Claudia Unger hat „Soko Stuttgart“- und „Tatort“-Folgen stilistisch den letzten Schliff verpasst Foto: privat

Claudia Unger aus Sillenbuch arbeitet für TV-Produktionen als Kostümbildnerin. Sie erklärt, warum es in ihrem Job um weit mehr als ums Shopping geht.

Sillenbuch - Sehr reduziert, sehr schlicht und zurückhaltend, sportlich und ohne viel Chichi. So beschreibt Claudia Unger ihren Kleidungsstil selbst. Zu ihren langen dunkelbraunen Haaren und der dunklen Brille trägt sie besonders gern schwarze Kleidung. Der eine oder andere mag das langweilig finden. Die Sillenbucherin sieht das selbst ganz anders. „Das hängt damit zusammen, dass ich zumeist mit anderen Personen im Spiegel zu sehen bin“, erklärt sie, „um mich geht es nicht“. Wenn sie in ihrem einen Job, dem der Stil- und Farbberaterin, auftritt, gibt sie ihren zumeist weiblichen Kundinnen Anregungen dazu, wie sie mit der richtigen Kleiderwahl ihren Typ unterstreichen können. Und wenn sie in ihrem anderen Beruf auftritt, hilft sie Schauspielern, ihre Rollen auch modisch in Szene zu setzen. Claudia Unger arbeitet für TV-Produktionen als Kostümbildnerin.

Nach dem Abitur hat sie erst mal eine Damenschneiderlehre gemacht, „ganz klassisches Handwerk“. Später setzte sie in Wien noch die Zusatzausbildung zur Bühnen- und Theaterschneiderin drauf und lernte dort auch den Umgang mit opulenten Kostümen. Gelandet ist sie Mitte der 90er schließlich zunächst beim SDR, und zwar als Schneiderin und Garderobiere. „Ganz was anderes als die Rokoko-Krinoline“, sagt sie lachend. „Trotzdem habe ich ganz schnell gemerkt, dass ich das Fernsehen, das realistische Darstellen von Figuren, die ich nur aus dem Drehbuch kenne, spannend finde.“

Dann tigert sie los und kauft die passende Kleidung

Heute wird die 50-jährige Freiberuflerin regelmäßig für Fernsehproduktionen als Kostümbildnerin gebucht. Vor allem „Soko Stuttgart“- und „Tatort“-Folgen hat sie schon den letzten Schliff verpasst. Ulrike Folkerts, Richy Müller, Eva Mattes, Astrid M. Fünderich – Claudia Unger zieht vor allem Kommissare an. Doch auch die Darsteller in Unterhaltungsshows oder Kinderserien stattet sie aus. Dem Kino ist sie ebenfalls nicht abgeneigt. Für den Film „Reality XL“ arbeitete sie unter anderem mit Heiner Lauterbach und Max Tidof. Außerdem wird sie als Stylistin für Werbefilmproduktionen engagiert.

Ob Bauarbeiter oder Millionär, ob Prostituierte oder Marktverkäuferin: keine Rolle ohne Kostüm. Szene für Szene. Zunächst entwickeln die Figuren sich vor Claudia Ungers geistigem Auge. „Ich lese ein Drehbuch, und in dem Moment entstehen Figuren im Kopf“, sagt sie. Und dann tigert sie los und besorgt die passende Kleidung. In Geschäften – „ich habe meine Verkäufer, die helfen mir weiter“ –, im Internet, in Second-Hand-Läden, auf Flohmärkten. „Ich wühle in Fundi oder auch bei Freunden im Kleiderschrank“, erklärt sie. Ein gewisses Repertoire aus reizvollen Originalstücken hat sich Claudia Unger nach 20 Jahren in dem Job auch selbst zugelegt. Das Ändern und Anpassen von einzelnen Stücken übernehmen dann in der Regel Assistenten und Garderobieren.

Hauptberuflich Klamotten shoppen, das klingt nach einem Traumberuf. Claudia Unger lacht laut auf. „Das sagen viele. Ich erwidere dann immer: Lauf du mal einen Tag mit mir mit.“ Das Besorgen der richtigen Stücke sei sehr zeitaufwendig, und freilich sei der Einkauf nur ein kleiner Teil ihrer Aufgaben. Stehen die Outfits, geht’s in die Absprache mit dem gesamten Filmteam und in Kostümproben. Und das können sehr viele werden. „Bei bestimmten Szenen ziehen wir schon mal 50 bis 70 Komparsen an“, sagt sie. Alles müsse bis aufs kleinste Detail passen. „Man erzählt eine Geschichte“, sagt Claudia Unger. „Das beste Kostüm ist das, das nicht auffällt, das stimmig ist.“