Die Wand der Loggia ist großflächig beschmiert worden. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Kriegsbergturm war immer wieder Objekt von Schmierereien. Der jüngste Fall aber ist so schwerwiegend, dass der Verschönerungsverein eine Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgelobt hat.

Stuttgart - Der Kriegsbergturm zählt zu den Kleinodien unter den Denkmalen in Stuttgart. Der 1895 im Stile eines romantischen Burgfragments errichtete Turm mit angebauter Loggia im Stuttgarter Norden ist in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von Schmierereien geworden. Nun aber ist das historische Bauwerk derart verschandelt worden, dass der Verschönerungsverein, der das Denkmal pflegt, zu einem ungewöhnlichen Mittel greift. Wegen des großen Schadens hat der Verein nicht nur Strafanzeige gestellt, sondern für sachdienliche Hinweise auf die Täter auch eine Belohnung von 1500 Euro ausgesetzt.

Die Loggia des Ensembles sei dieses Mal sehr großflächig beschmiert worden, empört sich Erhard Bruckmann, der Vorsitzende des Vereins. Er schätzt, dass die Reinigung der Wandfläche durch eine Spezialfirma etwa 2000 Euro kosten werde. „Dieser erhebliche Betrag geht unserem Vereinsvermögen sinnlos verloren und steht nicht für unsere eigentlichen gemeinnützigen Zwecke zur Verfügung“, ärgert sich Bruckmann. Das sagt der Vorsitzende vor dem Hintergrund, dass der Verschönerungsverein den Turm erst vor rund zwei Jahren mit Unterstützung der Denkmalstiftung Baden-Württemberg und erheblichen Eigenmitteln für insgesamt 145 000 Euro renoviert hat.

Erst seit 2017 wieder begehbar

Seither kann das romantische Gemäuer, das die Denkmalstiftung des Landes zuletzt als Denkmal des Monats Januar 2019 gewürdigt hat, wieder in seinem alten Glanz besichtigt werden. Der Turm ist überhaupt erst wieder seit 2017 begehbar, nachdem er Jahrzehnte für die Öffentlichkeit geschlossen war, weil er wegen Vandalismus nicht mehr ohne Aufsicht geöffnet werden konnte. Heute ist der Turm wieder jeden zweiten Sonntag geöffnet. Das macht ein Team von ehrenamtlichen Türmern und Türmerinnen möglich. Deshalb betrachtet Erhard Bruckmann die Sachbeschädigung auch als „ein Schlag ins Gesicht aller Ehrenamtlichen und Freiwilligen“, die in ihrer Freizeit mit viel Enthusiasmus und Engagement die Begehung des Turms möglich machten. Wegen des „hohen Aufklärungsinteresses“ hat der Verein in der Sache auch eine Belohnung von 1500 Euro ausgesetzt, die dazu beitragen soll, dass die Sachbeschädigung vielleicht durch Hinweise aus der Bürgerschaft aufgeklärt werden kann.

Der Verschönerungsverein Stuttgart besteht bereits seit 1861. Er ist ein gemeinnütziger Verein für Denkmalschutz, Naturschutz und Landschaftspflege und zählt heute etwa 600 Mitglieder. Der Verein ist Eigentümer von fast 40 Aussichtsanlagen, darunter der Killesbergturm, der Chinagarten, die Karlshöhe sowie die Uhlandshöhe. Der Verein beteiligt sich etwa mit Stellungnahmen auch an politischen Debatten zur Landschaftsarchitektur, zu Stadtplanung und Denkmalpflege.

Kritik am Umgang mit Denkmälern

Gerade in den vergangenen Wochen war der Umgang mit den Denkmalen in der Landeshauptstadt immer wieder Thema. So wurde kürzlich etwa Kritik daran geäußert, dass die vier Steinquader am Stauffenbergplatz, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, von Menschen immer wieder als Toilette missbraucht werden. Ähnlich unerfreulich ist die Situation an der Gedenkstätte auf dem Platz der früheren Synagoge in Bad Cannstatt. Insgesamt gibt es in der Stadt 40 solcher Erinnerungsorte. Im neuen Doppelhaushalt der Landeshauptstadt ist zwar eine Stelle zur Pflege der Erinnerungskultur vorgesehen, realisiert ist das Vorhaben bisher aber noch nicht.