Ein verkehrliches Nadelöhr: die B 10 bei Enzweihingen. Foto: factum/Granville

Zwischen Vaihingen/Enz und Stuttgart gehört die Bundesstraße 10 zu den meist befahrenen Trassen im Land. Um den Dauerstau in den Griff zu bekommen, ist an drei neuralgischen Punkten ein Ausbau geplant – und zwar früher, als viele erhofft haben.

Kreis Ludwigsburg - Wenn alles gekommen wäre, wie es der Vaihinger Oberbürgermeister gehofft hatte, dann wäre die neue Straße womöglich schon in Betrieb. Aber es kam anders. „In wenigen Monaten“ solle das Genehmigungsverfahren für die B-10-Umgehungsstraße für Vaihingen/Enz-Enzweihingen beginnen, hatte der damalige Regierungspräsident Johannes Schmalzl 2011 versprochen. Dann kam die Landtagswahl und der Regierungswechsel. Und der neue Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hatte andere Pläne für Enzweihingen. Schmalzls Behörde solle zunächst einen Kurztunnel als Alternative vertieft prüfen, hieß es nun.

„Heute sind wir wieder soweit, wie wir es damals waren“, sagt der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch. Laut dem Regierungspräsidium Stuttgart (RP) soll noch im Herbst die Vorprüfung für das Genehmigungsverfahren beginnen; die Pläne könnten dann im Frühjahr öffentlich ausgelegt werden – das wäre der Beginn der Anhörung und des Genehmigungsverfahrens. Mit bis zu 28 000 Fahrzeugen an Werktagen zählt der Abschnitt bei Vaihingen zwar zu den eher mittelstark belasteten Abschnitten. Allerdings ist die B 10 hier lediglich einspurig, der Anteil des Schwerlastverkehrs hoch – und der Verkehr fließt aufgrund der vielen Zu- und Abfahrten eher mäßig. Das Bundesverkehrsministerium hat deshalb darauf gepocht, die Kreuzung an der Aral-Tankstelle (Vaihinger Eck) mit Zu- und Abfahrtsrampen aufzurüsten. Zudem ist die Trennwirkung der Trasse für den Ort Enzweihingen enorm. Lärm- und Schadstoffbelastung tun ihr Übriges für die geplagten Anwohner.

Jüngstes Beispiel für die verkehrliche Bedeutung der Trasse für die ganze Region war der vergangene Donnerstag. Ein Lastwagen war auf der Enzweihinger Steige umgekippt – und das Feierabend-Verkehrschaos nahm in der ganzen Umgebung albtraumhafte Züge an. Umfahrung des Gewerbegebiets Eichwald, Unterriexingen, Hemmingen: sämtliche Ausweichstrecken waren heillos überfüllt. „Da hat man mal wieder gesehen, wie viel Verkehr die B 10 tagtäglich aufnimmt“, sagt Gerd Maisch.

Neues Tempo bei den Ausbauplänen

Bestandstrasse, bestandsnahe Trasse, ortsferne Trasse – vor lauter Trassenvarianten beim geplanten vierspurigen Ausbau der B 10 bei Schwieberdingen und Korntal-Münchingen schien die politische Diskussion lange Zeit zu zerfasern. Inzwischen herrscht, planerisch gesehen, Klarheit. Das Regierungspräsidium Stuttgart favorisiert eine „optimierte bestandsnahe Trasse“. Soll heißen: ungefähr dort, wo die jetzige B 10 verläuft, könnte sie – zumindest im Zeitraum bis 2030 – vierspurig erweitert werden.

Dies gilt allerdings nur für den Abschnitt zwischen dem Autobahnanschluss Zuffenhausen beim Korntal-Münchinger Ortsteil Müllerheim und Schwieberdingen. Nur dieser Abschnitt war bereits im alten Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf eingestuft. Da der Abschnitt Schwieberdingen-Enzweihingen im „weiteren Bedarf ohne Planungsrecht“ eingestuft wurde, gibt es laut dem Regierungspräsidium hier keine Pläne.

