John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank Foto: dpa

Die Russland-Affäre könnte die Deutsche Bank teuer zu stehen kommen, meint Rolf Obertreis. Deutsche-Bank-Manager John Cryan schwört die Mitarbeiter auf ein weiteres schwieriges Jahr ein.

Frankfurt - In seiner Botschaft zum Jahresende bereitet John Cryan die Mitarbeiter der Deutschen Bank auf ein weiteres schwieriges Jahr vor – wegen des notwendigen Wandels und der unausweichlichen Restrukturierung. Aber der seit Juli amtierende Chef des Instituts hat einen Punkt ausgelassen, der ihm selbst sehr bewusst sein dürfte: Weitere Sanktionen und Strafen für Skandale und Rechtsstreitigkeiten. Es könnten im nächsten Jahr erneut Milliarden fällig werden. Allein die dubiosen Geldwäsche-Geschäfte in Russland und mögliche Verstöße gegen US-Sanktionen könnten sehr teuer werden. Fast fünf Milliarden Euro hat die Bank in ihrer Büchern für Strafen zurückgestellt, davon weniger als eine Milliarde für Russland. Ob das reicht? Werden 2016 tatsächlich die gesamten Rückstellungen benötigt, hätte das Institut seit 2010 mehr als 15 Milliarden Euro gezahlt.

Eine verheerende Bilanz und ein drastisches Urteil über die Arbeit von Noch-Co-Chef Jürgen Fitschen und dem im Juni geschassten und letztlich kläglich gescheiterten Anshu Jain. All das zeigt: Der Umbau, die Sanierung und die kulturelle Gesundung der Deutschen Bank wird Jahre dauern. John Cryan und der erneuerte Vorstand stehen vor einer Mammutaufgabe. Viele Mitarbeiter werden ihren Job verlieren, die gebeutelten Aktionäre und Eigentümer werden viel Geduld brauchen.