nackte Frauenleiche mit einer Schlinge um den Hals am Querholm ihrer Duschkabine. Oberhalb der Ellbogen gefesselt und an den Beinen scheinbare Folterspuren aufweisend, kann es nur einen Schluss geben: Mord. Tatsächlich hat sich die brave Ehefrau durch Luftabschnürung sexuell stimuliert und sich dabei aus Versehen selbst stranguliert. Ein klassischer Unfall also, dessen Aufklärung Mark Benecke bis ins Detail schildert. Wer nun denkt, von einem einmaligen Fall gehört zu haben, der irrt: Nach Ansicht des Fachmanns sind auch Michael Hutchence, Sänger der Rockband INXS, und der amerikanische Schauspieler David Carradine an einem derartigen autoerotischen Erstickungsspiel gestorben.

Der Busenmord kommt häufiger vor

Ein zunächst unentdecktes Tötungsdelikt war dagegen der sogenannte Busenmord, der laut Mark Benecke durchaus häufiger vorkommt: „Es ist eine unterberichtete Tötungsmethode.“ Die später überführte Mörderin habe ihrem Mann „einen schönen Tod“ bereiten wollen. Ob das gelungen ist sei dahingestellt, aber dass ein Ersticken durch die vorzugsweise das Format D aufweisenden Brüste einer rittlings auf dem Opfer sitzenden Frau möglich ist, bewies Mark Benecke durch umfangreiche filmisch und per Foto dokumentierte Experimente mit Kölner Prostituierten. Gefährdet sind offenbar besonders herzschwache Herren: „Wenn Sie als Mann älter werden und einen Haufen Kohle haben, dann haben Sie eine junge Freundin. Das ist Gesetz.“

Sie seien „die kleinen traurigen Kinder, die am liebsten wollen, dass keine Kriminalfälle mehr passieren“, sagte der Leichenfachmann über seine Motivation. Als passendes Abschiedsgeschenk gab es deshalb ein Tatortkärtchen: „Sie wissen nicht, was gerade bei Ihnen zu Hause passiert, also nehmen Sie sich ruhig eines mit.“