In anderen Familien wollen die Kinder ein Haustier, in der Familie unserer Kolumnistin war sie es, die in die gefürchtete Ich-will-ein-Haustier-Phase kam. Foto: wel

In Pandemiezeiten haben offenbar viele die Idee, ein Haustier aufzunehmen. Diese Erfahrung hat unsere Kolumnistin gemacht, die gerade für ihre Familie erfolglos nach einer jungen Katze sucht.

Stuttgart - Während es in anderen Familien die Kinder sind, die jahrelang um ein Haustier betteln, war es in unserer Familie eigentlich nur ich, die sich nach einer tierischen Mitbewohnerin sehnte. Sohn (6) und Tochter (3) waren bislang eher mäßig an Vierbeinern interessiert. Also im Zoo und beim Bauernhof-Urlaub schon, aber die gefürchtete Ich-will-ein-Haustier-Phase ließ bei uns auf sich warten – was ich sehr schade fand. Denn ich hatte mir vom Nachwuchs Unterstützung erhofft, wenn ich dem Mann erkläre, wie heimelig es doch ist, wenn eine Katze unser Sofa vollhaart und die Stühle zerkratzt.

Tatsächlich hat zumindest das eine Kind sogar eher Angst vor Tieren (vor allem vor Hunden, was ich wiederum voll verstehen kann), weshalb ich es noch dazu für eine pädagogisch sinnvolle Maßnahme halte, ihm in einer Art Konfrontationstherapie diese Scheu vor anderen Spezies zu nehmen.

Ich nölte allein monatelang

Und so nölte ich also allein monatelang an den Mann hin. Und mit den Argumenten, wir würden ja nun ohnehin länger nicht mehr in den Urlaub fahren können und hätten außerdem einen sehr cat-sitting-willigen Verwandten direkt um die Ecke wohnen, konnte ich ihn schließlich überzeugen. Als wir es dann den Kindern mitteilten, waren die spontan sehr begeistert von der Idee. Offenbar hätte ich sie einfach nur früher aufhetzen müssen.

Nun gibt es da allerdings ein Problem: Mit dem Wunsch nach einer jungen, durchschnittlichen Hauskatze, scheinen wir gerade nicht allein zu sein. In der Pandemie, großteils gefesselt an die eigenen vier Wände, während draußen ein ungemütliches Virus grassiert, sehnen sich offenbar viele nach einem unschuldigen Mitbewohner zum Dranrankuscheln. Was dazu führt, dass die Tierheime praktisch leer gefegt sind (und nun wohl befürchten müssen, dass sie sehr schnell wieder sehr voll werden könnten, sobald dieser ganze Corona-Kater vorbei gezogen ist).

Nach sieben Minuten ist das Angebot wieder offline

Aber auch andere Kanäle der Tiervermarktung funktionieren derzeit nicht. Auf unseren Aushang beim Tierarzt im Viertel („Eine Katze!? Oh, das wird schwierig, das wollen gerade alle!“), meldete sich natürlich bislang keiner. Und wann immer ich bei Ebay-Kleinanzeigen auf eine Anzeige mit jungen Kätzchen klicke, haben sich diese schon ungefähr 1000 andere Menschen angesehen. Die Kätzchen sind dann immer schon weg oder man muss sich sofort entscheiden und das Geld vorab überweisen. Kennenlernen wegen Corona vorher leider nicht möglich, versteht sich! Der Rekord: Zwischen Online- und Offline-Gehen eines Angebots für fünf Kitten (Fachbegriff für junge Katzen) lagen sieben Minuten.

Wir nutzen jetzt die Zeit, um uns bestmöglich auf die neue Mitbewohnerin vorzubereiten. Transportbox, Körbchen, Katzenklo und Fressnapf sind gekauft, Katzenhandbücher für Klein und Groß studiert. Bei deren Lektüre denke ich übrigens öfter an jenen dicken, neurotischen Kater, mit dem ich seinerzeit aufgewachsen bin – und bei dem wir offenbar sämtliche Erziehungsfehler machten, die es laut Katzenhandbuch gibt. Unter anderem wurde er derart von meiner Mutter verwöhnt, dass er irgendwann nur noch frisch von ihr zubereitete Innereien mit Reis fraß – aber das nur am Rande...

Noch ein Grund, auf das Ende der Krise zu hoffen

Jedenfalls: Wir wären bereit. Wenn Sie also jemanden kennen, der jemanden kennt, der jemanden kennt: Melden Sie sich!

Ansonsten haben wir halt einen Grund mehr, das Ende dieser Pandemie herbeizuwarten.

Lesen Sie hier mehr von der Kolumne Mensch, Mutter.

Lisa Welzhofer ist Autorin der Stuttgarter Nachrichten und Mutter zweier Kinder. In ihrer Kolumne macht sie sich regelmäßig Gedanken übers Elternsein, über Kinder, Kessel und mehr. Sie schreibt im Wechsel mit ihrem Kollegen Michael Setzer, der als „Kindskopf“ von seinem Leben zwischen Metal-Musik und Vatersein erzählt.