Die Ludwigsburger Grünen feiern ihren Wahlsieg. Foto: factum/

Die Grünen werden massiv angefeindet – von der politischen Konkurrenz und im Internet. Trotzdem sind sie die klaren Wahlsieger in Ludwigsburg. Was ist da passiert?

Ludwigsburg - Die Grünen polarisieren wie keine andere Partei in Ludwigsburg. Wenn ein Vertreter der Ökopartei im Gemeinderat über grüne Positionen spricht, rollen Mitglieder der bürgerlichen Fraktionen regelmäßig die Augen. Wenn die Grünen fordern, Parkplätze zugunsten von Radwegen zu opfern, werden sie regelrecht angefeindet – auch im Internet, wo sich leider oft nur jene äußern, die mehr auf Polemik statt auf Argumente setzen. Diese Grünen also, die so stramm im Gegenwind stehen, sind nun der strahlende Wahlsieger. Weit vor der CDU. Wie konnte das passieren?

Der Rückenwind aus Berlin erklärt das gute Ergebnis nur zum Teil

Natürlich profitieren sie vom Rückenwind aus dem Bund, vor allem in urbanen Regionen. Sie gelten als hip, modern, sind beliebt bei jungen Wählern. Will die CDU ihr Debakel aufarbeiten, wird sie nicht umhinkommen, zu fragen: Warum ist das so? Nur auf Berlin zu zeigen wird nicht reichen, denn in Ludwigsburg standen kommunale Themen im Fokus. Über nichts anderes wurde in der Stadt mehr gestritten als um die Frage, wie die Verkehrsprobleme zu lösen sind. Da prallen Welten aufeinander.

Auf der einen Seite: Der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Herrmann, der den Eindruck vermittelt, er würde am liebsten mit seinem Auto vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer fahren, wenn es möglich wäre. So werden die Christdemokraten zusammen mit den Freien Wählern als Teil der Autolobby wahrgenommen. Das bürgerliche Lager kämpft wesentlich härter für jeden Parkplatz als für neue Radwege, wesentlich härter für das Auto als für Bus und Bahn. Ewig lang waren dies erfolgversprechende politische Positionen – zumal in einer autofreundlichen Stadt wie Ludwigsburg.

Die Wähler trauen den konservativen Konzepten weniger als früher

Die Wählerwanderung beweist indes, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung nicht mehr daran glaubt, die Probleme mit konservativen Konzepten lösen zu können. Was bringt es, freie Straßen zu propagieren, wenn sowieso immer Stau ist? Die Grünen wollen keine Fahrverbote für Autos, beziehen aber klare Positionen – übrigens auch im Gegensatz zur SPD, die nicht nur im Bund, sondern ebenso in Ludwigsburg einen permanenten Schlingerkurs fährt. Die Grünen sind klar für die Stadtbahn, klar für mehr Radwege, klar für mehr Busse – und sie sind bereit, dafür den Autoverkehr einzuschränken. Die CDU wirft ihnen deshalb ideologische Verblendung vor. Allem Anschein nach ist für viele Wähler der grüne Ansatz aber nicht ideologischer, sondern schlicht erfolgversprechender.