Zoll-Beamte werden eher anderswo fündig als beim Großprojekt Stuttgart 21 – trotz gegenteiliger Befürchtungen vieler Beteiligter Foto: dpa

Die Zusammenarbeit zwischen Bahn, Baufirmen und Zoll klappt. Großer öffentlicher Druck zu Beginn der Arbeiten hat dazu geführt. Man würde sich wünschen, dass beim Großprojekt Stuttgart 21 überall solche Transparenz herrscht.

Stuttgart - Gebetsmühlenhaft hat Bahn-Vorstand Volker Kefer über die Jahre betont, wie wichtig Transparenz beim umstrittenen Großprojekt Stuttgart 21 sei. Immer und immer wieder musste er nach neuen Pannen ankündigen, dass es jetzt aber auch wirklich ernst gemeint sei mit der totalen Offenheit. Nur, um dann einige Zeit später wieder vor die Öffentlichkeit treten zu müssen mit der Botschaft von weiteren Katastrophen. Inzwischen hat Kefer seinen Hut genommen – und der kritische Beobachter wird den Eindruck nicht los, das es auch künftig Gelegenheiten geben wird, bei denen die Verantwortlichen der Bauherrin sich erklären müssen. Verzögerungen, Kostensteigerungen, störende Eidechsen – das Potenzial an Aufregern ist enorm und wahrscheinlich kann man sich noch gar nicht ausmalen, was da noch so alles folgen könnte.

Fast unwirklich erscheint es da, wenn einmal gute Nachrichten kommen. Zoll und Arbeitnehmervertreter, die einst extrem skeptisch gewesen sind, was Ausbeutung und Schwarzarbeit auf den Stuttgart-21-Baustellen betrifft, zeigen sich zufrieden. Die Kontrolle klappt, das eigens erdachte System für das Groß-projekt habe sogar bundesweit Vorbildcharakter, heißt es bei den zuständigen Behörden. Verstöße entdeckt man zumindest derzeit kaum noch. Allerdings gilt auch hier: Offenbar ist massiver Druck notwendig gewesen. Verheerende Kontrollergebnisse zu Beginn der Arbeiten mitsamt des öffentlichen Echos haben Bahn und Baufirmen zum Einlenken gebracht. In diesem Fall nicht zu spät. Denn seither läuft die Zusammenarbeit.

Man würde sich wünschen, das wäre auch in anderen Bereichen des Vorhabens so. Angesichts der nicht enden wollenden Differenzen der Projektpartner beim Thema Kosten scheint das Kind aber längst in den Brunnen gefallen. Es wäre besser gewesen, die Bahn hätte in Sachen Transparenz auch dabei von Anfang an die Alarmsignale gehört.

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juergen.bock@stuttgarter-nachrichten.de