Kaminzimmer in Janukowitschs Anwesen vor den Toren Kiews. Foto: Getty Images

Diktatoren sind nicht nur böse, sie haben auch keinen Geschmack. Ein Blick in ihre Paläste spricht Bände, meint StN-Kolumnist Tom Hörner.

Diktatoren sind nicht nur böse, sie haben auch keinen Geschmack. Ein Blick in ihre Paläste spricht Bände, meint StN-Kolumnist Tom Hörner.

Stuttgart/Kiew - Was ist der Unterschied zwischen einem Chef und einem Diktator? Wenn der Chef seine Sekretärin braucht, ruft er: „Frau Soundso, bitte zum Diktat!“ Der Diktator bittet „zum Diktator!“.

Riesen Schenkelklopfer. Allerdings einer, der auf ein ernstes lautliches Problem aufmerksam macht. Diktat? Diktator? Man muss schon genau die Ohren spitzen, um herauszuhören, mit wem man es zu tun hat, zumal wenn der Diktator aus dem nichtdeutschsprachigen Ausland kommt.

Allerdings gibt es einen untrüglichen Diktatoren-Indikator. Der Despot von Welt bewohnt meist mehrere großzügige Immobilien, die völlig überladen und potthässlich eingerichtet sind. Insofern passt der geschasste ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch ganz gut ins Bild eines Menschen, dem das Volk seine Stimmen gab und der ihm im Gegenzug dazu sein Geld nahm: viel Protz, viel Prunk, wenig Geschmack in der Hütte. So wurde der Weltöffentlichkeit diese Woche das Anwesen in Meschigorje nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew präsentiert.

Gut, den möblierten Scheußlichkeiten der Herren Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi kann Janukowitschs „Gaga-Datsche“ („Spiegel Online“),allein schon was die Ausmaße angeht, nicht das Wasser reichen. Aber wenn nicht alles täuscht, spielt der Kamerad auch nicht in der Champions League der Kotzbrocken. Im von der Firma Weltquartett vor einigen Jahren herausgegebenen „Tyrannen-Quartett“ wäre Janukowitsch ein unbeschriebenes Blatt gewesen.

Interessant ist, dass es auf den Anwesen von Elvis und Michael Jackson auch nicht anders aussah als bei den Despoten hinterm Sofa. Ist wohl kein Zufall, dass die beiden Jahrhundertkünstler unter dem wenig demokratisch anmutenden Namenszusatz King firmierten.

Sorry, muss schließen. Mein Chef rief. Hörte sich wie „Diktat“ an. Kann mich aber auch verhört haben.