Die Zecken lauern vorzugsweise im Gras. Betroffene sollten nach einem Biss die Stelle beobachten. Foto: dpa/Patrick Pleul

Dieses Jahr hat die Gefahrenzeit von Zecken bereits im März begonnen. Bei warmem Wetter finden die Blutsauger ideale Bedingungen vor. Der Leiter des Veterinäramts in Göppingen erklärt, warum der Klimawandel das Problem verschärft

Göppingen - Wer zurzeit durch hohes Gras geht, sollte achtsam sein, denn dort lauern oft zahlreiche Blutsauger: Der Landkreis Göppingen liegt, wie die meisten Gebiete in Süddeutschland, im Zecken-Risiko-Gebiet. Ausgewiesen werden die Gebiete vom Robert-Koch-Institut, wenn die Fallzahl der Hirnhautentzündungen, deren Virus von Zecken übertragen wird, in einem Gebiet vergleichsweise hoch ist.

Ulrich Dura, Leiter des Veterinäramts Göppingen, erklärt, dass außerdem regelmäßig festgestellt werde, wie viele Zecken auf einer bestimmten Fläche in die Netze gehen. Bei den diesjährigen Temperaturen habe die Gefahrenzeit von Zecken bereits im März begonnen. Vor einigen Jahren dagegen seien die Zecken erst im Mai aktiv geworden. „In Zukunft ist das vielleicht schon im Januar denkbar“, sagt Dura. Die Spinnentiere bräuchten dazu eine Temperatur von mehr als acht Grad. Der Klimawandel verlängere zum einen die jährliche Gefahrenzeit und vergrößere zum anderen die Zeckenpopulation: „Wenn es längere Zeit Minusgrade gibt, sterben die Insekten ab“, sagt der Veterinäramtsleiter. Da die Winter nun milder seien, überleben viel mehr Zecken als früher. Die Parasiten seien genügsam: „Wenn die Zecken sich mit Blut vollsaugen, reicht ihnen das Monate, um zu überleben“, erzählt Dura. Insgesamt leben die Zecken ungefähr drei bis fünf Jahre.

Die Blutsauger mögen warme, weiche Stellen an der Haut

Seit 30 Jahren sei bekannt: Zecken springen nicht, wie man früher dachte, von Bäumen auf ihre potenziellen Opfer, sondern sitzen auf hohem bis halbhohem Gras. Deshalb sei es für Spaziergänger und Wanderer in der Natur ratsam, auf den ausgezeichneten Wegen zu bleiben. Die Blutsauger mögen vor allem warme und dünne Stellen an der Haut, also zum Beispiel die Kniekehle, die Leiste oder die Achselhöhle. „Die Zecken schlüpfen in die Kleidung hinein und wandern am Körper entlang“, erklärt Dura. Deshalb schütze man sich am besten vor Zecken, wenn man eine lange Hose anzieht und sie in die Socken hineinstopft: „Sieht zwar komisch aus, aber hilft“, sagt Dura. Außerdem seien Zecken-Sprays wirksam, da der Duft die Spinnentiere abschrecke. Allerdings wirke dieser nicht ewig.

Es sei ratsam, sich auf Zecken abzusuchen, wenn man in der Natur war. Habe man einen Zeckenbiss entdeckt, solle man die Stelle beobachten und bei Fieber den Arzt aufsuchen. Das Fieber könne einige Tage nach dem Zeckenstich auftreten. Außerdem solle man die Einstichstelle untersuchen. Im Fall einer Borreliose bilden sich rote Ringe um die Einstichstelle. Wichtig ist es, bei einem folgenden Arztbesuch auf den Zeckenbiss hinzuweisen, sodass der Mediziner die Folgen eines Zeckenbisses prüft. Außerdem können zum Beispiel Kopfschmerzen Anzeichen für den Beginn einer Borreliose sein. „Auch Hunde oder Katzen sind anfällig für Zecken und sollten abgesucht werden“, sagt Dura. Außerdem sei Urlaubern in Gefahrengebieten geraten, auf die Empfehlungen zu achten.

Vor allem Land-, Forst- sowie Straßenarbeiter sollten sich impfen lassen

Zwei Krankheiten werden durch Zecken übertragen: Borreliose sowie das FSME-Virus, das Hirnhautentzündung hervorruft. „Borreliose ist im Anfangsstadium noch behandelbar, weiter fortgeschritten jedoch nicht mehr“, sagt Dura. FSME dagegen sei nicht behandelbar, es gibt allerdings eine Impfung dagegen. Vor allem Menschen, die in ihrem Beruf viel draußen arbeiten, wird eine Impfung empfohlen: zum Beispiel Land-, Forst- sowie Straßenarbeiter. Die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts rät außerdem Personen zur Impfung, die bei Freizeitaktivitäten im Grünen innerhalb eines Gefahrengebiets ein Zeckenstichrisiko haben.