Karl Otto Völter ist von der Stadt mit dem Esslinger Kulturpreis ausgezeichnet worden. Foto: Michael Steinert

Mit einer Schau seiner Lieblingsstücke verabschiedet sich Karl Otto Völter von seiner Funktion als langjähriger Kurator der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Für sein Engagement ist er nun von der Stadt ausgezeichnet worden.

Esslingen - Ein gutes Gefühl, aber auch ein Schuss Wehmut erfüllten den einstigen Vorstandsvorsitzenden am Montagabend in der neuen großen Lobby der Kreissparkasse in der Esslinger Bahnhofstraße. Zur Eröffnung von „Karl O.s gesammelte Werke“ kamen mehrere Hundert Gäste, darunter viele Künstler und Weggefährten von Karl Otto Völter (85), der sich seit den 70er-Jahren für die Kunst in dem Geldinstitut engagierte und sich nun verabschiedete. Für sein Engagement wurde Völter während der Vernissage mit dem Esslinger Kulturpreis ausgezeichnet. Der Preis wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders um das Kulturgeschehen der Stadt verdient gemacht haben.

„Jede Sache hat einen Anfang und ein Ende“, leitete Völter seine Rede ein. Und manchmal ist ein Anfang gleichzeitig ein Ende. Es ist zwar die erste Kunstausstellung in den neuen Räumen der Kreissparkasse. Gleichzeitig gibt Völter aber nach 45 Jahren die Verantwortung an den Kunsthistoriker Tobias Wall (48) ab. Die beiden hatten bereits in den vergangenen zehn Jahren eng bei den Ausstellungen der Kreissparkasse zusammengearbeitet. „Was uns verbunden hat, ist ein großer gegenseitiger Respekt und vor allem die Liebe zur Kunst“, sagte Wall. Die Zusammenarbeit habe von Anfang an „blendend“ funktioniert – auch wenn über die richtige Inszenierung der Kunst oft gerungen wurde. „Aber jedes Mal haben wir zusammengefunden, haben diskutiert, haben gefeilscht, insistiert oder nachgegeben, und wenn einer auf dem Klo verschwunden ist, hat der andere schnell heimlich ein paar Bilder umgestellt“, berichtete der Kunsthistoriker.

500 Originalgemälde und Plastiken besitzt die Bank

Die Bank und die Kunst waren seit den Anfängen Völters in Esslingen in den 70er- Jahren fest miteinander verbunden. Mit der zeitgenössischen Kunst aus dem Südwesten ist er aber bereits zuvor in Berührung gekommen. Im oberschwäbischen Saulgau, wo Völter vor 1971 gearbeitet hatte, stand er in regem Kontakt zum Kunstverein Fähre. Dort traf sich in den 60er-Jahren das ganze Spektrum süddeutscher Maler und Bildhauer. „Nach den Ausstellungseröffnungen ging es in die Post. Dort saß man zusammen und lernte die Künstler persönlich kennen“, erzählte Völter.

Heute sei man daran gewöhnt, dass Banken Kunst besäßen, erklärte der der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, Burkhard Wittmacher. Damals habe Völter etwas gewagt, was es bis dahin noch nicht gegeben habe. Er habe die Kunst in die Kreissparkasse gebracht. Bis heute hat sich daraus eine Kunstsammlung entwickelt, die nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden „einzigartig in ganz Deutschland ist“. Die Bank besitzt 500 Originalgemälde und Plastiken und mehr als 1500 Originalgrafiken und Zeichnungen von Künstlern des Südwestens. „Man denke etwa an unsere Serigrafien amerikanischer Stars wie Robert Indiana, sogar ein Andy Warhol ist in unserer Sammlung“, zählte der Redner auf.

Auch Werke von Max Ackermann sind zu sehen

Zu sehen sind in der aktuellen Ausstellung Werke wie „Der große Flieder- und Tulpenstrauß“ von Maria Caspar-Filser aus dem Jahr 1944. „Ihre Arbeiten wurden 1936/37 von den Nazis als entartet gebrandmarkt. Als Entartete bekam sie keinen Bezugschein für Malmittel. Freunde hatten ihr für dieses Bild Pinsel und Farbe zugesteckt“, berichtete Völter. Darüber hinaus gehören Arbeiten von Max Ackermann, Adolf Fleischmann und Fritz Ruoff zu denen, denen Völter ein besonderes Augenmerk während seiner Einführungsrede schenkte. Hervorgehoben hat der Redner auch die Zusammenarbeit mit Anton Stankowski (1906-1998): „Bei jedem Besuch in der Menzelstraße 92 auf dem Killesberg gab es zuerst einen Calvados.“

Die Ausstellung „Karl O.s gesammelte Werke“ ist bis zum 31. August von Montag bis zum Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr in der KSK Esslingen, Bahnhofstraße 8, zu besichtigen.