Im Alter aktiv und mobil sein – das wünschen sich viele Menschen. Foto: dpa

Die Kommunen im Kreis Böblingen wollen die Lebensbedingungen der Einwohner im Alter verbessern. In Sindelfingen und Böblingen startet deshalb eine Umfrage, in Gäufelden können sich die Bewohner an einer Zukunftswerkstatt beteiligen.

Böblingen - Wie stellen sich die Einwohner im Kreis Böblingen ihren Lebensabend vor? Und was sind sie bereit, dafür zu tun? Die Kommunen im Kreis wollen es nun genau wissen und fordern die Einwohner auf, sich einzubringen.

Denn hochgerechnet werden schon im Jahr 2020 kreisweit 717 Pflegeplätze fehlen – mindestens. Doch das Land hat 2010 die Zuschüsse für den Bau neuer Pflegeeinrichtungen gestoppt. Um Engpässe aufzufangen, handeln die Kommunen nun – und wollen die Bürger mit ins Boot holen.

Böblinger und Sindelfinger, die älter als 55 sind, bekommen deshalb in diesem Monat Post. Mittels eines Fragebogens sollen sie Auskunft über ihre Lebenssituation geben. „Diese Umfrage ist wichtig für uns, um zu erkennen, woran es den Menschen im Alter fehlt“, erklärt Regina Vogt, Sozialplanerin der Stadt Böblingen. So könnten die Befragten der Stadt beispielsweise auch Auskunft darüber geben, ob bestehende Angebote bekannt sind und genutzt werden. Ebenso wie die Sindelfinger Seniorenbeauftragte Christine Hummel-Mayer hofft auch Vogt auf eine rege Beteiligung: „Nur wenn möglichst viele Personen mitmachen, können wir die Ergebnisse einsetzen und miteinander vergleichen.“

Stadt Böblingen will mit den Einwohnern ins Gespräch kommen

Doch die Umfrage ist nur ein erster Schritt. Die Stadt Böblingen will auch mit den Einwohnern ins Gespräch kommen. Der Stadtteil Böblingen-Grund wird in den kommenden Monaten häufiger Besuch von Regina Vogt und ihren Kollegen bekommen. Mit einem roten Sofa wollen sie sich auf die Straße stellen und die Menschen querbeet befragen und mit ihnen Ideen für mehr Lebensqualität im Alter entwickeln. „Dadurch hoffen wir, die Bewohner aktivieren zu können und ihr Engagement auch über dieses Projekt hinaus zu gewinnen“, sagt Vogt. Ziel des Projekts sei es, am Ende zwei bis drei Ideen weiterzuentwickeln, sie dem Gemeinderat vorzuschlagen und dann tatsächlich auch umzusetzen.

Zukunftswerkstatt in Gäufelden

Noch stärker in die Pflicht nehmen will der Gäufeldener Bürgermeister Johannes Buchter die Bürger: „Wenn es um das Thema Lebensqualität im Alter geht, sind wir schließlich alle betroffen“, sagt er. Deshalb ruft er die Einwohner auf, sich zu engagieren. Die Gemeinde hat bereits im September ihre Bürger befragt – von 5000 Fragebögen kamen 1400 ausgefüllt zurück.

In einem nächsten Schritt können sich die Bürger nun an der sogenannten Zukunftswerkstatt unter dem Motto „Guter Dinge älter werden“ beteiligen. Während eines Workshops dürfen die Teilnehmer in moderierten Arbeitsgruppen ihre Ideen und Lösungsvorschläge für die Themenfelder Wohnen, Bedürfnisse, Versorgungssituation und Mobilität einbringen. Beteiligen darf sich jeder – auch wenn der eigene Ruhestand noch in weiter Ferne liegt. Buchter will vor allem auch jene Bürger erreichen, die sich sonst nicht engagieren. Deshalb hat die Gemeinde per Zufallsgenerator 50 der 7636 Einwohner ausgewählt, die eine persönliche Einladung zu der Veranstaltung erhalten werden. „Wir wollen den Menschen klarmachen, dass wir sie brauchen“, sagt Buchter. Die „schweigende Mehrheit“ wolle er auf diese Weise mit ins Boot holen.

Beteiligen kann man sich auch an der Idee, eine Pflege-Wohngemeinschaft in Gäufelden-Öschelbronn auf die Beine zu stellen. Diese soll den Pflegebedürftigen eine Alternative zum bereits bestehenden Pflegeheim in Nufringen bieten. Dafür werden auch sogenannte Alltagsbetreuer gesucht, die sich neben dem Pflegepersonal um die Senioren kümmern. Wichtig ist Buchter, dass den Senioren dadurch ermöglicht wird, ihren Lebensabend nahe ihres Wohnortes verbringen zu können.