Mag’s grün: Frank Rebholz in seinem großen Garten. Foto: factum/Archiv

Frank Rebholz saß kürzlich noch für die CDU im Gemeinderat, nun tritt er auf der Liste der Grünen für den Ludwigsburger Kreistag an. Das ist für viele überraschend – und für manche ein Schock.

Ludwigsburg - Streng genommen ist es nur eine Personalie: Frank Rebholz will bei der Kommunalwahl im Mai für die Grünen in den Ludwigsburger Kreistag einziehen. Am Montagabend hat der Ortsverband seine Kandidaten für dieses Gremium nominiert und Frank Rebholz auf Platz vier der Wahlliste gewählt. Weil Frank Rebholz aber nicht irgendwer ist und seine Geschichte nicht irgendeine, handelt es sich bei dieser Nominierung um mehr als nur eine Personalie. Sie ist eine Überraschung und – zumindest für den oder anderen politischen Gegner – auch ein Schreck. Denn Frank Rebholz ist noch Polizeipräsident, und vor nicht allzulanger Zeit saß er noch im Ludwigsburger Gemeinderat – für die CDU.

Der Präsident schert auch mal aus

„Wir sind glücklich, dass wir Herrn Rebholz haben“, sagt nun Armin Haller, der Geschäftsführer der Grünen im Kreis Ludwigsburg und Mitglied im Ludwigsburger Ortsverband. Und Frank Rebholz sagt: „Ich freue mich, dass mich die Grünen als Erstes angesprochen haben.“ Der 61-Jährige geht Ende Mai in Ruhestand und will sich dann wieder ehrenamtlich engagieren.

Weniger überraschend wäre es gewesen, wenn er seine Freizeit in den Dienst der CDU gestellt hätte. Für sie saß er von 2009 bis 2014 im Ludwigsburger Gemeinderat. Aufgegeben hat er dieses Amt, weil er kurz vor einer weiteren Periode zum Leiter des Ludwigsburger Polizeipräsidiums ernannt worden war, das nun auch für den Landkreis Böblingen zuständig ist.

Inzwischen dürfte Rebholz über diese Entwicklung ganz froh sein. Mit der Position der CDU bei einigen aktuellen Themen kann Rebholz, der im Übrigen parteilos ist, nicht mehr allzu viel anfangen. „Das kann nicht unendlich so weitergehen“, sagt er zum Beispiel beim Thema Verkehr. Dieser Ansicht ist grundsätzlich zwar auch die CDU, bei der Suche nach Lösungen gegen den drohenden Verkehrskollaps gehen die Ansätze aber auseinander.

Die CDU ist not amused

Bereits als Stadtrat ist Rebholz bisweilen aus dem Fraktionskonsens ausgeschert. Als vor sechs Jahren in der Schillerstraße Parkplätze für einen durchgehenden Radweg geopfert werden sollten, sah Rebholz darin nicht den Untergang des Einzelhandels. Und als es darum ging, den Gewächshausweg zwischen Film- und Theaterakademie autofrei zu halten, war er, anders als seine Kollegen, dafür. „Ich freue mich noch heute, dass es mit meiner Stimme gelungen ist, diesen Weg geschlossen zu halten“, sagt Rebholz, der sich für Ludwigsburg generell mehr grüne Plätze wünscht (was zugleich weniger Parkflächen bedeutet). Es sei nicht sinnvoll, wenn alle mit dem Auto in die Stadt fahren, sagt Rebholz, dem auch die zunehmend entgleisende Debatte zwischen Stadt und Landkreis über die Stadtbahn viel zu lange dauert. „Das gefällt mir gar nicht.“

Insofern ist die CDU vielleicht ganz froh, dass sie Frank Rebholz nicht bei sich einnorden muss. Trotzdem sagt Reinhold Noz: „Das ist ein harter Schlag!“ Noz sucht mit und für die CDU noch Kandidaten für die Wahl im Mai – und Rebholz, sagt Noz, „wäre ein Pfund gewesen“. Sein Fraktionschef Klaus Herrmann hingegen gibt sich schmallippig. „Jeder muss wissen, was er tut.“ Sogar Reinhardt Weiss, der Chef der Freien Wähler im Ludwigsburger Gemeinderat, auf dessen Liste OB Spec und Baubürgermeister Ilk stehen, bekennt: „Wir hätten ihn auch gern angesprochen.“ Jedoch hätte man den Polizeipräsidenten nicht auf dem Schirm gehabt.

Selbst die Grünen waren überrascht

Allerdings: Bis vor zwei Wochen haben nicht einmal die Grünen Rebholz auf dem Schirm gehabt. Der Kontakt sei über die Landtagsabgeordneten Daniel Renkonen und Jürgen Walter zustande gekommen, sagt Armin Haller. Bis dahin schien klar, wer für den Ortsverband auf welchem Platz kandidiert. Auf den Plätzen eins bis vier, so viele Kreisräte stellen die Ludwigsburger Grünen aktuell, standen: Lidija Kalkofen, Uwe Stoll, Anke Baumgart und Christoph Knoß. Nach der Abstimmung am Montag stand Frank Rebholz auf Platz vier und Christoph Knoß auf Platz sechs. (Auf Platz fünf steht Sonja Henning.) Knoß, der im Vorstand des Naturparks West sitzt und Rebholz nur knapp unterlag, sagt: „Ich bin enttäuscht, aber so ist Demokratie.“ Und dass Frank Rebholz ja nicht irgendwer sei.