Daniel Strohbach und seine Schwiegermutter Ursula Strohbach mit dem Koffer, mit dem Firmengründer Günther Strohbach Anfang der 1950er Jahre zu den Kunden ging. Damals produzierte dieser in Stetten Holzkleiderbügel. Foto: Claudia Barner

Der Marktstand mit Haushaltswaren der Familie Stohbach aus Filderstadt-Plattenhardt ist eine Fundgrube. Die Aussage „Das es das noch gibt. Danach habe ich schon so lange gesucht“ hören sie in Dauerschleife.

Filderstadt - Eine kleine Bürste kann ein großer Helfer sein, wenn es darum geht, den Staub aus den Fugen der Holzdecke zu entfernen oder die Flusen zwischen den Heizungslamellen heraus zu friemeln. „Oft sind es die einfachen Dinge für ein paar Euro fuffzig, die die Menschen glücklich machen“, sagt Daniel Strohbach. Der 35-Jährige muss es wissen. Der Marktfahrer aus Filderstadt ist in dritter Generation mit dem Verkaufswagen der Familie unterwegs.

Die mobile Fundgrube für Haushalts- und Holzwaren hat von Bürsten, Besen, Schrubbern über den Wischmopp und das Spültuch aus Baumwolle bis hin zum in eigener Werkstatt gefertigten Spätzle-Schaber, dem Krauthobel oder dem Springerle-Model vieles zu bieten, was in Omas Haushalt noch einen Stammplatz hatte, in modernen Haushaltswarengeschäften zwischen chromglänzenden Küchenmaschinen oder dem exklusiven Bräter aber kaum noch zu finden ist.

An 170 Tagen im Jahr baut Daniel Strohbach sein rollendes Kaufhaus auf Krämermärkten auf – rund um Stuttgart, bis nach Pirmasens oder Bad Kreuznach. Neuerdings ist er auch in Waldenbuch vertreten. Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt und dem Cannstatter Volksfest hat er einen Stammplatz und bietet mit seinem überbordenden, bunt zusammengewürfelten Sortiment die Lösung für so manches Haushalts-Problem. „Das es das noch gibt. Danach habe ich schon so lange gesucht“, diesen Satz hört der Unternehmer in Dauerschleife.

Er braucht anderthalb Stunden, bis alles aufgebaut ist

An Markttagen endet die Nacht für Daniel Strohbach um 4 Uhr morgens. Spätestens um 5 Uhr rollt der Krämer mit dem acht Meter langen und 5,5 Tonnen schweren Gefährt in Plattenhardt vom Hof. Denn bis die ersten Kunden kommen, ist noch viel zu tun. „Bis alles aufgebaut ist, brauche ich anderthalb Stunden“, verrät Strohbach, der das Unternehmen seit dem Tod des Schwiegervaters im November 2019 gemeinsam mit seiner Schwiegermutter Ursula Strohbach führt.

Während er die Klappen öffnet, Schubfächer herauszieht, die Markise ausrollt und die Ständer mit den Bürsten positioniert, erzählt der 35-Jährige von „Manni“, dem Vater seiner Frau, der über viele Jahrzehnte hinweg mit seinem verbindlichen Wesen und dem markanten Bart die Seele des Wagens war. Das ausgeklügelte System, das den unscheinbaren weißen Bus in eine 3,5 mal 20 Meter große Stöber-Oase verwandelt, geht auf seine Ideen zurück.

Es geht nur mit Liebe zum Geschäft

„Der Manfred war nicht nur ein Original. Er hatte auch viel Erfahrung und wusste genau, was gefragt ist“, sagt der Nachfolger, der vor sieben Jahren ins Familienunternehmen eingestiegen ist. „Das ist genau mein Ding. Im Büro rumhocken, wäre nichts für mich“, verrät der gelernte Zimmermann. „Ohne Begeisterung und die Liebe zum Geschäft kannst du diesen Beruf nicht machen. Dazu sind die Belastungen einfach zu groß“, weiß auch Ursula Stohbach.

In ihrem Büro steht noch der alte, braune Koffer von Günther Strohbach, der Anfang der 1950er Jahre mit einer Holzwarenfabrik in Stetten den Grundstein für das Familienunternehmen gelegt hat. „Der Vater meines Mannes hat zunächst Kleiderbügel hergestellt und ist damit von Laden zu Laden gezogen“, erzählt die Firmenchefin. Ein Freund brachte ihn dann auf die Idee, mit einem Marktwagen durchs Land zu ziehen. Das Sortiment ist nach und nach gewachsen und mittlerweile so groß, dass die Familie den Bestand nur noch schätzen kann.

15 000 verschiedene Ausstecherleformen

Denn die 500 Quadratmeter große Lagerhalle in Plattenhardt beherbergt nicht nur den Marktwagen, die Weihnachtsmarkthütte, Holzwaren, Mausefallen, Körbe und so weiter. Seit sechs Jahren betreibt die Familie dort auch einen kleinen Laden, in dem sich eine weitere Besonderheit befindet: eine acht Meter lange Wand mit rund 15 000 Ausstecherle. Neben den Klassikern für die Weihnachtsbäckerei hängen ausgefallene Formen wie der Eifelturm und das Brandenburger Tor, Totenköpfe, Kreuzfahrtschiffe, Emojis oder Tiere aller Art. „Backen ist unser Spezialgebiet. Viele dieser Ausstecher beziehen wir auch aus dem Ausland“, sagt Daniel Strohbach stolz.

Da die Krämermärkte wegen der Corona-Pandemie im Moment noch geschlossen sind, hat sich der Laden – der eigentlich als Ruhesitz des Seniors dienen sollte – zum wirtschaftlichen Rettungsanker entwickelt. Ursula Stohbach hat jetzt täglich geöffnet und kann sich vorstellen, dass das auch nach Corona so bleibt. Ihren Schwiegersohn aber treibt die innere Unruhe um. „Ich habe mich bei den umliegenden Wochenmärkten beworben und darf den Verkaufsstand mit einer Sondergenehmigung zum Beispiel in Waldenbuch aufbauen“, sagt er. Zumindest am Dienstagmorgen kann der Junior jetzt wieder um 4 Uhr die Füße aus dem Bett schwingen und das rollende Kaufhaus in Bewegung setzen.