Ein vergleichsweise umweltfreundlicher Anschluss an der Elektrozapfsäule: Ein E-Auto der Ludwigsburger Kreisverwaltung tankt Strom. Foto: factum/Simon Granville

Bei der Umstellung von Verbrennern auf Elektrofahrzeuge gibt es für Städte und Kommunen Förderprogramme. Ludwigsburg und der Kreis profitieren ordentlich. Kleine Gemeinden weniger. Viele von ihnen meinen: Es muss noch besser werden.

Kreis Ludwigsburg - Gefühlt begegnen einem auf den Straßen im Kreis immer mehr Fahrzeuge, deren Nummernschild am Ende ein E ziert. Neben privaten Haushalten wirken die öffentlichen Verwaltungen bei der Mobilitätswende mit. Alle verfolgen die gleichen Ziel: CO2 einsparen und private Haushalte anspornen.

Wie sieht es in der Kreisverwaltung aus?

Das Landratsamt hat in der vergangenen Woche seinen Fuhrpark erneuert. Zu ihm gehören jetzt auch 19 E-Fahrzeuge, drei Elektro-Vans und neun Hybrid-Fahrzeuge. Bislang waren die Mitarbeiter der einzelnen Fachbereiche vorwiegend mit Dieselautos unterwegs. „Die Umstellung des Fuhrparks ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität“, sagt Landrat Dietmar Allgaier. Die Kreisverwaltung will dieses Ziel bis zum Jahr 2035 erreichen. „Der Landkreis geht mit gutem Beispiel voran“, sagt Allgaier, die Umrüstung ist also auch ein symbolischer Akt. Aber es tut sich tatsächlich etwas. Im Vergleich zum Jahr 1990 sind die CO2-Emissionen der Kreisverwaltung um 65 Prozent gesunken.

Gibt es Vorreiter bei Städten und Kommunen?

Eine Sonderstellung im Kreis nimmt Ludwigsburg ein. Die Barockstadt ist eine von drei Modellkommunen für Elektromobilität in Baden-Württemberg. Das erste Hybridfahrzeug wurde bereits vor etwa neun Jahren angeschafft, das erste E-Auto steht seit Anfang 2013 in der Rathausgarage. Mit 29 Fahrzeugen, darunter auch ein Pritschenwagen und ein E-Roller, sind die Rathausmitarbeiter unterwegs, in diesem Jahr sollen noch einmal elf Autos hinzukommen. Laut Pressesprecherin Susanne Jenne, leistet die Stadt so auch einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung – und die ist bekanntlich ein Problem.

Zu den Kommunen, die schon länger auf Elektro- oder Hybridfahrzeuge setzen, gehören beispielsweise Asperg, Freiberg am Neckar und Kornwestheim.

Wer hinkt noch hinterher?

Von den 24 Städten und Kommunen im Kreis, die sich zu ihrem Fuhrpark geäußert haben, besitzen Oberstenfeld, Großbottwar und Walheim überhaupt keine elektrischen Fahrzeuge. Tamm hat zwei batteriebetriebene Autos bestellt, die allerdings noch nicht geliefert wurden. Pleidelsheim, Besigheim, Hemmingen und Sersheim besitzen E-Scooter beziehungsweise Elektroroller, aber keine größeren Fahrzeuge mit alternativem Antrieb.

Für seine Größe hat Bietigheim-Bissingen beim Thema elektrischer Fuhrpark bislang vergleichsweise wenig Anstrengungen unternommen. Zwar ist der Dienstwagen von OB Jürgen Kessing ein Hybrid, ansonsten fahren der Reinigungsdienst und die Hausmeistern mit sogenannten E-Scootern.

Was hindert die Kommunen daran, Verbrenner zu ersetzen?

Eigentlich nichts. Deshalb haben die Kommunen ohne E-Fahrzeuge auch bekundet, dass sie nachziehen wollen. „Wenn wir unseren Fuhrpark austauschen in naher Zukunft, werden wir auch die Anschaffung von E-Fahrzeugen prüfen“, sagt beispielsweise Tatjana Scheerle, Bürgermeisterin von Walheim. In Oberstenfeld wurde in den vergangenen Jahren auch an anderer Stelle gespart, weshalb man dort davon abgesehen hat, neue Fahrzeuge zu kaufen. In Großbottwar standen zuletzt ebenfalls keine Neuanschaffungen an.

Anette Hochmuth, Pressesprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen sagt: „Es wird sicher in Zukunft weitere E-Autos im Verwaltungsbereich bei uns geben.“ Ditzingen will künftig sogar nur noch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben anschaffen, alle anderen wollen Angebote prüfen.

Wie bewerten die Städte und Gemeinden die E-Fahrzeuge?

Gemischt. Die meisten Kommunen haben zwar positive Erfahrungen gemacht, vor allem auf kurzen Strecken innerorts fahren die städtischen Mitarbeiter gerne „Elektro“. Benjamin Durst, Leiter des Bauamts in Asperg, sagt: „Die Akzeptanz ist auch in der Bevölkerung sehr hoch.“ Ralf Trettner, Bürgermeister in Pleidelsheim, gibt aber zum Beispiel zu bedenken, dass ein E-Auto 180 000 Kilometer zurücklegen muss, bis es einen Verbrenner in der CO2-Bilanz überholt. „Das ist bei den Einsatzgebieten einer Kommune eher fraglich. Selbst wenn die Fahrzeuge sehr lang genutzt werden“, sagt Trettner. Viele Kommunen beklagen außerdem, dass es im Bereich der Nutzfahrzeuge momentan noch überhaupt keine Alternativen gibt. „Wir hatten für unseren Postkurierdienst ein E-Fahrzeug angedacht. 2019 gab es aber kein geeignetes Fahrzeug – also einen Pkw mit ausreichend großer Ladefläche – auf dem Markt“, sagt beispielsweise Mario Steigleder, Sprecher der Stadt Vaihingen an der Enz.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es und wie werden sie genutzt?

Einige, und die lohnen sich. Werden Förderanträge bewilligt, lässt sich damit viel Geld sparen. Der Landkreis hat für E-Mobilität aus drei Fördertöpfen des Umwelt- und des Verkehrsministeriums sowie des Wirtschaftsministeriums fast 985 000 Euro für Autos und Ladestationen erhalten. Der eigene Anteil lag bei 360 000 Euro. Laut Stadt Ludwigsburg werden mit dem „Sofortprogramm Saubere Luft“ des Verkehrsministeriums 75 Prozent der Mehrkosten eines Elektro- oder Hybridfahrzeugs im Vergleich zu einem Benzin- oder Dieselauto gefördert.

Viele der kleineren Kommunen wünschen sich aber, dass noch zielgenauer gefördert wird. „Es wäre sehr sinnvoll, die staatliche Förderung auf Leasingangebote auszuweiten“, sagt Jürgen Scholz, Bürgermeister von Sersheim. Denn genau diese Angebote nutzen viele Städte und Gemeinden. Das hat laut Thomas Pappelau einen Grund: „Die Fahrzeuge rechnen sich nur im Leasing, weil keiner weiß, was mit den Batterien passiert“, sagt der Leiter des Bauamts in Hemmingen. Einige Gemeinden finden den Weg bis zu einer Förderung sehr beschwerlich. „Das ist teilweise auch sehr unübersichtlich“, sagt beispielsweise Frank Mulfinger, stellvertretender Leiter des Bauamts in Möglingen.