In wenigen Monaten soll das neue Tierheim eröffnet werden. Foto: factum/Bach

Die Tierschützer und der Kreis begraben endgültig ihre alte Feindschaft. Sie wollen keine Konkurrenten mehr sein, sondern künftig bei der Betreuung der Vierbeiner eng zusammenarbeiten.

Böblingen - Der Tierschutzverein gibt den Betrieb des Tierheims komplett auf, sobald die neue kommunalen Einrichtung im Frühjahr nächsten Jahres eröffnet wird. Dies besiegelten Vertreter des Vereins und der Böblinger Landrat Roland Bernhard am Mittwochnachmittag. Damit ändert der Verein noch einmal seine Politik. Hieß es bisher, dass im alten Heim künftig Tiere betreut werden sollen, die von ihren Besitzern dort abgegeben werden, sollen auch diese Tiere nun im Kreistierheim untergebracht werden.

Noch vor wenigen Jahren wäre eine solche Situation undenkbar gewesen. Viele Jahre lang bekriegten sich die Tierschützer intern im Verein und führten zudem ständige Machtkämpfe mit dem Partner Kreisverwaltung. Diese wiederum wähnte sich am längeren Hebel, da der Kreis den größten Teil der Kosten des Tierheimbetriebs zahlte.

Viele Ehrenamtliche zermürbt

Viele engagierte Vorstände hat Wolf Eisenmann, der frühere Vizelandrat und verantwortlich für das Tierheim, kommen und gehen sehen. Viele Mitarbeiter wurden zermürbt, viele Ehrenamtliche haben sich aufgerieben. Auch zwischen Eisenmann und dem Verein knirschte es oft gewaltig.

Dann beschloss man vor drei Jahren künftig getrennte Wege zu gehen. „Seither kommen wir gut miteinander klar“, stellt Eisenmann erfreut fest. Mittlerweile ist er stellvertretender Vorstand der Kommunalanstalt Kreistierheim Böblingen. Diese ist Träger des neuen Tierheims, das im Frühjahr eröffnet werden soll. Fünf Millionen Euro investiert der Kreis in den Neubau.

Man kann dem Haus beim Wachsen zuschauen. Eine Unterkunft für Vierbeiner nach modernstem Standard und natürlich tiergerecht. Nur wenige Meter entfernt steht das bisherige Heim. Dieses entspricht schon lange nicht mehr den Anforderungen einer zeitgemäßen Tierhaltung, ist veraltet und sanierungsbedürftig. Noch leben hier rund 600 Tiere. Doch spätestens im April werden sie umziehen – ins neue Haus.

Dann wechselt auch die Verantwortung für die Betreuung der Vierbeiner. Bisher war der Tierschutzverein zuständig, künftig wird es die Kreisverwaltung sein. Das alte Tierheim stellt den Betrieb ein erhält den Namen Tierschutzheim. Es wird sich ausschließlich um Sonderaufgaben kümmern, beispielsweise um die Pflege verletzter Wildtiere. Auch eine Hundetagesstätte darf es eröffnen oder ein Tierhospiz.

Auf keinen Fall aber will das Tierschutzheim eine Konkurrenz zum Tierheim sein. „Wir wollen uns ergänzen in der Arbeit“, betonte Anna Faix vom Vorstand. Deshalb mache es wenig Sinn, weiter Tiere aufzunehmen und zu pflegen, wenn es nebenan eine moderne Einrichtung gebe. Ausschlaggebend für diese Einsicht dürfte auch die finanzielle Situation sein. Denn wenn der Kreis die Verantwortung übernimmt, fallen natürlich auch die Zuschüsse an den Tierschutzverein weg. Etwa 220 000 Euro zahlt der Kreis pro Jahr.

Von den Mitarbeitern auf den achteinhalb Stellen will der Kreis die übernehmen, die geeignet sind, versicherte Wolf Eisenmann. Auch die ehrenamtlichen Gassigeher seien in der neuen Einrichtung hochwillkommen.

Verein kümmert sich um streunende Katzen und Hospiztiere

Der Tierschutzverein will sich weiterhin um streunende Katzen kümmern und verstärkt präventiven Tierschutz zum Beispiel in Schulen betreiben. Auch neue Projekte wie die Unterstützung von Senioren bei der Tierhaltung könne man sich vorstellen, sagte Britta Leins vom Vorstand. „Wir sammeln nun Ideen und erarbeiten ein Konzept, das wir dann unseren Mitgliedern vorstellen.“

Nach den Vorstellungen von Landrat Roland Bernhard und Wolf Eisenmann dürfen sich die Tierschützer mit ihren Ideen auch im Tierheim einbringen. „Nun streiten wir uns ja nicht mehr darum, wer das Sagen hat.“