Das neue Jahrzehnt war gerade zwei Minuten alt, da kam der kleine Samuel in der Filderklinik auf die Welt. Foto: privat

Mehr als 2000 Geburten verzeichnet die Filderklink in Filderstadt-Bonlanden mittlerweile pro Jahr. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wird nun erweitert.

Bonlanden - Für 2019 meldet die Filderklinik einen neuen Rekord: „Wir hatten 2080 Geburten zu verzeichnen“, sagt die leitende Hebamme Sigrid Sanwald erfreut. Und das erste Baby im neuen Jahr 2020 kam gleich zwei Minuten nach Mitternacht auf die Welt: Sein Name ist Samuel, er wiegt 3830 Gramm, seine Mama und er sind wohlauf.

Nicht nur in der Filderklinik kommen immer mehr Kinder auf die Welt, sondern im ganzen Land gehen die Geburtenzahlen seit sechs Jahren kontinuierlich nach oben. In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2018 rund 108 900 Kinder geboren. Damit lag die Zahl nach Angaben des Statistischen Landesamts zum letzten Mal im Jahr 1998 höher, also vor 20 Jahren.

Manche Frauen wurden abgewiesen

Das hat auch Auswirkungen auf die Geburtshilfe: So wollten in der Filderklinik auch im Jahr 2019 mehr Frauen entbinden, als es die Betreuungskapazitäten zuließen. „Wir mussten hin und wieder Frauen an andere Kliniken verweisen“, verdeutlicht Hauke Schütt, leitender Arzt der Abteilung Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Auf die hohe Nachfrage nach einer Entbindung in dem anthroposophischen Krankenhaus wird nun mit einer Erweiterung der Geburtshilfe und der Neugeborenen-Intensivstation reagiert. In Planung sind Anbauten mit zwei zusätzlichen Kreißsälen sowie sechs weiteren Betten für die Neonatologie.

Anbauten sind nur Übergangslösung

Die Anbauten werden voraussichtlich im Frühjahr 2020 fertig sein und als Übergangslösung dienen, bis der geplante Neubau in Angriff genommen werden kann. Dieser soll in etwa fünf Jahren fertig sein, sagt Schütt und ergänzt: „Wir können der steigenden Nachfrage nicht gerecht werden, wenn wir keine gute Betreuung anbieten.“ Dem qualitativen Anspruch wolle man nicht nur in den neuen Räumlichkeiten gerecht werden, sondern auch in der personellen Situation: „Seit dem 1. Januar sind alle unsere Hebammen-Stellen besetzt“, sagt Hauke Schütt. „Die Kolleginnen und Kollegen in der Geburtshilfe arbeiten mit großem Erfolg, der sich immer mehr herumspricht“, ergänzt Silke Besemer, welche die Stationsleitung der Neonatologie innehat.

Bei allen Erweiterungsplänen gelte jedoch nach wie vor die Förderung der normalen, zeitgerechten Geburt als oberstes Gebot. „Frauen mit Geburtsbestrebungen zwischen der Schwangerschaftswoche 24 plus Null und 28 plus sechs können wir mit großem Erfolg auf unserer gynäkologischen Station behandeln, sodass wir eine der Kliniken mit der niedrigsten Frühgeburtsrate von circa sieben Prozent sind“, sagt Hauke Schütt.

Kaiserschnitt nur dann, wenn es zwingend nötig ist

Der Arzt ist bekannt für seine niedrige Kaiserschnittrate. „Wir machen eine Sectio nur, wenn sie absolut nötig ist.“ Er denke dabei vor allem an den Zustand der Gebärenden nach einem Kaiserschnitt, also nach einer Operation. 40 Prozent der Kaiserschnitte seien nicht zu begründen, moniert der leitende Arzt. In Deutschland kämen lediglich rund 25 Prozent der Kinder „normal“ auf die Welt, während es in Skandinavien, Irland und Holland doppelt so viele seien. Hauke Schütt kommentiert: „Ich frage mich: Warum? Diese Frauen sind auch nicht anders gebaut.“ Es liege also am Geld, das System sei „getriggert durch Maßnahmen“. Die Filderklinik setze sich dafür ein, dass auch normale Geburten gut bezahlt werden.

Zum Klinikalltag der Filderklinik gehören auch natürliche Mehrlingsgeburten und Beckenendlagen-Entbindungen sowie Spontangeburten nach einem Kaiserschnitt. Die Filderklinik trage nicht zuletzt deshalb seit 2003 das Zertifikat „Babyfreundliche Geburtsklinik“. Für Risikoschwangerschaften und Entbindungen ab der Schwangerschaftswoche 29 plus Null steht außerdem das Perinatalzentrum mit Intensivstation mit modernsten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für kranke Babys oder Frühchen zur Verfügung.

Musiktherapie soll den Babys helfen

Das Besondere daran: Neben der gängigen medizinischen Hightech-Ausstattung erwartet die Kleinsten eine freundliche und reizarme Umgebung mit warmen Farbtönen, hellen Holzmöbeln und dimmbarem Licht. Der Lärmpegel ist deutlich reduziert. Denn: Damit sich die Kinder entwickeln können, brauchen sie viel Ruhe und Geborgenheit. Äußere Anwendungen und Musiktherapie sollen zusätzlich ihre Empfindungen stärken und zugleich Stress und Ängste lösen.