Herausgewunken werden jene Biker, die zu schnell unterwegs sind. Foto: Gottfried Stoppel

Bei einer Kontrolle von Motorradfahrern gehen der Polizei auf der Straße von Sulzbach nach Spiegelberg viele Autofahrer ins Netz.

Sulzbach - Eigentlich wollen die Polizeibeamten des Reviers Backnang an diesem sommerlich heißen Sonntagnachmittag im April auf der Landesstraße von Sulzbach nach Spiegelberg Biker kontrollieren und jene tollkühnen Zweiradpiloten stoppen, die viel zu schnell unterwegs sind. Doch wer geht den Damen und Herren als erstes ins Netz? Ein Sportwagenfahrer. Den Mann sitzt lässig im Auto – und er weiß vermutlich was auf ihn zukommt. „Guten Tag“, sagt einer der Polizisten betont freundlich und erklärt dann, dass der Autofahrer mit 126 Sachen unterwegs gewesen ist. Erlaubt ist Tempo 70. „Geben Sie den Verstoß zu?“ Was soll der Übeltäter machen, er nickt stumm und unterschreibt ein Dokument. Demnächst werde er Post bekommen vom Landratsamt – und dazu vermutlich ein Fahrverbot.

Bußgeld vor Ort bezahlen

Alle paar Minuten winken die Kontrolleure dann doch Motorradfahrer raus – sie sind zu schnell gefahren, ihnen ergeht es wie dem Mann im Sportwagen. Anhalten, ein kurzes Gespräch, Unterschrift – und weiter fahren. Eine Bikerin indes muss länger warten. Sie erzählt, dass sie Russin sei, Führerschein und sonstige Papiere habe sich leider nicht dabei. Die Dame in Lederoverall darf erst weiter fahren, als Bekannte ein Foto ihres Führerscheins per Smartphone schicken. Und weil sie keinen festen Wohnsitz in Deutschland hat, muss sie ihr Bußgeld vor Ort bezahlen: 145 Euro.

Nach einer Stunde eine erste Zwischenbilanz: Der Polizeiführer Fabian Fendt sagt: „Schon vier Fahrverbote – aber alle für Autofahrer.“ Dann grinst er und ergänzt, dieser Umstand könnte bedeuten: die Polizeikontrollen speziell für Motorradfahrer „bringen was“. Womöglich haben sich die Biker – wie so oft – in den Sozialen Medien, etwa auf Facebook, wieder vorgewarnt. Fendt sagt, es sei auch in Ordnung, wenn sich die Motorradfahrer gegenseitig über aktuelle Geschwindigkeitskontrollen blitzschnell informierten. Das wichtigste Ziel sei es nämlich, dass die Tempolimits eingehalten werden. Denn es gebe einfach viel zu viele schwere Unfälle.

Viele tödliche Unfälle

Laut Auskunft des Innenministeriums ist die Zahl der tödlichen Motorradunfälle im Land von 2016 auf 2017 von 71 auf 101 in die Höhe geschnellt. Im Bereich des für den Rems-Murr-Kreis zuständigen Polizeipräsidiums Aalen wurden 2016 acht tote Biker gezählt, 2017 waren es 18.

Bis Sonntagabend gehen den Beamten des Backnanger Reviers bei ihren aktuellen Kontrollen nur drei Motorradfahrer, aber 26 Autofahrer ins Netz, die zu schnell gefahren sind. Ein Biker muss sein Motorrad abstellen, weil die falschen Reifen auf den Felgen sind. Ein Rollerfahrer muss mit einer Anzeige wegen Fahrens ohne Führerschein und Versicherungsschutz rechnen.