Es ist jetzt schon notwendig, dass die Tickets für Bus und Bahn günstiger werden. Foto: dpa

Die kostenlose Fahrt in Bus und Stadtbahn ist kein Allheilmittel. Es ist gut, die Idee erst zu testen, meint unser Politikredakteur Christoph Link.

Stuttgart - Endlich eine überraschende inhaltliche Meldung aus Berlin: Die schwarz-rote Koalition erwägt den Einstieg in die kostenlose Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Der Individualverkehr mit dem Auto soll zurückgedrängt und die Luft in den deutschen Städten sauberer werden. Alles gut?

Der ÖPNV braucht höhere Zuschüsse des Bundes

Die Tücken liegen im Detail dieser bisher nur vage skizzierten Idee aus Berlin. Denn die Erfahrungen aus anderen europäischen Städten zeigen, dass die kostenlose Abgabe von Tickets einen gewaltigen Sprung bei den Fahrgastzahlen zur Folge hat. Statt zu laufen, wird kostenlos eine Kurzstrecke mit dem Bus gefahren, Fahrradfahrer steigen um auf die „Öffentlichen“ genauso wie Berufspendler, die bisher mit dem Auto kamen. In einer Region wie Stuttgart sind zu den Hauptverkehrszeiten Busse, Stadt- und S-Bahnen ohnehin schon am Limit. Sollen sich da noch mehr Menschen in die Abteile quetschen? Richtig ist, dass der ÖPNV eine stärkere Rolle erfahren muss und die Städte höhere Zuschüsse des Bundes gut gebrauchen können, um Kapazitäten zu erweitern und teure E-Busse anzuschaffen. Es ist gut, die angeregten Maßnahmen zunächst in Modellstädten zu testen. Dass Tickets günstiger werden sollten, ist aber jetzt schon eine Notwendigkeit. Eine Fahrt mit dem Auto in die City darf nicht billiger sein als mit Bus oder Bahn.