Rolf Gaßmann, Vorstand des DMB-Mietervereins Stuttgart Foto: Lichtgut

SWSG-Mieter und zwei Stadträte, die im SWSG-Aufsichtsrat sitzen, debattiert. Die Stadträte Thomas Adler und Udo Lutz versprachen die Anliegen der Mieter an die städtische Wohnungsbaugesellschaft weiterzuleiten.

Stuttgart - Schwarze Löcher gibt es im All. Walter Farkas vom Mieterbeirat der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft SWSG zeigte ein solches als Symbol für Irdisches: die Nebenkosten. Wegen diesen lud der Mieterverein Stuttgart Bewohner von SWSG-Bauten und Stadträte aus fünf Fraktionen im SWSG-Aufsichtsrat zum Dialog. Philipp Hill (CDU), Silvia Fischer (Grüne), Udo Lutz (SPD), Tom Adler (Linke) und Luigi Pantisano (SÖS) sollten im Alten Feuerwehrhaus Heslach mit der SWSG-Mieterinitiative und Mietern über das Thema „Betriebskosten sparen – Was Mieter vom Aufsichtsrat der SWSG erwarten“ diskutieren, moderiert vom Vorstand des DMB-Mietervereins Stuttgart Rolf Gaßmann. Da aber im Rathaus die Gemeinderäte tagten, erschienen verspätet lediglich Udo Lutz und Tom Adler, um mit den rund 40 Teilnehmern zu sprechen.

SWSG widerspricht den Zahlen

Was sie umtreibt, hatte die SWSG-Mieterinitiative dokumentiert und Farkas präsentiert. Die Nebenkosten lägen erheblich über dem Betriebskostenspiegel anderer Wohnungen im Land, so Farkas. „Laut Mieterbund betragen sie durchschnittlich 2,19 Euro pro Quadratmeter im Monat. Wir zahlen 2,78 Euro bei der SWSG.“ Die hatte dem per Pressemitteilung widersprochen: 2017 hätten die durchschnittlichen Betriebskosten von SWSG-Mietwohnungen bei 2,02 Euro pro Quadratmeter und Monat gelegen. Auch der Punkt, dass sich das kommunale Unternehmen nicht um Einsparpotenziale kümmere, sei falsch. Indes wurden bei der Diskussion dafür Beispiele genannt, etwa ständig leuchtende Halogendampflampen, nonstop heizende Radiatoren im Flur oder Fahrradkeller, nicht funktionierende Solarthermieanlagen, falsche Begehungsprotokolle, Reinigungs- oder Gartenarbeiten, die abgerechnet wurden, aber nie stattgefunden hätten. Hausmeister wurden gefordert und programmierbare Thermostate, um Energie zu sparen. Nicht ernst genommen würden sie, ärgerten sich die Mieter, sondern als Störenfriede abgetan und in Gutsherrenart behandelt.

Betriebskosten seien, erläuterte Gaßmann, durchlaufende Posten für Wohnungsbaugesellschaften, würden umgelegt. In Norddeutschland habe daher eine Wohngesellschaft mit ihren Mietern Uni-Forscher geholt, um herauszufinden, wie man Betriebskosten einsparen könne. „Fazit: bis zu 275 Euro Ersparnis pro Mieter im Jahr – und das Ansehen der Vermieter stieg“, so Gaßmann.

Adler: Öffentlichen Druck aufbauen

Anderswo übernähmen zudem Mieter Hausmeisterdienste, verdienten so hinzu. „Das könnte was sein“, so Stadtrat Lutz. Allerdings komme es auf die Kosten an. Und Kohlenstoffdioxid müsse gespart werden, wo es eben gehe. Er baute vor allem auf den „Ausschuss Nebenkosten“. Adler indes betonte, dass längst die Punkte im Aufsichtsrat eingebracht, aber wegdiskutiert worden seien. „Wir nehmen ihre Anliegen mit!“

Den Mietern riet er, laut zu bleiben. Öffentlicher Druck sei wichtig, die SWSG müsse mehr in die Pflicht genommen, ökologischer werden. „Es geht nicht, als Nestbeschmutzer behandelt zu werden, wenn man Missstände aufzeigt.“