Die Stadt Ebersbach sucht für ihr idyllisch gelegenes Höhenfreibad dringend Personal. Foto: Horst Rudel

Zwei Freibäder im Kreis Göppingen könnten in diesem Sommer geschlossen bleiben – die Kommunen suchen händeringend nach Fachpersonal.

Kreis Göppingen - Ebersbach und Kuchen haben das gleiche Problem: Beiden Kommunen droht eine Sommersaison mit geschlossenem Freibad, sollte sich nicht bald geeignetes Fachpersonal finden. Während es offenbar genügend Rettungsschwimmer für die Beckenaufsicht gibt, herrscht auf dem Markt für Schwimmmeister und für Fachangestellte für Bäderbetriebe gähnende Leere. Und diese Not macht erfinderisch. Beispielsweise möchte die Stadt Ebersbach ihr beliebtes Höhenfreibadam liebsten verpachten.

Der Schwimmmeister wechselte zum größeren Arbeitgeber

„Wir haben noch nichts unterschrieben, sind aber guter Dinge, dass wir bald eine Lösung finden werden“. Der Ebersbacher Hauptsamtleiter Günther Pfeiffer gibt sich optimistisch, die personelle Durststrecke seit dem Weggang des langjährigen Betriebsleiters bald beenden zu können. Nach 20 Jahren in Diensten der Stadt, wechselte der Ebersbacher Schwimmmeister nun zu dem deutlich größeren Arbeitgeber, den Stadtwerken Göppingen.

Seit Monaten sucht die Kleinstadt im unteren Filstal für die Leitung ihres idyllisch gelegenen Höhenfreibads Fachkräfte. Insgesamt sind 2,5 Stellen zu besetzen Aber alle Stellenanzeigen liefen bisher ins Leere, denn „wir sind mit dem Problem nicht allein“, hat Pfeiffer festgestellt. Bis zu 2000 Stellen gelten bundesweit als unbesetzt. Die Suche soll die Stadt schon rund 10 000 Euro gekostet haben.

Der Pächter bringt eigenes Personal mit

Nachdem sich die Kommune bereits in der Vergangenheit Schwimmmeister auf Zeit von Personaldienstleistern hatte vermitteln lassen, soll das Höhenfreibad in diesem Jahr nun komplett an einen privaten Dienstleister verpachtet werden, der sein eigenes Personal mitbringt. Verschiedene Fachbetreiber für Bäder werben damit, fest angestelltes und überwiegend langjährig bekanntes Personal einzusetzen. Solche Fachpartner übernehmen beispielsweise die Betriebs- und Badeaufsicht und gehen damit auch in die Betreiberhaftung. Als rechtliche Grundlage könnte ein so genannter Geschäftsbesorgungsvertrag dienen. Neben der Betriebsführung und Betriebsorganisation bieten Private auch eine Betriebsanalyse an und engagieren sich in der Fort- und Ausbildung.

Mit einem Pachterlös sei im Falle des Ebersbacher Bades nicht zu rechnen, erklärt Günther Pfeiffer. Während man noch an den vertraglichen Einzelheiten feile, sei vorgesehen, dem künftigen Pächter auf jeden Fall einen Teil des jährlichen Abmangels zu gewähren, denn ein Bad sei immer ein defizitärer Betrieb.

Keine einzige Rückmeldung in Kuchen

Was im Kreis Göppingen noch als Novum gilt, wird in anderen Landesteilen längst praktiziert. So hat ein privater Bäderdienstleister mit Sitz in Freiburg eine ganze Reihe von Bädern im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald, aber auch das Freibad in Blumberg (Kreis Schwarzwald-Baar) und das Hallenbad in Grafenhausen im Kreis Waldshut übernommen. Im Kreis Göppingen bekommt auch die Gemeinde Kuchen die Personalknappheit für Bäderfachleute zu spüren, seitdem der eigene Schwimmmeister erkrankt ist, der sich normalerweise um das Freibad und das kleine Lehrschwimmbecken in der Schule kümmert. „Meine Sorge ist, wir haben 35 Grad Hitze und das Freibad bleibt zu, bringt der Bürgermeister Bernd Rößner die bisher vergebliche Suche nach Personal auf den Punkt. Auf die Stellenanzeigen habe er keine einzige Rückmeldung erhalten, beklagt Rößner, obwohl er bereit sei, übertariflichen Lohn zu bezahlen und es sich nicht einmal um eine rein saisonale Beschäftigung handle.

Die Arbeitszeiten sind nicht sehr attraktiv

Immerhin biete Kuchen in den kühleren Monaten eine Beschäftigung im kommunalen Bauhof an. Aber die Fachkräfte ziehe es halt in die großen Spaßbäder, vermutet Rößner, weil sich dort günstigere Arbeitszeiten böten. In kleineren Kommunen käme es naturgemäß zu Arbeitsverdichtungen in der warmen Jahreszeit, oft auch ohne Aussicht auf ein freies Wochenende, weil man kaum personelle Entlastung bieten könne. „Da kommt schon mal ein 14-Stunden-Tag zusammen“, resümiert der Schultes. Dabei mangle es nicht an der Beckenaufsicht durch ausgebildete Rettungsschwimmer. Die Kommune brauche eine Fachkraft als Betriebsleiter, sonst dürfe sie das Freibad gar nicht erst öffnen.

In der Region stellt sich die Personallage unterschiedlich dar

Kreis Böblingen
: Relativ entspannt starten offenbar die Stadtwerke Böblingen in die Badesaison 2017. Man rechne zwar mit einem Personalengpass wie jedes Jahr, könne dies aber durch Thermenpersonal auffangen, wenn die Mineral-Therme vom 3. April bis voraussichtlich Mitte Juli im Rahmen der dortigen umfassenden Sanierungsarbeiten geschlossen sei, teilt die Betriebsleitung mit.

Kreis Ludwigsburg:
Bei den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim SWLB sind für die sieben Bäder noch zwei Vollzeitstellen für Fachangestellte für Bäderbetriebe unbesetzt. Falls die offenen Stellen zum Start der Freibadsaison nicht vollständig besetzt werden können, werden gegebenenfalls Dienstleistungen wie Schwimmkurse und Aquasportprogramme teilweise reduziert. Das Freibad in Hoheneck werde voraussichtlich mit denselben Öffnungszeiten betrieben wie 2016. Vor einem Jahr war noch die Schließung diskutiert worden. Das Freibad in Asperg konnte 2016 zeitweise nur eingeschränkt öffnen, da zwei Fachkräfte erkrankt waren. Die SWLB wirbt für sich als attraktiver Arbeitgeber und bietet Mitarbeitern individuelle Fortbildungen, einen Zuschuss für Firmenticket, Betriebsrente, Betriebssport sowie kostenlose Nutzung der SWLB-Bäder und der Kunsteisbahn.

Rems-Murr-Kreis
: Zwischen 2012 und 2015 ist das Freibad Murrhardt von einem privaten Dienstleister betrieben worden. Die Stadtwerke Waiblingen können ihren personellen Eigenbedarf decken, müssen aber Anfragen anderer Kommunen nach Leihpersonal für Bäder abweisen.