Die Schienen der Bottwartalbahn liegen seit 1990 brach. Foto: Werner Kuhnle

Die Kassen von Land und Kommunen sind voll, die politischen Entscheidungsträger sind sich einig. So gut wie jetzt waren die Chancen für die Bottwartalbahn noch nie, meint unser Autor Rafael Binkowski.

Marbach - Es ist ein wenig wie bei anderen Bahnlinien, die nach 20, 30 oder 40 Jahren reaktiviert werden: Die Widerstände sind groß, die Zweifel ebenfalls, und selten sind sich alle Kommunen und kommunalen Politiker einig. So war es bei der Schönbuch- oder der Ammertalbahn im Kreis Böblingen oder bei der Hesse-Bahn in Calw. In diese Reihe könnte sich auch die Bottwartalbahn einreihen. Die Erfahrung zeigt: Wenn die Züge erst einmal rollen, steigt die Nachfrage automatisch an. Die hohen Immobilienpreise in Städten zwingen immer mehr Menschen dazu, sich im Umland anzusiedeln.

Komfortable Möglichkeit für Pendler

Das Potenzial ist also vorhanden – immer stärker wird auch der Drang aus Richtung Norden in die Region Stuttgart. Deswegen hat der Regionalverband auch ein hohes Interesse an dem Projekt. Sie würde die völlig überfüllte Autobahn 81 entlasten und böte für Pendler eine komfortable Möglichkeit, mit einem Umstieg in Marbach zu den Arbeitsplätzen in Ludwigsburg und Stuttgart zu gelangen. Oder auch in die andere Richtung nach Heilbronn. Es gibt also viele Argumente. Und wenn die Zahlen der nun beauftragten neuen Wirtschaftlichkeitsstudie stimmen, führt an dem Projekt kaum noch ein Weg vorbei.

Es ist eine historische Chance. Mancher skeptische Bürgermeister ist inzwischen im Ruhestand, auch die Landräte und die Region wollen die Bottwartalbahn voran treiben, der grüne Verkehrsminister Winfried Herrmann fördert Bahn. Bleibt zu hoffen, dass die Anhänger der Bottwartalbahn einen langen Atem haben. Selbst Optimisten rechnen mit zehn Jahren, bis der erste Wagen tatsächlich fährt.