Das erste Testzentrum im Land ist in Herrenberg eingerichtet worden. Foto: 7aktuell.de/Alexander Hald

Im Kreis Esslingen sind fünf Menschen infiziert. Ein Anstieg der Fälle ist zu erwarten. Das Landratsamt hat einen Krisenstab gebildet. Von Montag an gibt es zwei Testzentren bei der Messe Stuttgart und in Nürtingen.

Kreis Esslingen - Fünf Italien-Rückkehrer aus dem Landkreis Esslingen sind laut dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg an Covid-19 erkrankt. Dem Vernehmen nach stammen die betroffenen Personen aus Filderstadt, Esslingen und Oberboihingen. Im Kampf gegen das Virus richtet der Landkreis von Montag an zwei Coronaabstrichzentren (CAZ) ein – in Leinfelden-Echterdingen bei der Messe sowie in Nürtingen.

Infizierte haben sich in Südtirol aufgehalten

Alle fünf Infizierten seien zuvor in Italien gewesen. Bei zwei Fällen handelt es sich um ein Paar, das vom 22. bis zum 29. Februar in Südtirol, Wolkenstein, Gröden war. Beide Personen entwickelten entsprechende Symptome und befinden sich nun in häuslicher Isolation.

Im gleichen Zeitraum war ein 18-Jähriger, der nun erkrankt ist, ebenfalls in Wolkenstein. Er sei dort im Urlaub mit seiner Familie gewesen. Die betreffenden Personen befinden sich ebenfalls in häuslicher Isolation. Mitgereiste Kontaktpersonen wurden ermittelt und auch häuslich isoliert. Ein weiteres infiziertes Paar aus dem Kreis Esslingen war von einer Reise nach Florenz und Bologna zurückgekehrt. Wegen einer bestehenden Grunderkrankung befinden sich beide derzeit stationär im Krankenhaus.

Jeder Landkreis versorgt seine eigenen Einwohner

Indessen ist im Landratsamt Esslingen ein „Krisenstab Coronavirus“ gebildet worden, dem Experten der Kreisärzteschaft, der Rettungsdienste, des Gesundheitsamts und der Kliniken im Landkreis angehören. Wichtigstes Ergebnis eines Treffens am Dienstagabend: vom 9. März an wird es in Leinfelden-Echterdingen bei der Messe sowie in Nürtingen jeweils ein Abstrichzentrum geben.

Wer im Landkreis Esslingen wohnt und aufgrund von Symptomen befürchtet, am Coronavirus erkrankt zu sein, kann auf telefonische Weisung seines Hausarztes mit dem Auto zu einem der Zentren fahren. Mit einem Code kann man dann einen Abstrich entnehmen lassen. Die Zentren funktionieren nach dem Prinzip des „Drive-In“. Die Helfer dort tragen Schutzkleidung und entnehmen direkt am Auto einen Abstrich für den Test.

Südkorea steht bei den Drive-In-Zentren Pate

Die Patienten verlassen an der Teststation ihr Auto nicht und kommen daher auch nicht mit Gegenständen oder anderen Menschen in Kontakt. Die Verfahrensweise hat sich der Krisenstab in Südkorea abgeschaut. Auch in Deutschland, etwa in Hessen, hat sich diese Methode bewährt. Bis ein Testergebnis vorliegt, müssen Patienten zuhause in Quarantäne bleiben.

Die CAZ werden montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr geöffnet sein. Wo genau die jeweils drei Container bei der Messe und in Nürtingen aufgestellt werden, wird das Landratsamt noch bekannt geben.

Hausärzte sind durch die Situation überfordert

Zwar werden schwere Akutfälle mit intensiven Symptomen wie Atemnot oder Verdacht auf Lungenentzündung nach wie vor durch den Hausarzt in die Kliniken eingewiesen. Laut Michael Geißler, der als Medizinischer Direktor des Klinikums Esslingen dem Expertenteam angehört, geht es aber auch darum, die Krankenhäuser vom Coronavirus möglichst freizuhalten, damit sie weiter ihren Versorgungsauftrag optimal erfüllen können.

Als sicher gilt, dass die Epidemie auch im Kreis Esslingen weiter um sich greifen wird. „Uns ist allen klar, dass es bei der bisherigen Zahl nicht bleiben wird“, sagt die stellvertretende Esslinger Landrätin und Leiterin des Krisenstabs, Marion Leuze-Mohr. Die Hausärzte allein seien mit der Situation überfordert, deshalb werde man sich nun breiter aufstellen.

Der Ausbruch der Epidemie soll verlangsamt werden

Michael Geißler erläutert die Strategie in der jetzigen Phase: „Das Ziel ist es, den Ausbruch der Epidemie zu verlangsamen.“ Durch eine Streckung soll auch vermieden werden, dass bereits an einer normalen Influenza erkrankte Menschen sich zusätzlich noch eine Corona-Infektion einfangen. Auf Einhaltung der Husten- und Nies-Etikette sollte ebenso geachtet werden wie auf eine gute Händehygiene.

An Wochenenden und Werktagen nach 19 Uhr können sich Verdachtsfälle unter der Rufnummer 116 117 an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. Dort beurteilen Experten, ob eine Fahrt zu einem Testzentrum angezeigt ist. Wer kein Auto hat, soll sich ebenfalls unter dieser Nummer melden. Die Rettungsdienste appellieren an die Bevölkerung, für Corona weder die Notfallnummer 112 noch die 19 222 für Krankentransporte zu wählen.

Die Intralogistikmesse Logimat soll abgesagt werden

Marion Leuze-Mohr zufolge bereitet das Landratsamt Esslingen derzeit eine Handreichung für die Städte und Gemeinden vor. Was Veranstaltungen angeht, so liegt es in erster Linie an den Organisatoren, ob sie eine Veranstaltung absagen oder nicht. Letztlich seien aber die Kommunen als Genehmigungsbehörde auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes weisungsbefugt. Das Landratsamt habe jetzt der Stadt Leinfelden-Echterdingen vorgeschlagen, die Absage der Messe Logimat anzuordnen. Die Intralogistikmesse soll vom 10. bis zum 12. März stattfinden und befinde sich derzeit im Aufbau, so Marion Leuze-Mohr.

Die Entlassung aus dem Ateck-Hotel steht bevor

Indessen sind die in Quarantäne befindlichen Personen im Kirchheimer Ateck-Hotel bislang nicht positiv auf das Coronavirus getestet worden. Aller Voraussicht nach können sie laut dem Deutschen Roten Kreuz Ende der Woche aus der Isolation entlassen werden.

Hotline
Das Landesgesundheitsamt hat eine Hotline für Fragen rund um das Coronavirus eingerichtet. Zwischen 9 und 18 Uhr sind die Mitarbeiter unter der Telefonnummer 07 11/90 43 95 55 erreichbar.