Wladimir Putin hat seinen Truppen eine Feuerpause auferlegt. (Archivbild) Foto: AFP/MIKHAIL KLIMENTYEV

Für anderthalb Tage sollen nach dem Willen des russischen Präsidenten bei den Kämpfen in der Ukraine die Waffen ruhen, während das orthodoxe Weihnachtsfest gefeiert wird.

Angesichts des bevorstehenden orthodoxen Weihnachtsfests hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine anderthalbtägige Feuerpause in der Ukraine angeordnet. Putin wies das russische Verteidigungsministerium an, von Freitagmittag bis in die Nacht auf Sonntag die Kampfhandlungen im Nachbarland einzustellen, wie aus einer Kreml-Mitteilung vom Donnerstag hervorgeht.

Zuvor hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den russischen Staatschef am Donnerstag dazu aufgerufen, eine „einseitige Waffenruhe“ in der Ukraine zu erklären. Putin erklärte sich nach Kreml-Angaben in dem Telefonat mit Erdogan zu Gesprächen mit der Ukraine bereit - wenn Kiew „territoriale Realitäten“ akzeptiere. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill forderte eine Waffenruhe während des orthodoxen Weihnachtsfestes am 6. und 7. Januar.

Erdogan habe während des Telefongesprächs mit Putin gesagt, dass „Aufrufe zu Frieden und Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew von einer einseitigen Waffenruhe und einer Vision für eine faire Lösung“ begleitet werden sollten, erklärte das türkische Präsidialamt. Der türkische Präsident wollte am Donnerstag auch noch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprechen.

Erdogan pocht auf Waffenruhe

Erdogan nutzte bereits in der Vergangenheit seine guten Beziehungen zu Moskau und Kiew, um in dem Konflikt zu vermitteln. So half die Türkei dabei, das von der UNO unterstützte Getreideabkommen auf den Weg zu bringen.

Der Kreml erklärte nach dem Telefonat der beiden Staatschefs, Putin habe bekräftigt, „dass Russland offen für einen ernsthaften Dialog“ sei - „unter der Bedingung, dass die Behörden in Kiew sich an die bekannten und wiederholt geäußerten Forderungen halten und die neuen territorialen Realitäten beachten“. Der Staatschef kritisierte demnach auch erneut die „zerstörerische Rolle der westlichen Länder“ wegen ihrer Waffenlieferungen an Kiew.

Moskau hatte im September die vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson für annektiert erklärt. Russland hat jedoch keine vollständige militärische Kontrolle über diese Gebiete. Weite Teile der internationalen Gemeinschaft erkennen die Annexionen nicht an. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Verhandlungen mit Russland ohne einen vorherigen Rückzug der russischen Truppen aus der gesamten Ukraine bislang abgelehnt.

Patriarch Kirill unterstützt Putins Angriffskrieg

Schon vor Erdogans Aufforderung zu einer „einseitigen Waffenruhe“ hatte der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill am Donnerstag eine Waffenruhe während der orthodoxen Weihnachtsfeiertage ins Gespräch gebracht. Der Kreml hatte zuletzt allerdings erklärt, eine solche Feuerpause werde es nicht geben.

Der 76-jährige Kirill ist ein vehementer Unterstützer Putins und dessen Politik und predigt gegen Kiew und den Westen. Nun appellierte der Patriarch „an alle Parteien, die in den internen Konflikt verwickelt sind“, einen Waffenstillstand ab der Mittagszeit des 6. Januar zu beschließen, „damit die orthodoxe Bevölkerung an Heiligabend und am Tag der Geburt Christi an den Gottesdiensten teilnehmen kann“.

Orthodoxe Kirche ist gespalten

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte seit dem 17. Jahrhundert als Zweig der russisch-orthodoxen Kirche zum Moskauer Patriarchat gehört. Teile von ihr brachen Anfang 2019 mit Moskau infolge der russischen Annexion der Krim und seiner Unterstützung der pro-russischen Separatisten in der Region Donbass im Osten des Landes.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sagte sie sich im Mai ganz von Moskau los. Präsidentenberater Mychailo Podoljak bezeichnete den Vorschlag von Patriarch Kirill im Kurznachrichtendienst als „zynische Falle“.

An der Front in der Ukraine dauerten am Donnerstag vor allem die Kämpfe um Bachmut an. Seit Sommer versuchen die russischen Soldaten mithilfe von Söldnern der Wagner-Gruppe, die Stadt einzunehmen - um den Preis heftiger Zerstörungen und großer Verluste auf beiden Seiten.