Stefan Krüger denkt sich Rätsel aus Foto: dpa

Stefan Krüger erstellt Rätsel für Magazine und Zeitungen. Er erklärt, warum sie nie zu schwer sein dürfen.

Stefan Krüger erstellt Rätsel für Magazine und Zeitungen. Er erklärt, warum sie nie zu schwer sein dürfen.
Stuttgart - Herr Krüger, wie viele Rätsel haben Sie sich schon ausgedacht?
Da kann ich Ihnen leider überhaupt keine verlässliche Zahl sagen. Aber sagen wir mal so: Pro Woche verlassen etwa 300 Einzelrätsel beziehungsweise Rätselseiten unsere Redaktion.
Wie entsteht ein klassisches Kreuzworträtsel?
Zunächst einmal brauche ich ein Kästchenpapier mit einem Gitternetz. Dann füge ich die klassischen Ratebegriffe ein und platziere drum herum alle anderen Begriffe.
Gibt es Regeln, die ein Rätselmacher unbedingt beachten muss? Die Grundregel lautet: Es muss immer und überall eine Verbindung bestehen. Wenn es ein totes Feld gibt, dann ist es kein gutes Rätsel, oder jemand hat sich keine Mühe gegeben. Außerdem dürfen nicht zu viele Fragefelder nebeneinander stehen.
Und woher nehmen Sie Ihre Begriffe?
Auch wenn der Duden etwa 350 000 Begriffe aufweist, besteht unser Kernwortschatz aus etwa 30 000 bis 40 000 Wörtern. Diesen Kernwortschatz kann man natürlich nie voll ausschöpfen, schließlich richten sich die Rätsel an durchschnittlich gebildete Menschen, man will ja niemanden überfordern. Jeder ärgert sich, wenn er ein Rätsel nicht vollständig lösen kann, egal, wie alt er ist oder wie viele Rätsel er schon gemacht hat.
Es ist ja auch frustrierend, wenn man beim Rätsel-Lösen viele Felder frei lassen muss, weil man so viele Begriffe nicht weiß!
Eben. Und das will ja keiner, auch wir als Rätsel-Macher nicht. Natürlich wollen wir den Rätslern die Möglichkeit geben, manche Begriffe nachzuschlagen, aber wir wollen sie nicht belehren.
Aber nachzuschlagen ist doch gemogelt!
Na ja, nicht ganz. Wenn man nur für sich alleine rätselt, kann man das schon vor sich selbst verantworten, da ist das Ganze entspannter. Außerdem merkt es ja keiner (lacht).
Und welche Begriffe gehören unbedingt ins Rätsel?
Natürlich die Klassiker wie Uhu, Ehe, Ara, Ger oder Tee. Die kommen aber doch bei fast jedem Rätsel vor. Ist das nicht ein bisschen langweilig?
Mag sein, dass man es als langweilig empfindet – aber genau solche Begriffe brauchen wir. Natürlich wollen wir den Ara nicht allzu oft durchs Rätsel fliegen lassen, aber ganz darauf verzichten können wir nicht, weil wir damit Lücken stopfen müssen.
Lücken kann man doch auch mit einzelnen Buchstaben stopfen.
Um Gottes willen, also das macht man nun wirklich überhaupt nicht.
Möglichkeiten gäbe es da aber genug.
Jaja, ich weiß schon, was Sie meinen. Ein „D“ als Autokennzeichen für Deutschland, oder das „M“ als Abkürzung für Meter. Aber das wäre ja nun wirklich ein bisschen einfach, das wären pure Geschenke an den Rätsler, und ein bisschen herausfordernd soll es doch schon auch noch sein.
Welche Begriffe dürfen gar nicht vorkommen?
Das tagespolitische Geschehen in ein Rätsel einzubauen ist immer schwierig. Die Menschen, nach denen wir fragen, sollten zumindest in den gängigen Nachschlagewerken vorkommen. Außerdem lassen wir generell alles Unappetitliche oder Politische weg. Auch Krankheiten finden keinen Weg in unsere Rätsel.
Wie sieht es mit Anglizismen aus?
Auch die versuchen wir zu vermeiden, die mögen unsere Rätsler nicht so gerne.
Wenn Sie schon so viele Rätsel erstellt haben: Wird Ihnen dabei nicht irgendwann langweilig?
Nein, ganz und gar nicht – ich finde Rätsel unglaublich spannend! Es ist immer wieder eine tolle Herausforderung, sich etwas Neues auszudenken und den Rätsler zu fordern. Allerdings war es vor einigen Jahren auch mal recht schwierig für uns, als die neue Rechtschreibung aufkam. Der ganze Wirbel um die Regeln war nicht einfach, darunter haben sicher auch einige Rätsel-Löser gelitten.
In Ihrem Unternehmen arbeiten inzwischen 20 Menschen. Was sind das für Leute, die sich Tag für Tag Rätsel ausdenken?
Das sind Menschen mit einem breit aufgestellten Wissen. Allerdings haben wir jetzt nicht „den“ Biologen oder „den“ Physiker, also nicht „den“ Fachexperten. Bei uns geht es stattdessen eher um Allgemeinwissen. Um Sportarten etwa, um Prominente, um alltägliche Dinge.
Und was sind Ihre Schwächen oder Stärken?
In Sport und Technik bin ich ganz gut, Kunst und Kultur sind eher nicht meine Bereiche, das überlasse ich dann gern den Kollegen.
Erstaunlich, dass es immer noch diese klassischen Rätselhefte im Laden gibt. Wird das Rätsel nicht doch irgendwann aussterben?
Nein, das glaube ich nicht. Das Kreuzworträtsel ist unsterblich, das wird es auch in 50 Jahren noch geben.
Warum sind Sie da so sicher?
Weil es immer Menschen gibt, die Spaß an Sprache haben und die gern nachdenken. Und solange es die gibt, wird es auch Rätsel geben.