Paul Nemeth (zweiter von rechts) geht in die Stadt – und nicht wandern. Foto: CDU

Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche machen die Grünen Freizeitgestaltung für jedermann und die CDU kapert endgültig das Thema Klimaschutz.

Sindelfingen - Wer am Samstag noch keinen Plan hatte, konnte sich einfach dem Oberbürgermeister anschließen. Als Bilanz seit seinem Amtsantritt kann Stefan Belz mit Recht behaupten, dass er das Freizeitangebot in Böblingen stark bereichert: Dieses Mal stand ein „herbstlich bunter Spaziergang“ auf dem Programm. Von 10 Uhr an ging es durch den Stadtteil Grund. Das Mal davor wurde gemeinsam geradelt, und zum Kaffeekränzchen hat er auch schon eingeladen. „Bürgernah“ nennt er die Veranstaltungsreihe, die sicherlich schon Stammpublikum hat. Politik wird für die Grünen zunehmend zum Spaziergang.

Wandern mit der Landtagsabgeordneten

Wer auch kommenden Samstag nichts vorhat, kann sich Thekla Walker anschließen. Die grüne Landtagsabgeordnete legt noch eine Schippe drauf und lädt am 12. Oktober gleich zu einer Wanderung durch den Schönbuch ein. Stefan Belz ist erstaunlicherweise nicht dabei, dafür hat Walker mit Andre Baumann, dem Staatssekretär vom Umweltministerium, ein anderes Zugpferd vor den Karren gespannt. Überhaupt bietet sie ein Rundum-Wohlfühl-Paket für den Ausflug an. Bei der „gemütlichen Wanderung zum Naturdenkmal Birkensee und zurück über den Bromberg werden am Wegesrand liegende Kleindenkmäler erkundet“, kündigt sie an. Einen Schönbuch-Naturführer hat sie außerdem engagiert. Ganze vier Stunden dauert die Tour, an deren Ende sogar noch beim Turnverein Altdorf eingekehrt wird.

Aber die grüne Landtagsabgeordnete geht im Walde nicht nur so für sich hin. Bei ihrem Spaziergang sollen im Vorübergehen nicht nur Kleindenkmäler betrachtet, sondern „auch aktuelle Themen wie der Klimawandel aufgegriffen werden“. Wenn die Grünen weiterhin so beschaulich Politik betreiben, laufen ihnen allerdings bald die Christdemokraten den Rang ab. „Zurück in Berlin – Klimaschutz im Fokus“, lautet beispielsweise die dynamische Überschrift von Marc Biadacz’ Bericht aus der Bundeshauptstadt. Den Sommer hat er ebenfalls genutzt, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. „Denn ich bin fest davon überzeugt, dass Politik heute mehr denn je von den Begegnungen mit den Menschen lebt“, hat er das Buhlen der Parteien um den Wähler erkannt. Daneben werde sie noch ein bisschen im Parlament gemacht, berichtet er.

Die CDU erkennt den Nachholbedarf

„Wir haben im Klimaschutz eindeutig Nachholbedarf“, räumt Marc Biadacz ein, ohne klarzustellen, wen er damit genau meint. Die Deutschen, die CDU, die Bundesregierung – irgendwie alle kommen schließlich dafür in Frage. Jedenfalls freut er sich über das Klimapaket der Kanzlerin und fordert jeden Einzelnen dazu auf, auf Einwegplastikverpackungen zu verzichten und kurze Strecken – aber nur wenn möglich, schiebt der Bundestagsabgeordnete ein – klimaneutral zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen.

Anders als die Grünen sind die Christdemokraten etwas lauffaul: „Auf dem notwendigen Weg zu einem besseren Klimaschutz kommt man nur mit Innovationen voran“, erklärte kürzlich der CDU-Landtagsabgeordnete Paul Nemeth. Statt spazieren zu gehen, hat er lieber in der Sindelfinger Innenstadt die Nähe zu den Bürgern gesucht. Die Passanten finden das Thema Klimaschutz wichtig, wollen nur keine Verbote, hat er dabei erfahren. Diese Begegnungen belebten prompt seine Politik: „Die Bürger mit reinen Verboten zu belegen, ist für uns bei der CDU der absolut falsche Ansatz“, betonte Paul Nemeth. Vielmehr gelte es, den Leuten Anreize zu schaffen. Statt einer gemütlichen Wanderung hat er staatliche Zuschüsse für den Ersatz von Ölheizungen im Sinn.