Das Parken ist in der City bis 23. Dezember kostenlos. Foto: factum/Simon Granville

In der Ludwigsburger Innenstadt sind in der Adventszeit die Parkgebühren ausgesetzt worden. Damit soll der gebeutelte Einzelhandel in der Corona-Zeit unterstützt werden. Die Aktion stößt jedoch beim Verkehrsclub Deutschland auf Unverständnis.

Ludwigsburg - Die Entscheidung der Stadt Ludwigsburg, in mehreren Parkhäusern und Tiefgaragen übergangsweise auf Parkgebühren zu verzichten, stößt auf Kritik von Umweltschützern. In einem offenen Brief hat sich Roswitha Matschiner vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) an Matthias Knecht gewandt und dem Oberbürgermeister vorgeworfen, mit dieser Politik „umweltschädliches Verhalten“ zu fördern. Knecht wisse genau, dass sich die Stadt stärker dafür einsetzen müsse, Mobilität nachhaltig zu gestalten. Stattdessen stoße man nun alle, die mit dem Bus, dem Fahrrad oder zu Fuß in die City kommen, vor den Kopf.

Matschiner ist nicht nur im VCD aktiv, sondern hat sich auch als Mitbegründerin der Ludwigsburger Radwegeinitiative einen Namen gemacht, bis 2009 saß sie für die Grünen im Gemeinderat, zeitweise als Fraktionschefin. Entzündet hat sich ihre Empörung an einem Maßnahmenpaket, das die Verwaltung unlängst mit dem Gemeinderat und dem Innenstadtverein geschnürt hat – mit dem Ziel, das Vorweihnachtsgeschäft des Einzelhandels anzukurbeln, der wegen der Corona-Pandemie in eine tiefe Krise gerutscht ist.

Aktion läuft bis 23. Dezember

Neben einem Lieferservice und Einkaufsgutscheinen beinhaltet das Paket kostenlose Parkplätze in den Stadtwerke-Garagen Rathaus, Akademiehof, Asperger Straße und auf dem Parkdeck Schillerviertel – allerdings nur von montags bis freitags zwischen 15 und 19 Uhr, begrenzt ist die Aktion bis zum 23. Dezember. Menschen, die mit dem Rad oder mit dem Bus unterwegs sind, bekommen an manchen Tagen Einkaufsgutscheine geschenkt, auch in der Fußgängerzone werden welche verteilt.

Matschiner ist trotzdem wütend. Sie argumentiert, dass die Parkhäuser sowieso schon immer „hoch subventioniert werden müssen“. Außerdem werde es nicht gelingen, mit dem Breuningerland auf der Grünen Wiese zu konkurrieren, indem man in der City kostenlose Parkplätze anbiete. „Wir können nur mit einer hohen Aufenthaltsqualität und gutem Service konkurrieren“, sagt sie. Gerade die Aufenthaltsqualität leide aber unter dem hohen Verkehrsaufkommen in der City.

Knecht: Kin Strategiewechsel

Knecht hat inzwischen auf den Brief geantwortet und die Vorwürfe zurückgewiesen. Mit dem beschlossenen Paket sei ein ausgewogener „Mix an Maßnahmen für Autofahrende, Zufußgehende, Busfahrende und Radfahrende gelungen“, so der OB. „Ich bin froh, dass wir so den Einzelhandel unterstützen können.“ Mit dem Beschluss sei aber kein grundsätzlicher Politikwechsel verbunden: Es sei völlig klar, dass die Rettung der Innenstadt langfristig nicht von der Höhe der Parkgebühren abhänge, sondern von der Aufenthaltsqualität auf den Plätzen und in den Parks sowie von der Gastronomie und dem Einzelhandel. Gegenüber unserer Zeitung fügt Knecht hinzu, dass Ludwigsburg weiterhin daran arbeiten werde, nachhaltige Mobilität zu fördern, den Busverkehr auszubauen und weitere Radwege anzulegen. „Aber ich halte es grundsätzlich für falsch, einzelne Arten von Mobilität gegeneinander auszuspielen.“