Ein Mitarbeiter bei Voith in Heidenheim arbeitet an einer Wasserkraftturbine. Foto: dpa

Die Branche ist auch für 2018 optimistisch. Die Unternehmen sehen den Mangel an Fachkräften als größtes Hemmnis und die Digitalisierung als größte Herausforderung an. Durch die Elektromobilität werden Maschinen für neue Komponenten nötig.

Stuttgart - Die südwestdeutschen Maschinenbauer kommen immer mehr auf Touren. Die Industriebranche mit den meisten Beschäftigten im Land dürfte dieses Jahr voraussichtlich so viel umsetzen wie noch nie zuvor. Der Umsatz werde um mindestens sechs Prozent auf 81 Milliarden Euro steigen, sagte der Landesvorsitzende des Branchenverbandes VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), Mathias Kammüller. Außer dem Mangel an Fachkräften sieht der Verband im Augenblick keine wesentlichen Hemmnisse für Wachstum. Die Unternehmen, so die jüngste Umfrage des Verbandes, sind auch für das kommende Jahr optimistisch.

Elektromobilität bietet Chancen

Auch die Einführung der Elektromobilität ist für die Branche, die einen großen Teil ihres Umsatzes mit der Autoindustrie macht, kein Schreckgespenst. Nach Meinung von VDMA-Geschäftsführer Dietrich Birk kann dadurch sogar die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen steigen, mit denen neue Komponenten hergestellt werden können. Dies werde besonders dann der Fall sein, wenn zunehmend Hybridautos gefertigt würden, in die ein Verbrennungsmotor und ein Elektromotor eingebaut würden. Zudem erwartet der VDMA einen eher kontinuierlichen Übergang in das Elektrozeitalter und mindestens bis 2025 auch noch eine deutlich steigende Produktion von Verbrennungsmotoren. Große Chancen für Innovationen sieht Birk in der von seinem Verband geforderten Produktion von Batterien im Lande.

Dabei geht es dem VDMA keineswegs nur um den Zusammenbau der Batterien, sondern auch um die Fertigung der einzelnen Zellen. Der VDMA-Geschäftsführer räumte ein, die Rahmenbedingungen dafür seien in Baden-Württemberg – etwa wegen der hohen Stromkosten – nicht optimal. Ein deutlicher Vorteil des Südwestens gegenüber anderen europäischen Regionen sei dagegen die enge Verknüpfung von Forschungseinrichtungen und innovativen Unternehmen.

Nachholbedarf bei Digitalisierung

Als größte Herausforderung bezeichneten die Unternehmen nach der jüngsten Umfrage des Verbandes die Digitalisierung. Dabei dürfe allerdings das Ziel der Bundesregierung nur eine Zwischenetappe sein, sagte Kammüller. Die Regierung peilt eine flächendeckende Breitbandversorgung mit einer Leistung von 50 Megabit an. Nötig sei dagegen eine Leistung von „einem Gigabit und mehr“. Nur wenige Unternehmen nutzten bis jetzt die Möglichkeiten der Digitalisierung bei ihren internen Abläufen. Hier gebe es ebenso wie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle noch einen Nachholbedarf.

Das größte Hemmnis für weiteres Wachstum ist nach Ansicht der Unternehmen inzwischen der Mangel an Fachkräften. Vor einem Jahr hatten dagegen konjunkturelle Risiken noch überwogen. Inzwischen hätten 76 Prozent der Unternehmen offene Stellen. Dabei sei der Mangel an Facharbeitern inzwischen ähnlich hoch wie der an Ingenieuren. Die Ausbildungsplätze hätten dagegen von den allermeisten Unternehmen bis jetzt noch besetzt werden können. Eine Absage erteilte Kammüller politischen Forderungen nach einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeiten. Nötig sei vielmehr eine weitere Flexibilisierung der Arbeitsabläufe.

Die Weltkonjunktur ist stabil

Für die nächsten sechs Monate rechnen zwei Drittel der Unternehmen mit einer unverändert hohen Nachfrage, 30 Prozent sogar mit steigenden Bestellungen. „Die Weltkonjunktur ist trotz aller Risikofaktoren erstaunlich stabil“, sagte Kammüller. Trotz vieler Unklarheiten über die Politik von US-Präsident Donald Trump liefen die Geschäfte in den USA besser als vor einem Jahr. Auch durch den Brexit sehen die allermeisten Unternehmen keine gravierenden Folgen auf sich zukommen. In China sei die Branche mit einem Zuwachs der Maschinenverkäufe um 25 Prozent im ersten Quartal gut gestartet. Dieses hohe Tempo lasse sich aber nicht für das gesamte Jahr hochrechnen, meinte der Landesvorsitzende. Wichtiger, als strengere Regeln für die Übernahme deutscher Firmen durch chinesische Investoren zu schaffen, sei es, von der Regierung in Peking zu verlangen, deutsche Unternehmen nicht zu behindern. Auch auf Märkten, die noch 2016 als problematisch galten, wie etwa Russland oder Brasilien, zeichnet sich nach den Angaben des VDMA eine Erholung ab. Besser liefen die Geschäfte auch in Deutschland. Die Unternehmen investierten in eine Modernisierung ihrer Anlagen, aber auch in Erweiterungen ihrer Kapazitäten. Jedes zweite Unternehmen stufe die Erträge inzwischen als gut oder sehr gut ein.