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Drohnen inspirieren die Phantasie – etwa wenn Daimler sie nun angeblich zum Beladen von Lieferwagen einsetzen will. Sie dienen aber oft nur als Marketinginstrument, das Technologie sexy machen soll.

WStuttgart - er erinnert sich noch an das weltweite Echo, das Amazon im Jahr 2013 mit der Ankündigung auslöste, die Auslieferung von Waren per Drohne zu testen? Das Geburtstagspaket per Abwurf auf den Balkon, das weckte die Fantasie. „Amazon liefert Pakete bald mit Mini-Drohnen aus“, lauteten die Schlagzeilen.

Vier Jahre danach bastelt Amazon immer noch. Im Dezember 2016 ist in Großbritannien, wo die regulatorischen Hürden niedrig sind, ein allererstes Testpaket ausgeliefert worden. Auch die Deutsche Post testet Lieferungen in schwierig zu erreichende Gebirgsregionen. Aber das Bild von Drohnen als Paketboten führt in die Irre.

Drohnen sind vielseitig – aber schlechte Paketboten

Drohnen sind inzwischen allgegenwärtig. Sie sind für viele Aufgaben ein exzellentes Instrument – etwa wenn es darum geht, mit einer Kamera bestückt, in die schwierigsten Winkel zu gelangen. Aber eine Drohne ist kein besonders gutes Gerät für den Massentransport. Sie ist zu klein und auch die Batteriekapazität erlaubt nur geringe Reichweite und Tragfähigkeit. Das Gut, das so transportiert wird, muss sehr hochwertig, extrem eilig und leichtgewichtig sein, wenn sich das lohnen soll. Für Arzneimittel ist das vorstellbar, für Kaffeepakckungen nicht. Ansonsten gilt in der Logistik: Niedrige Kosten sind wichtiger als Tempo. Ohne Gratislieferung hätten viele Online-Orders keine Chance. Und wie ein voluminöser Lieferwagen effizient von ganzen Schwärmen kleiner Drohnen beladen werden soll, ist das Geheimnis der Marketingabteilung. Es bleibt eine Nische.

Nichts gegen Visionen: Aber sinnvoller wäre über das wirkliche Potenzial der Drohnentechnologie zu reden. Ein deutsches Start-up hat etwa Drohnen entwickelt, die im Vorbeiflug an einem Hochregallager die Barcodes von Paletten für die Inventur erfassen. Das ist realistischer als der Drohnenschwarm, der angeblich Lieferwagen hinterherschwirren soll.

andreas.geldner@stzn.de