Schöne Bescherung! Foto:  

Streit, Probleme und kein Schnee: Mit dem Wünschen kann man gar nicht früh genug beginnen. Man muss sich nur mal in Ludwigsburg umschauen.

Ludwigsburg - Weil die Adventszeit dieses Jahr so wahnsinnig kurz ist, muss man dieses Jahr wahnsinnig früh mit dem Wünschen beginnen. Der Stadt Ludwigsburg, der das Wünschewohl ihrer lieben Bürger und der ihr noch lieberen Touristen besonders am Herzen liegt, eröffnet deshalb bereits diese Woche ihren Weihnachtsmarkt. Lebkuchen naschen und Glühwein schlürfen bei vorhergesagten 17 Grad – warum nicht?

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Wahrscheinlich ist es letztlich nur konsequent, dermaßen vor die Ereignisse zu kommen. Wenn die Dächer der putzigen Buden eh schon seit Jahren nicht mehr so puderzuckerputzig mit Schnee bestäubt sind, wie sie seit eh und je auf den Werbebildern blitzen, muss man nicht noch viel Zeit mit Warten auf Schneeflöckchen und Weißröckchen verbringen. Und, schwupp, eh man sich versieht, kann sich Ludwigsburg nicht nur des barockesten Weihnachtsmarkts der Region rühmen, sondern auch des ersten, der seine Tore hoch und weit macht. Herzlichen Glückwunsch! Dass der Ludwigsburger Weihnachtsmarkt der schönste ist, war ja schon immer klar. Aber das nur am Rande.

Zurück zu den Wünschen, die noch nicht in Erfüllung gegangen sind. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit steht auf dem Wunschzettel sehr vieler Ludwigsbürger: „Sprich mit mir!“ Eine Häufung dieses Wunsches ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in Hoheneck, in Pflugfelden, im Bereich der Jägerstraße und der Osterholzallee auszumachen. Dort also, wo die Bürger wie aus dem Nichts erfahren haben, dass die Stadt vor ihrer Haustüre, oder auf ihrem Sportplatz, oder in ihrem Wäldchen Unterkünfte für rund 300 Flüchtlinge zu errichten gedenkt. Und dort, wo die Stadtteilausschüsse nicht mal zu jener Sitzung geladen wurden, wo die Verwaltung ihre Pläne präsentierte. Gut, umso geladener waren die Stadtteilvertreter dann halt.

Mehr Spiel und Spaß

Wie, fällt einem bei vertiefterem Nachdenken auf, Werner Spec, als er im Sommer aus der Zeitung erfuhr, dass seine OB-Kollegin aus Kornwestheim gedenkt, den Ludwigsburgern eine Flüchtlingsunterkunft direkt vor die Markungsgrenze zu setzen. Als eine „Kriegserklärung“, wertete das der tobende Ludwigsburger Oberbürgermeister. Jawoll, der selbe Mann, der sich von seinen aufgebrachten Bürgern nun Verständnis wünscht, oder doch wenigstens Ruhe.

Apropos Kornwestheim: Es wäre nicht verwunderlich, wenn auf den Wunschzetteln der Stadträte dort die Sehnsucht nach Unmengen an spielfreudigen Kinderlein formuliert wäre. Wozu hat man denn vor vier Jahren die pädagogisch wertvolle Ravensburger Kinderwelt eingerichtet? Doch nicht, damit sie leer steht. Nein! Die Kinderwelt wurde eingerichtet, damit in das seit Jahren vor sich hindümpelnde Wette-Center in der Innenstadt Leben (und nicht etwa ein Casino) einzieht. Damit Kornwestheim auch etwas hat, das in die Welt ausstrahlt und einmalig ist. Doch nun ist es so, dass leider nur die Karriere dieses einzigartigen Indoor-Spielplatzes einmalig traurig ist.

Noch mehr Wünsche

Damit sich das nun wirklich ein für allemal ändert, will die Stadt ein weiteres Mal investieren: 180 000 Euro für mehr Platz zum Toben, Klettern, Rutschen und Fahren einer neuen Attraktion. Gleichzeitig, auch das könnte einzigartig sein, werden die Öffnungszeiten reduziert. Statt an fünf Tagen pro Woche soll sich die Kinderwelt nur noch drei Tage drehen. Womöglich weil es dann weniger Gelegenheit gibt, Geld aus den Fenstern des Indoor-Spielplatzes hinaus zu werfen? Man wird sehen. Wie man auch sehen wird, ob die Stadt das Schild ändert, mit dem sie die Besucher am Ortseingang begrüßt. „Ravensburger Kinderwelt – ganzjährig geöffnet“, ist darauf zu lesen. Wünschenswert wäre: „Ganzjährig am Wochenende geöffnet!“

Als ausgesprochen bürgerfreundlich müssen in diesem Zusammenhang die Wunschbäume erwähnt werden, die nun in vielen Rathäusern aufgestellt werden. Geschmückt sind sie mit Wunschzetteln bedürftiger Bürger – derer sich weniger bedürftige Bürger annehmen können. Was aber niemanden davon abhalten sollte, auch Wünsche zu äußern, die mit Geld wenig zu tun haben. Liebe zum Beispiel. Oder Weisheit. Oder Weltfrieden.