Mannheims Nachtbürgermeister Hendrik Meier (rechts) bei der Arbeit vor Ort. Foto: dpa

Die Stadt Mannheim beschäftigt bereits einen in Teilzeit – in Stuttgart wird der Ruf nach einem Nachtbürgermeister immer größer. Kulturbürgermeister Fabian Mayer unterstützt diese Idee.

Stuttgart - Zwei neue Urinale hängen mittlerweile als Provisorien auf dem Männerklo des Clubs Billie Jean. Wirt Yusuf Oksaz will den rot gefliesten Toilettenraum wieder so schön gestalten, wie er vor der Zerstörung war. Sechs neue Pissoirs hat er als Sonderanfertigungen bestellt.

Noch immer sind die Täter nicht ermittelt, die den Stolz des Clubbetreibers Mitte April zertrümmert haben. Den Schaden muss der Chef selbst übernehmen – keine Versicherung erledigt dies für ihn. Der Vandalismus bleibt ein Gesprächsthema bei Partygängern. Yusuf Oksaz hat im Billie Jean die Zahl der Türsteher erhöht, die sich im Clubinneren verstärkt umsehen. „Wir sind sensibler geworden“, sagt der Wirt.

Kulturbürgermeister Fabian Mayer unterstützt die Idee

Hart ist die Arbeit im Stuttgarter Nachtleben oft. Nicht allein an der Zerstörungswut liegt dies. Beschwerden von Anwohnern über Lärm kommen hinzu, Müllprobleme gibt’s sowie Ärger mit Energieunternehmen, die nachts für Reparaturen das Wasser abdrehen und damit einen Barbetrieb zur besten Geschäftszeit lahmlegen. Auch das Zusammenspiel von Wirten und Behörden läuft nicht immer rund. Bei Konflikten im Partyleben soll künftig ein Nachtbürgermeister oder eine Nachtbürgermeisterin vermitteln. Der Ruf nach einem solchen Posten wird immer lauter.

Gastroberater Klaus Schöning setzt sich für die neue Stelle ein und hat als Unterstützer Kulturbürgermeister Fabian Mayer gewonnen. Der Jurist hat selbst viele Jahre im Nachtleben gearbeitet – in der Bar Waranga auf dem Kleinen Schlossplatz. Im Kommunalwahlkampf fordern mehrere Parteien einen „Night Mayor“, den es in Amsterdam, New York und London gibt. Diskutiert wird, wo der Nachtbürgermeister oder die Nachtbürgermeisterin im Stuttgarter Rathaus angesiedelt wird. Auch Wirt Yusuf Oksaz findet die Idee gut, sagt aber auch: „Das darf kein König ohne Königreich werden.“ Was er damit meint: Der neue Mann oder die neue Frau sollte mehr Befugnisse erhalten als dies etwa in Mannheim der Fall ist.

Mannheims Nachtbürgermeister verdient in Teilzeit 1200 Euro

Seit August 2018 ist der 27-jährige Hendrik Meier in der badischen Universitätsstadt der erste Nachtbürgermeister in Deutschland. Natürlich sitzt er nicht auf der Bürgermeisterbank im Gemeinderat. Sein Titel hört sich nur danach an. Für 50 Stunden Arbeit im Monat bekommt der Student, der seine Masterarbeit an der Popakademie schreibt, von der Stadt Mannheim ein Gehalt von 1200 Euro. 40 Frauen und Männer, darunter Musiker und Wirte, hatten sich um die Teilzeitstelle beworben. Stuttgarts Kulturbürgermeister Fabian Mayer glaubt, dass es nach der Kommunalwahl schnell geht, bis Stuttgart einen Konfliktmanager für die Nacht erhält. Beim Feiern sollten alle Seiten zufrieden sein. Ein gut funktionierendes Nachtleben dient nicht zuletzt dem Image einer Stadt.