Jazz-Open-Chef Jürgen Schlensog Foto: Opus

Der Sommer von 2018 hat’s in sich. Für die neue Kolumne „Stuttgart live“ sind wir mittendrin und berichten täglich aus der Stadt der Festivals und Feste. Heute stellen wir Jürgen Schlensog vor, den Chef der Jazz Open.

Stuttgart - Endlich, es geht los! So viele geballte Live-Auftritte gab’s noch nie in Stuttgart. In etwa 20 Jahren werden wir im späten Rentnerglück sagen: Der Sommer von 2018 ist legendär!

Wehmutsvoll werden wir uns dereinst erinnern: Kurz nach dem vorletzten Konzert der Rolling Stones am Neckar (2028 spielen die vier, auf Klappstühlen sitzend, als Hocker-Rocker ein letztes Mal bei uns „Satisfaction“) sind fast alle gleichzeitig gekommen: Helene Fischer, die Toten Hosen, die Fantas, Lenny Kravitz, Kraftwerk, Jamiroquai – puuuh, so heiß und supergut!

Jazz Open im Alten Schloss mit Gregory Porter eröffnet

Der Sommer von 2018 hat die Chance, allen zu zeigen, dass in der von Staus und Baustellen genervten Stadt doch noch Spaß vorhanden ist. Die Menschen mögen gereizt sein, die Nase voll von Dreck haben. Wenn es was zu feiern gibt, geben sie alles und sind happy in einer spannenden Stadt.

Für diese Kolumne sind wir mittendrin und melden uns täglich mit Erlebnissen. Im Alten Schloss, wenige Schritte vom Fischmarkt entfernt, sind die Jazz Open am Freitag auf einer der schönsten Bühnen der Stadt mit Gregory Porter eröffnet worden. Im früheren Wohnsitz der Grafen und Herzöge, wo tausend Jahre Mythen und Legenden zu Hause sind, schauen die Leute aus mehreren Stockwerken auf den prachtvollen Arkadenhof.

Er wirkt wie ein Gentleman

Ein schlanker, stilvoll gekleideter Mann fällt auf. Er wirkt wie ein Gentleman, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringt. Es ist Jürgen Schlensog, der Chef der Jazz Open. Zum 25. Geburtstag des Festivals scheint ihm alles noch viel besser zu gelingen als bisher schon: Das Wetter ist sommerlich perfekt und die großen Konzerte sind ausverkauft. Mit wenigen Stunden Schlaf begnügt sich Schlensog nun. Viele Künstler begrüßt er selbst, hört sich deren Wünsche an, trifft sich täglich mit den Mitarbeitern um 14 Uhr, ist beim Soundcheck gegen 15 Uhr dabei, spielt Feuerwehr, hofiert Sponsoren und Ehrengäste, geht auf After-Show-Partys und am liebsten nachts in den Jazzclub Bix zum Runterkommen. Zu seinen Highlights im Jubiläumsjahr gehört Pat Metheny am Montag im Alten Schloss. Bei den ersten Jazz Open 1994 war der Gitarrist dabei und seitdem nicht mehr da.

Schlensog weiß, wie man mit Diven umgeht. Als Grace Jones zu den Jazz Open kam, erschien eine übel gelaunte Sängerin am Flughafen. Keiner konnte ihr irgendwas recht machen. Eigentlich wollte sie gleich nach dem Auftritt ins Hotel. Dann aber machte das Konzert sie übermütig. Die Dame beschloss, eine Party backstage zu feiern. Auf die Schnelle musste der Festivalchef das Nötige organisieren. Bis um 6 Uhr ging’s rund. Beim Abflug anderntags war ihre Laune wieder divenmäßig unten.