Hinter Fifa-Präsident Joseph Blatter liegen schwere Wochen – die Zukunft sieht noch schlechter aus. Foto: dpa

Die Unschuldsvermutung gilt selbst für Joseph S. Blatter. Doch die Eröffnung des Strafverfahrens in der Schweiz gegen den Präsidenten des Fußball-Weltverbandes mag niemanden überraschen. Jetzt muss König Sepp abdanken – sofort!, sagt Jochen Klingovsky.

Zürich - Der Fußballer liebt einfache Wahrheiten. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Der Ball ist rund. Foul ist, wenn der Schiri pfeift. Und nun auch: Der Fisch stinkt immer vom Kopf her. Zwar gilt selbst für Joseph S. Blatter die Unschuldsvermutung, aber es gibt kaum noch jemanden, der glaubt, dass der mächtige Boss tatsächlich nichts gewusst hat von Korruption, Bestechung und Betrug in seinem Fußball-Weltverband (Fifa). Deshalb konnte nicht wirklich überraschen, was am Freitag bekannt wurde: Die Justizbehörden in der Schweiz haben ein Strafverfahren gegen Blatter eröffnet – wegen des Verdachts ungetreuer Geschäftsführung und Veruntreuung. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Lange herrschte Blatter in seinem dunklen Reich wie ein unantastbarer Sonnenkönig. Sein diktatorisches System lief wie geschmiert, und selbst als des Ende seiner Regentschaft unausweichlich war, wollte er sich noch als Retter inszenieren. Der Schweizer hatte vor, bis zum 26. Februar 2016, wenn sein Nachfolger gekürt wird, im Amt zu bleiben – und bis dahin zu erledigen, was er jahrelang versäumt hat: die Fifa reformieren, die Geldströme transparent machen, den Sumpf der Korruption austrocknen. Sollte er dies wirklich vorgehabt haben, ist das Projekt spätestens jetzt gescheitert. König Sepp muss abdanken – sofort!

Blatter hinterlässt einen Verband, der im Chaos versinkt. Erst vor einer Woche war Generalsekretär Jérome Valcke suspendiert worden, und nun könnte Blatter auch noch Michel Platini mit in den Abgrund ziehen. Der Präsident des europäischen Verbandes Uefa galt als Favorit auf die Nachfolge Blatters. Nun wurde bekannt, dass er 2011 vom Fifa-Boss eine „treuwidrige Zahlung“ über 1,8 Millionen Euro erhalten haben soll. Dem entsetzten Fußballer fällt da nur noch ein Spruch ein: Das Spiel ist aus.

j.klingovsky@stn.zgs.de