Die Stuttgarter Krawallnacht beschäftigt die Gerichte. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Zwei junge Männer sollen einen Studenten in der sogenannten Stuttgarter Krawallnacht schwer verletzt haben. Kommende Woche beginnt der Prozess.

Stuttgart - Mehrere junge Männer, die an den Ausschreitungen in der sogenannten Stuttgarter Krawallnacht im Juni des vergangenen Jahres beteiligt waren, sind bereits vom Amtsgericht verurteilt worden. Jetzt steht der erste Prozess vor dem Landgericht an – wegen versuchten Totschlags.

Die 3. Jugendstrafkammer wird vom 13. Januar an gegen zwei zur Tatzeit 19 und 16 Jahre alte Angeklagte verhandeln. Der Jugendliche und der Heranwachsende sollen in der Nacht auf den 21. Juni an gewaltsamen Ausschreitungen gegen die Polizei teilgenommen haben. Die Haupttat soll sich am Rand des Schlossplatzes zugetragen haben.

Dort hatte sich ein 24-jähriger Student gegen die Randalierer gestellt und sie aufgefordert, keine Flaschen mehr zu werfen. Der Student wurde daraufhin von hinten attackiert. Er ging bewusstlos zu Boden. Die Angeklagten sollen das Opfer unter anderem mit Fußtritten gegen den Kopf malträtiert haben. Weil sie dabei den Tod des 24-Jährigen billigend in Kauf genommen hätten, liege ein versuchter Totschlag vor, so die Staatsanwaltschaft.

Das Opfer hat keine Erinnerung

Ob der Prozess wegen des Alters des jüngeren Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird, werde erst in der Hauptverhandlung entschieden, teilt das Landgericht mit. Für den Prozess um den versuchten Totschlag an dem Studenten sind acht Verhandlungstage bis Anfang März geplant.

Der Student hatte ein Schädel-Hirn-Trauma davongetragen. An die Attacke erinnert er sich nicht mehr. Zu allem Übel wurde er, als er bewusstlos am Boden lag, noch von einem 26-Jährigen bestohlen, der sich danach auch an Plünderungen beteiligte. Dieser Mann ist vom Amtsgericht kurz vor Weihnachten zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Insgesamt sind noch rund 100 Prozesse zur Krawallnacht vor allem vor dem Amtsgericht anhängig. Bereits Anfang November hatte das Amtsgericht zwei junge Männer wegen besonders schweren Landfriedensbruchs zu Jugendstrafen von jeweils zweieinhalb Jahren verurteilt. Die Angeklagten hatten in jener Nacht unter anderem Polizeiautos demoliert. Die Verurteilten haben angekündigt, in Berufung gehen zu wollen.