Riesig und doch nicht unverletzbar: das Kreuzfahrtschiff Viking Polaris Foto: dpa/Cristian Urrutia

Unglücke wie das des Kreuzfahrtsschiffes Viking Polaris sind gar nicht so selten – das sagt der Experte dazu.

Geschichten über Riesenwellen, die Mann und Maus in die Tiefe reißen, zirkulieren seit Jahrhunderten in Hafenkneipen und Abenteuergeschichten. Doch es gibt sie wirklich. Dass mussten jetzt die Passagiere der Viking Polaris bei ihrer Reise durch die Antarktis erfahren. Eine gigantische Woge zerschmetterte mehrere Scheiben, für einen Mann endete der Zwischenfall tödlich.

Dass ein Kreuzfahrtschiff von einer Riesenwelle überspült wird, ist kein Einzelfall. 2010 wurde die Louis Majesty im Mittelmeer in der Nähe von Marseille von einer acht Meter hohen Riesenwelle getroffen. Damals kamen zwei Passagiere ums Leben. Bereits fünf Jahre zuvor wurde das Passagierschiff Norwegian Dawn von einem 20-Meter-Brecher beschädigt. Auch die Havarie der Bremen 2001 geht auf das Konto einer Riesenwelle. Auf der Fahrt von Südargentinien nach Rio de Janeiro wurde sie von einem 35 Meter hohen Exemplar überspült.

„Es gibt immer wieder Schiffsunfälle, die auf solche Monsterwellen zurückgeführt werden“, sagt Ralf Weisse. Er leitet die Abteilung für Küstenklima und Meeresspiegelveränderungen am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht. Sein Spezialgebiet sind Stürme, Wellen und Sturmfluten. „Auch bei einer ganzen Reihe ungeklärter Unglücke besteht der Verdacht, dass sie in Zusammenhang mit solchen Vorfällen stehen könnten.“

Wechselwirkung mit der Strömung

Von Monster-, Riesen- oder Roguewellen, auch als Kaventsmänner bekannt, spricht man, wenn sie die vorherrschende Wellenhöhe mindestens um das Doppelte überschreiten. „Sie sind nicht besonders häufig“, sagt Ralf Weisse. „Aber wenn man lange genug wartet, ist es wahrscheinlich, dass irgendwann eine solche Welle auftritt.“ Eine Frage der Zufallsverteilung. Und doch ist in manchen Gegenden die Wahrscheinlichkeit größer als anderswo. „Südlich von Afrika gibt es so eine Stelle, die sich auf die Wechselwirkung mit der Strömung zurückführen lässt. Auch vor Norderney in der Nordsee – dort spielen Flachwassereffekte eine Rolle.“

Noch gibt es keine einheitliche Theorie, aus der sich die Entstehung dessen, was in früheren Zeiten den Stoff für Seemannsgarn lieferte, erklären ließe. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel konnte Ralf Weisse bisher nicht feststellen.