Das Alte Schloss bietet eine traumhafte Kulisse für die Jazz Open. Foto: Opus/Pfisterer



Der Sommer von 2018 hat’s in sich. Für die Kolumne „Stuttgart live“ sind wir mittendrin und berichten täglich aus der brummenden Stadt. Vom Alten Schloss, das bei den Jazz Open zum schönsten Rotlichtviertel wird, bis zum Feuerzauber des Lichterfestes – kunterbunt glänzt und begeistert Stuttgart.

Stuttgart - Grammy-Preisträger Stanley Clarke ist 67 Jahre alt und spielt wie ein junger Gitarrengott. „I’m older“, ruft der US-Bassist dem Publikum der 25. Jazz Open entgegen, „but hipper“.

Noch ein bisschen älter ist das Alte Schloss. Als Burganlage zum Schutz des Stutengartens geht es bis aufs zehnte Jahrhundert zurück. Nun aber ist der einstige Wohnsitz der Herzöge und Fürsten so hip wie ein Jungbrunnen. Willkommen im schönsten Rotlichtviertel der Stadt!

Beim Jubiläumsfestival brechen die Besucher in Jubel aus. Der Sound und das Lichterspiel im historischen Gemäuer erreichen eine Perfektion, die auch die Musiker sichtbar erfreut. „Man sollte den Innenhof öfter als Konzertbühne nutzen“, ist zu hören. Bei den Jazz Open geschieht dies nun im zweiten Jahr. Die aus den USA angereisten Musiker sind happy. Alte Schlösser kennen sie in ihrer Heimat nur als Nachbauten von Disneyland – nun richten einige, kaum dass sie auf der Bühne stehen, erst mal ihr Handy für einen kleinen Film aufs Publikum und den Arkadenhof.

Wirt Wilhelmer: „In München ist weniger los als bei uns“

Begeistert sind ebenso die Banker der Sparda-Welt. Alle Konzerte bei ihnen hinterm Hauptbahnhof sind rappelvoll. Auch abseits der großen Bühnen wird Musik gefeiert. Die Jazz Open, schwärmen die Sparda-Leute, hätten es geschafft, „in die Breite zu gehen“. Dabeisein sei nun alles. Obwohl die Stadt an allen Ecken und Enden brummt, am letzten Wochenende etwa mit dem Lichterfest auf dem Killesberg, der Abschiedsparty der alternativen Einkaufszeile Fluxus, mit Konzerten zum 60. Geburtstag des Hafens und mit dem Fischmarkt, ist das Jazzfestival ein Publikumsmagnet und leidet nicht unter der vielen Konkurrenz.

„So viele geballte Feste gibt es nur in Stuttgart“, frohlockt Wasenwirt Michael Wilhelmer, der bei den Jazz Open für die Verpflegung der zahlenden und der von Sponsoren eingeladenen Gästen verantwortlich ist. Keine andere Stadt in Deutschland komme bei dieser Feierlaune mit. Wilhelmer ist oft in München, wo er das Armani-Café in der Nobelpassage Fünf Höfe betreibt. „Bei den Bayern ist weniger los als bei uns“, sagt er, „außer Oktoberfest haben die nicht viel.“

Feinstaub, Baustellen, Bahnhofsstreit? Nein, Stuttgart kann auch Spaß und Lebenslust! Um es mit dem US-Star Stanley Clarke zu sagen: Stuttgart „is older, but hipper“. Wir freuen uns auf weitere tolle Tage!