Ousmane Dembele ist dann mal weg Foto: dpa

Nach dem Neymar-Transfer für 222 Millionen Euro ist in der dadurch ausgelösten Kettenreaktion der nächste Domino-Stein gefallen. Mit dem Dembélé-Deal driftet der Fußball endgültig in eine Parallelwelt ab. Ein Kommentar von unserem Redakteur Heiko Hinrichsen.

Stuttgart - Zunächst darf man den Häuptlingen der Dortmunder Borussia, den Herren Watzke, Zorc und Co., ruhig einmal gratulieren: Wer im Sommer 2016 ein 19-jähriges Megatalent für 15 Millionen Euro von Stades Rennes holt und eben diesen Ousmane Dembélé nur ein Jahr später für rund das Zehnfache wieder veräußert, der hat auf einem total überhitzen Markt in seinem Job als Fußball-Insider ein ganz feines Näschen bewiesen. Chapeau!

Für etwas weiter außen Stehende wird es dagegen richtig schwierig. Für den Fußball-Normalo etwa, der in der Kurve steht und 200 Euro für seine Dauerkarte hingelegt hat. Für die Fans sind derlei groteske Wechselspiele, derart absurde Transfers im 150-Millionen-Euro-Bereich, längst nicht mehr greifbar. Sie zeugen lediglich davon, dass weite Teile des Fußballbusiness in eine Parallelwelt abgedriftet sind, in der einige Akteure – etwa die Verantwortlichen beim neuen Neymar-Club Paris St-Germain – komplett die Bodenhaftung verloren haben.

Wie lange wird die Basis diesen irrwitzigen Wahnsinn noch unterstützen? Wie lange kann die Konkurrenz außerhalb von Madrid, Manchester, München und Dortmund überhaupt noch ansatzweise mit den Big Playern in Europas Königsklasse mithalten? Der VfB Stuttgart gewiss nicht, weil allein die Erlöse für Dembélé den Jahresumsatz des Clubs um einiges übersteigen werden. Insofern ist der 150-Millionen-Deal eine gute Nachricht für den Dortmunder Kassenwart, aber eine ganz schlechte für die Fußballfans.

heiko.hinrichsen@stzn.de