Die Fantastischen Vier traten 2018 bei den Jazz Open auf dem Schlossplatz auf. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Es hat lange gedauert, doch nun hat das Land reagiert: Es wird von 2020 an die Veranstalter in die Pflicht nehmen. Für Veranstaltungen auf dem Schlossplatz müssen sie ein Kombiticket einführen.

Stuttgart - Es hat lange gedauert, doch nun hat das Land reagiert: Es will von 2020 an die Veranstalter in die Pflicht nehmen. Für Konzerte auf dem Schlossplatz müssen sie ein Kombiticket einführen. Dies geht aus einer Antwort des Finanzministeriums auf einen Antrag des Göppinger SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hofelich hervor.

Bezugnehmend auf einen Artikel unserer Zeitung hatte Hofelich gefragt, „warum ein sogenanntes Kombiticket, welches zur Nutzung des ÖPNV im Rahmen des VVS-Netzes berechtigt, für Veranstalter auf dem Schlossplatz nicht verpflichtend ist?“ Die Antwort beginnt zunächst etwas ausweichend: „Die für Veranstaltungen auf dem Schlossplatz zuständige Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg hat Veranstaltungsunternehmen regelmäßig auf die Möglichkeiten eines  . . . Kombitickets . . . hingewiesen.“

Die Bitte hat nicht funktioniert

Das allerdings hat keine Wirkung gezeigt. Zumindest bei den Jazz Open hatte die Bitte nicht gefruchtet. Der Veranstalter Opus bot und bietet auch für 2019 mit Konzerten etwa von Sting auf dem Schlossplatz kein Kombiticket an. Geschäftsführer Jürgen Schlensog hatte zuletzt im September mit dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) verhandelt. „Wir sollten 1,15 Euro Fahrtkostenanteil je verkauftem Ticket zahlen“, sagte er, „das würde uns 60 000 Euro kosten und ist für uns nicht leistbar.“ Zudem würden nur 40 Prozent der 50 000 Besucher aus der Region kommen, der Rest reise mit dem ICE, dem Flugzeug und dem Auto an. Schlensog sagt deshalb: „Theoretisch könnten wir den Betrag draufschlagen, aber dann würden 60 Prozent der Besucher für eine Leistung zahlen, die sie nicht nutzen.“ Würde man seitens des VVS zu einem anderen Schlüssel kommen, könnte man für künftige Veranstaltungen über ein Kombiticket nachdenken.

Vertragskonditionen sollen geändert werden

Nun wird ihm das Nachdenken wohl abgenommen. Denn, so das Finanzministerium, „die Möglichkeit, ob bei neuen Anfragen eine vertragliche Verpflichtung zum Angebot eines Kombitickets gegenüber Veranstaltungsunternehmen kostenpflichtiger geschlossener Veranstaltungen auf landeseigenen Flächen sowie landeseigenen Gebäuden durchsetzbar ist, wird derzeit geprüft.“ Und weiter: „Bei entsprechendem Ergebnis der Prüfung werden die Vertragskonditionen für die Überlassung des Schlossplatzes für Veranstaltungen ab dem Jahr 2020 dahingehend geändert, dass die Veranstalter beim Verkauf von Eintrittskarten grundsätzlich ein Kombiticket anbieten müssen.“

Kooperationen gibt es schon in Heidelberg

Hofelich hätte gerne, dass bereits dieses Jahr die Karten für Jazz Open und SWR-Sommerfestival auf freiwilliger Basis als Kombiticket angeboten werden. Diese sind allerdings bereits im Verkauf. Einen weiteren Wunsch hat er:„Dass das Kombiticket auch für die weiteren Veranstaltungsorte im Land gilt.“ Also etwa für das Schloss Ludwigsburg. Kooperationen mit Nahverkehrsverbünden gebe es bereits bei den Schlössern Bruchsal, Mannheim, Schwetzingen und Heidelberg, so das Finanzministerium.

Sieben Millionen verkaufte Kombitickets

Das Kombiticket hat eine lange Geschichte. Erstmals galt die Eintrittskarte als Fahrschein bei einem SDR-3-Festival in der Schleyerhalle. 1985 zog der VfB nach. Mit beachtlichem Erfolg: 11,5 Millionen Fußballfans fuhren mit dem Kombiticket ins Stadion. Bei den Konzerten dauerte es länger. Da regierte der Wildwuchs. Manche Veranstalter boten das Kombiticket an, andere nicht. 2008 nahm die städtische Tochter in.Stuttgart in ihre Verträge eine Klausel auf: Wenn Eintrittskarten in den Verkauf kommen, müssen Veranstalter für Veranstaltungen im Neckarpark ein Kombiticket anbieten. 2017 wurden sieben Millionen Kombitickets verkauft.