VW soll zum globalen Champion werden, sagt Nutzfahrzeugchef Andreas Renschler. Foto: dpa

Andreas Renschler, der neue Chef der Nutzfahrzeugsparte des VW-Konzerns, will Daimler Paroli bieten. Dies ist mutig, meint Harry Pretzlaff.

Hannover - In diesem Jahr weht auf der Nutzfahrzeugmesse IAA bei VW ein frischer Wind. Die früheren Chefs der Truck-Sparte hinterließen bei den Veranstaltungen des Autoriesen auf der wichtigsten Branchenschau der Welt einen eher blassen Eindruck. Jochem Heizmann war vor sechs Jahren anzumerken, dass er mit diesem Geschäft fremdelte und eher ein Produktionsexperte ist, Leif Östling wurde vor vier Jahren von nervösen Pressesprechern abgeschirmt – aus Angst, der frühere Scania-Chef könnte etwas sagen, das nicht zur Sprachregelung des Konzerns passt. Vor zwei Jahren warteten dann alle gespannt auf den Antritt von Andreas Renschler, der nach seinem Abgang bei Daimler zunächst eine Zwangspause einlegen musste.

Nun tritt Renschler als neuer Nutzfahrzeugchef des VW-Konzerns erstmals in Hannover auf und nimmt kein Blatt vor den Mund. Der vom früheren VW-Patriarchen Ferdinand Piëch mit viel Geld von Daimler abgeworbene erfahrene Krisenmanager liebt klare Ansagen: VW soll der globale Champion der Branche werden – und damit Daimler vom Thron stoßen.

VW muss hohe Belastungen schultern

Das ist mutig, wenn man bedenkt, dass dies hohe Investitionen erfordert und der Wolfsburger Konzern hohe Belastungen durch den Abgasskandal schultern muss. Zudem hat Daimler einen riesigen Vorsprung, ist auf allen wichtigen Märkten der Welt fest verankert und schon weit auf dem Weg vorangekommen, gleiche Komponenten wie etwa Motoren für mehrere Marken zu nutzen und damit die Ertragskraft zu stärken.

Doch Renschler lässt sich davon nicht abschrecken. Er will seinen früheren Kollegen Paroli bieten. Dies zeigt sich auf der Messe daran, dass er sich spitzbübisch darüber freut, ebenso wie Daimler drei neue Fahrzeuge mit Elektroantrieb auffahren zu können. Für die Nutzfahrzeugbranche insgesamt ist dies ein gutes Signal. Denn dies zeigt, dass sich die Unternehmen gegenseitig zu technischen Höchstleistungen anspornen. Und damit wird die Position im internationalen Wettbewerb gestärkt.