Noch gibt es im Supermarkt reichlich Dosen mit dem Klassiker von den Fildern. Doch wird der Vorrat bis zur nächsten Ernte reichen? Foto: Thomas Krämer

Der vergangene Sommer hat die Krauternte auf den Fildern verhunzt. Lieferengpässe sind nicht ausgeschlossen. Vor allem dann, wenn die Temperaturen lange niedrig bleiben. Hersteller und Händler erklären, warum.

Filder - Wer im vergangenen Sommer über die Felder gelaufen ist, dem konnten die Krautköpfe wegen der Hitze und vor allem der lang anhaltenden Trockenheit leid tun. Dass die Ernte nicht gut werden würde, hatte sich schon bald abgezeichnet. Klein waren sie, die Köpfe, und im Durchschnitt nur halb so schwer, gerade einmal zwei statt vier Kilogramm. Doch wie hat sich das auf die Sauerkraut-Hersteller ausgewirkt? Finden die Kunden dieses Jahr weniger Konserven mit dem Klassiker von den Fildern in den Ladenregalen?

Vor allem die Stammkunden wurden noch beliefert

„Wir haben deutlich weniger Kraut geliefert bekommen“, sagt Armin Schlecht. Der Geschäftsführer der Sauerkonservenfabrik Fritz Schlecht in Bernhausen, wo auch das „Spitzbüble“ eingedost wird, schätzt die Ernteausfälle auf etwa 50 Prozent. Wenn weniger Kraut geliefert wird, kann natürlich auch entsprechend weniger produziert werden. „Wir haben vor allem versucht, die Stammkunden zu beliefern“, sagt Schlecht. Einigen anderen Kunden musste er absagen – und hat nach eigener Aussage den einen oder anderen Interessenten zumindest vorerst verloren. „Es ist nicht ganz einfach, diese zurückzugewinnen“, sagt er. Die Sauerkonservenfabrik stehe nach seinen Worten vor einem schwierigen Jahr. Denn während die Preise für Frischware deutlich stiegen und damit die geringere Menge zumindest teilweise ausgeglichen wurde, konnte Schlecht von seinen Abnehmern nur einen geringfügig höheren Preis verlangen. Für die Verbraucher auf den Fildern hat er jedoch eine gute Nachricht: Spitzbüble-Sauerkonserven gebe es noch genügend auf Vorrat. Und das liege auch an den Essgewohnheiten der Kunden. Kraut werde vor allem in den Monaten mit „r“ verzehrt, also im Winter.

Rund 50 Prozent Ernteausfälle

Ähnliche Erfahrungen wie Schlecht hat Jörg Kimmich gemacht. „Die Ernteausfälle lagen bei rund 50 Prozent“, sagt der Geschäftsführer der gleichnamigen Sauerkonservenfabrik in Aichtal. Da er zu dem Versprechen stehe, nur lokale Produkte von den Fildern zu verarbeiten, konnte auch kein Kraut aus anderen Regionen zugekauft werden. Ende vergangenen Jahres seien die Krautkonserven sogar ausverkauft gewesen, was es so noch nie gegeben habe. Inzwischen konnte jedoch nachproduziert werden. „Wir sind offen mit unseren Kunden umgegangen, haben ihnen die Situation erklärt“ sagt Kimmich. Die meisten hätten Verständnis gehabt – sie wussten ja um die maue Ernte. Schon jetzt überlege man mit den Bauern, was getan werden könnte, um im Sommer 2019 eine gute Ernte einzufahren und um vielleicht auch früher im Jahr schon Kraut schneiden zu können. „Wir wollen auf jeden Fall versuchen, den Anschluss an die vergangene Saison zu bekommen, damit die Produkte immer erhältlich sind“, sagt er.

Hengstenberg musste die Produktion runterfahren

Bei der Firma Hengstenberg in Esslingen, die auf Landwirte aus Hessen und der Region Heilbronn setzt, lagen die Ernteausfälle bei Rot- und Weißkraut zwischen 30 und 40 Prozent, wie Andrea Thiemt sagt. „Deshalb konnten wir auch nicht so viele Sauerkonserven produzieren wie in den vergangenen Jahren“, sagt die Pressesprecherin. Lieferengpässe und leere Regale will sie im Sommer nicht ausschließen.

Das sieht man beim Gebauer-Markt in Bonlanden entspannter. „Bei uns gibt es noch genügend Krautkonserven“, wie Marktleiterin Karin Tischler sagt. Wie lange die Vorräte jedoch halten, sei unklar und hänge auch von der Witterung in den kommenden Wochen ab. „Wenn es kalt ist“, so Tischler, „wird viel mehr Kraut gegessen“.