Es bleibt beim jetzigen Schriftzug: Die Stadt bekommt kein Uniklinikum. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Klinikum der Stadt Stuttgart wird nicht Universitätsklinikum. Das Land hat beschlossen, die 150 zusätzlichen Medizinstudienplätze an den anderen Unikliniken im Land zu schaffen.

Stuttgart - Auch der letzte Versuch im August, das Ruder noch herumzureißen, war erfolglos: Das städtische Klinikum erhält den erhofften Status eines Uniklinikums nicht. So steht es in der mit den Regierungsparteien und den Landtagsfraktionen abgestimmten Kabinettsvorlage des Wissenschaftsministeriums zur Frage, wo die 150 zusätzlichen Medizinstudienplätze angesiedelt werden sollen. Das Stuttgarter Klinikum, wo man seit Jahren nachdenkt, wie man Uniklinikum werden könnte, hatte bei dieser Gelegenheit den Hut in den Ring geworfen.

Der Plan: Die 150 Studienplätze sollten zu einem Teil in Stuttgart geschaffen werden (der andere in Karlsruhe). Und zwar nach einem sogenannte Beleihungsmodell. Angelehnt an eine der Medizinfakultäten in Tübingen oder Ulm, hätte das städtische Klinikum die Ausbildung der angehenden Ärzte in den klinischen Semestern nach dem Physikum übernommen. Die Waiblinger Unternehmerin Eva Mayr-Stihl wollte das Vorhaben in zehn Jahren mit 60 Millionen Euro unterstützen. Das Personal und die Infrastruktur sei vorhanden, hieß es beim mit 2000 Planbetten größten Krankenhaus Baden-Württembergs. Das Konzept sollte den Anforderungen des Landes entgegenkommen, das die Zahl der Medizinstudienplätze um zehn Prozent aufstocken will, um dem insbesondere auf dem Land wachsenden Ärztemangel entgegenzuwirken.

Rund 200 000 Euro pro Studienplatz

Doch der Traum ist geplatzt. Das Wissenschaftsministerium kommt in seiner Kabinettsvorlage zu dem Ergebnis, „dass die Zielsetzungen des Landes“ durch den Ausbau der Studienplätze an den bestehenden medizinischen Fakultäten in Tübingen, Heidelberg, Ulm, Freiburg und Mannheim „am besten erfüllt werden“. Dort sollen zusätzlich je 30 Studienplätze entstehen, in zwei Stufen 2020 und 2021. Die Kosten je Studienanfängerplatz werden mit knapp 200 000 Euro veranschlagt, sodass bis von 2017 an pro Jahr insgesamt Kosten von rund 30 Millionen Euro entstehen.

Die bestehenden Fakultäten hätten bereits leistungsfähige Strukturen und hoch qualifiziertes Personal in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Die Neuerungen in der Konzeption der Medizinerausbildung, die von den fünf Unikliniken wie von den Bewerbern in Stuttgart und Karlsruhe entwickelt wurden, kämen an den bestehenden Standorten „allen Studierenden zugute“. Dort sei auch eine „optimale Integration theoretischer und klinischer Ausbildungsteile“ gewährleistet. Und der Ausbau könne dort „sehr schnell erfolgen“. Auch ums Thema Finanzen geht es in der Vorlage. So könne auf lange Sicht, sollten die Kapazitäten in der Humanmedizin wieder reduziert werden, dies an den bestehenden Standorten „leichter bewerkstelligt werden“. Und es gab offenbar die Sorge, dass Stuttgart und Karlsruhe, wenn sie erst einmal den Fuß in der Universitätsmedizin hätten, in der Folge mehr anstreben würden. So habe das Beispiel Mannheim gezeigt, „dass zunächst kleiner dimensionierte Einrichtungen das Bestreben entfalten können, zu einem vollausgebauten Standort der Hochschulmedizin zu werden“. Und in Stuttgart hatte man immer wieder erklärt, dass die Kosten pro Studienplatz hier geringer wären als an den bisherigen Standorten. Das Wissenschaftsministerium geht aber von „etwa gleichen Kosten“ aus. Dies aber bei einem „geringeren Gesamtrisiko“ und einem „sehr guten Kosten-Nutzen-Verhältnis“ an den vorhandenen Medizinfakultäten.

Kritik von Seiten der Stadt

Die Position des Landes vertreten im Übrigen auch Landkreis-, Städte- und Gemeindetag. Und das Land beruft sich bei seiner Entscheidung auch auf das Ergebnis einer Anhörung in der Sache im vergangenen Mai im Stuttgarter Maritim Hotel. Die dort anwesenden Expertengruppe hat einstimmig für die jetzt favorisierte Lösung votiert. Bei der Stadt und im Klinikum aber hatte man den Eindruck, dass das vorgelegte Konzept nicht ausreichend gewürdigt wurde und schon zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung gegen Stuttgart feststand. Im August hatte Krankenhausbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) erklärt, man habe erreicht, die eigene Position beim Land nochmals vorstellen zu dürfen.

Beim Klinikum, wo etwa 50 Ärzte, darunter die meisten Chefärzte, habilitiert sind und Professuren unter anderem in Tübingen haben, hatte man sich von einem Zuschlag verschiedene Vorteile versprochen. So mehr Entwicklungsmöglichkeiten, ein höheres Renommee mit steigender Attraktivität für Patienten wie Ärzte. Und als Uniklinikum würden dem Großkrankenhaus, das seit Langem akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Tübingen ist, die Leistungen der defizitären Ambulanzen besser vergütet.