Nächster Karriereschritt wird zum Ärgernis: Pofalla Foto: dpa

Niemand hat was dagegen, wenn Politiker in die Wirtschaft wechseln. Im Fall des Ex-Kanzleramtsministers Pofalla bedeutet der fliegende Wechsel aber, dass sich die Bahn ein teuren Lobbyisten kauft, der einen Versorgungsposten braucht.

Berlin - Wer wollte es Ronald Pofalla schon verübeln, dass er die Tretmühle Kanzleramt leid ist und sich mit 54 nach einem Job sehnt, in dem es ruhiger zugeht und er mehr Zeit fürs Privatleben hat?

Es ist ja auch nichts dabei, dass ein Politiker wie Roland Koch in die Wirtschaft wechselt, sein Können zum Vorteil eines neuen Arbeitgebers einsetzt und dafür großzügig entlohnt wird. Niemand möchte Berufspolitiker haben, die an ihrem Stuhl kleben und für die keine andere Verwendung mehr zu finden ist.

Um all dies geht es im neuen Fall des fliegenden Wechsels eines Spitzenpolitikers aber nicht. Was anrüchig ist und zu Recht harsche Kritik hervorruft, ist vielmehr die Tatsache, dass Politiker aus hohen Regierungsämtern eigens und allein ihrer guten Drähte zu Entscheidungsträgern wegen von Unternehmen angeworben werden. Es hatte ebenfalls ein Geschmäckle, als der Staatsminister aus dem Kanzleramt, Eckart von Klaeden, zu Daimler wechselte. Und es stinkt zum Himmel, wenn Pofalla nun sein neues Büro im Bahntower bezieht.

Je nachdem, wo das Büro liegt, könnte er buchstäblich auf Parlament und Kanzleramt hinabschauen. Wobei sich eine andere Frage aufdrängt: Wozu benötigt ein Staatsunternehmen wie die Bahn, in dessen Kontrollgremium mehrere Staatssekretäre der Bundesregierung und ein Vertreter des Bundestages sitzen, überhaupt einen Cheflobbyisten für Regierungskontakte? Ist es nötig, dafür einen Millionenbetrag auf den Tisch zu legen? Die Vermutung liegt nahe, dass die Dinge etwas anders liegen: Da wurde für einen verdienten Mitarbeiter der Kanzlerin ein hoch dotierter Posten bei einem Staatsunternehmen gesucht – und gefunden. Schamlos.