Für den erstgenannten Abschnitt haben sich aber neue Dinge ergeben, die einen vierspurigen Ausbau umso dringlicher machen. So ist die Ausfahrt nach Müllerheim aus verkehrstechnischer Sicht zu nah an der Autobahnauffahrt und zudem zu kurz – sie gilt als potenzielle Gefahrenstelle und müsste rein rechtlich gesehen eigentlich weiter weg in Richtung Münchingen verlegt werden. Gleichzeitig plant der Verband Region Stuttgart hier einen regionalen Gewerbeschwerpunkt, der – so will es Korntal-Münchingen – einen eigenen B-10-Anschluss erhalten soll.

Der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf ist guter Dinge, dass bald mehr planerische Klarheit herrscht. Zwar werde der vierspurige Ausbau sicher noch auf sich warten lassen. Doch die Stadt muss wissen, wie das RP konkret weiter plant, um ihrerseits die stark belastete Tampoprint-Kreuzung in Müllerheim ausbauen zu können. Hier solle 2017 Klarheit herrschen. Wolf sagt, er habe den Eindruck, dass das RP den Ausbau energisch vorantreibe: „Ich spüre in den Gesprächen, dass die Fachleute ein großes Interesse haben, den Ausbau bald in Angriff zu nehmen.“

Hoffnung für Eberdingen-Hochdorf

Eine Portion verhaltene Freude liegt in der Stimme des Eberdinger Bürgermeisters. „Das Regierungspräsidium plant einen autobahnähnlichen Ausbau der Kreuzung am Hochwald“, sagt Peter Schäfer. Seit Jahren dränge seine Gemeinde darauf, dass der Anschluss von Eberdingen-Hochdorf an die B 10 verkehrlich ertüchtigt wird. Wer von Hochdorf nach rechts in Richtung Stuttgart abbiegen will, steht oft lange im Stau, weil vorne Linksabbieger warten müssen, bis die Ampel auf Rot schaltet.

Eberdingen habe „stets gesagt, dass uns das alles zu lange dauert“, sagt Peter Schäfer, man habe vom Regierungspräsidium Stuttgart stets „nur Kanzleitrost erhalten“. Doch inzwischen hat es das RP tatsächlich eilig. Bereits am Mittwoch, 16. November ist in Markgröningen eine öffentliche Bürgerinformationsveranstaltung geplant, in der das RP seine neuen Pläne präsentieren will. Woher die plötzliche Eile? Die Verkehrsbelastung und die Stauprobleme sind offenbar auch an den Verkehrsplanern in Stuttgart und Berlin nicht spurlos vorüber gegangen. So hatte das Bundesverkehrsministerium beim Knotenpunkt am Vaihinger Eckdarauf gedrängt, dass leistungsfähige Zu- und Abfahrtsrampen die dortige Ampel ersetzen. Deshalb muss nun die dortige Straßenmeisterei weichen.

Als neuen Standort dafür erwägt das RP nun offenbar das Areal am Hochwald. Die Folge: wenn man schon das Umfeld neu gestaltet, können die Planer auch die längst überfällige Überarbeitung der Kreuzung angehen. Künftig soll es nur noch einen Knoten, auf Höhe der Abfahrt nach Markgröningen, geben. Das gilt als verkehrlich leistungsfähiger als eine versetzte Konstellation wie man sie jetzt dort findet. Möglicherweise muss Eberdingen also nicht mehr lange auf die Verkehrsverbesserung warten. „Andernfalls“, sagt der Eberdinger Bürgermeister Peter Schäfer, „würden wir übergangsweise auch eine Rechtsabbiegespur am Hochwald als Gemeinde vorfinanzieren.“ Der Optimalfall sei das allerdings keineswegs – im Gegenteil: „das wäre ein Armutszeugnis für die Landesverkehrsplanung, finde ich.“